Gesundheit - Braunschweig:Weil lobt Forscher für rasche Reaktion auf Corona

Braunschweig
Stephan Weil (SPD), Ministerpräsident Niedersachsen, steht vor der Staatskanzlei und zieht einen Mundschutz an. Foto: Julian Stratenschulte/dpa/Archivbild (Foto: dpa)

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Braunschweig (dpa/lni) - Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) hat Forscher in Niedersachsen für ihre schnelle Reaktion auf die Corona-Pandemie gelobt. "Die Grundlagenforschung und die Infrastrukturen, die wir hier in Niedersachsen aufgebaut haben, erweisen sich jetzt als sehr flexibel und schnell adaptierbar in der aktuellen Situation", sagte der Regierungschef am Freitag. Zusammen mit Wissenschaftsminister Björn Thümler (CDU) besuchte er das Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) in Braunschweig, um sich über den aktuellen Stand der Forschung zu informieren.

In den Gesprächen mit Experten wie Gérard Krause, dem Leiter der Abteilung Epidemiologie, fiel das Interesse Weils vor allem auf die App Sormas. Das System soll vor allem Gesundheitsbehörden bei der Seuchenbekämpfung und Risikoabschätzung helfen. Ein Coronavirus-Modul erlaubt es den Forschern zufolge, in Regionen Einzelfälle von Erkrankten mit Covid-19 frühzeitig zu erfassen, klinische Details und Laborbestätigungen zu dokumentieren und Kontaktpersonen zu begleiten.

Die Anwendung ist dem HZI zufolge bereits in 16 der bundesweit 400 Gesundheitsämter im Einsatz, vor allem in Berlin. "Der volle Mehrwert mit der Vernetzung zwischen den Gesundheitsämtern wird in einem System verfügbar sein, das in wenigen Wochen fertig ist", sagte Krause. Weil wolle sich das System für Niedersachsen genauer anschauen.

Die Forschung zur Infektionsausbreitung in der Bevölkerung bezeichnete Weil als sehr wichtig mit Blick auf die zuletzt beschlossenen Corona-Lockerungen. Die am Mittwoch von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und den Ministerpräsidenten der Bundesländer getroffenen Entscheidungen nannte er einen "Strategiewechsel". Dazu zählen die Öffnung der Gastronomie und aller Geschäfte, die schrittweise Rückkehr aller Schüler an die Schulen und Training im Freizeitsport.

Bei der Regionalisierung der Infektionsbekämpfungen würden die Kommunen aber nicht mit der Verantwortung allein gelassen. "Es bleibt eine gesamtpolitische Aufgabe", betonte Weil. "Es kommt darauf an, dass wir vor Ort so gut wie möglich identifizieren, was passiert und wie wir vorbeugen können", sagte Weil. Die Wissenschaftler des HZI hätten in einer Ausnahmesituation binnen weniger Wochen ihre Forschung umgestellt und könnten bereits erste vielversprechende Ergebnisse vorweisen.

Erst vor wenigen Tagen hatte ein Team um den Braunschweiger Virologen Luka Cicin-Sain nach eigenen Angaben Antikörper nachgewiesen, die das neuartige Coronavirus am Eindringen in Zellen hindern könnten. Vom HZI, der Technischen Universität Braunschweig und dem Antikörper-Unternehmen Yumab seien 6000 verschiedene, künstlich hergestellte menschliche Antikörper analysiert worden. Dabei wurden mehr als 750 Antikörper gefunden, die an das Coronavirus andocken - eine Voraussetzung dafür, um den Erreger erfolgreich zu bekämpfen.

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