Gesundheit - Binz:Raupen des Kiefern-Prozessionsspinners in Prora

Binz
Raupen des Kiefern-Prozessionsspinner hängen an einem Baum. Foto: Jens Büttner/dpa-Zentralbild/dpa/Archivbild (Foto: dpa)

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Prora (dpa/mv) - Strandbesucher in Prora auf Rügen müssen sich vor den haarigen Raupen des Kiefern-Prozessionsspinners in Acht nehmen. In der Düne liegen Gespinstnester mit vielen braunen Raupen auf einem Trampelpfad im Sand. Auch an einigen Kiefern sind die faustgroßen Nester zu sehen. Schilder der Gemeinde weisen auf die Tiere hin und warnen vor dem Betreten der Düne. Die feinen Brennhaare der Raupen können bei Berührung Hautreizungen und allergische Reaktionen hervorrufen, ähnlich wie beim bekannteren Eichen-Prozessionsspinner. Auch Hundeschnauzen können empfindlich reagieren. Zuvor hatten verschiedene Medien über das Vorkommen der Raupen in Prora berichtet.

Eine Familie aus Trier hat die Warnschilder am Strand nicht gesehen, aber die neun und zwölf Jahre alten Töchter haben die Raupen auf dem Weg entdeckt. "Wir haben sie zuerst für Eichen-Prozessionsspinner gehalten, die kennen wir", sagt Mutter Mailin Brenner. Sorgen machen sie und ihr Mann Dirk sich nicht, aber vorsichtig wollen sie schon sein. Eine Familie, die ausgestreckt am Strand liegt, hat die Raupen noch nicht bemerkt und auch keine Angst. Eine Urlauberin dagegen erschrickt: Wenn ein Kind barfuß in solch ein Nest tritt, könne das sicherlich schmerzhaft sein, sagt sie.

"Die Raupen verpuppen sich jetzt im Sand", sagt der Leiter des Sachgebietes Waldschutz und Waldzustandsüberwachung der Landesforstanstalt, Mathis Jansen. Die Haare bleiben im Boden und behalten ihr Gift. Die Schmetterlinge des Kiefern-Prozessionsspinners sind dagegen völlig harmlos. Seinen Namen hat der Nachtfalter von der Eigenart der Raupen, in langen "Prozessionen" in der Dämmerung zu den Fressplätzen zu ziehen. Die Raupen ernähren sich von Kiefernnadeln. Sie schädigen die Bäume, bringen sie aber nicht zum Absterben.

Kiefern-Prozessionsspinner gehören nach Angaben des Umweltbundesamtes zu den wärmeliebenden Insekten. In Deutschland kommen sie demnach etwa seit 2008 vor. Auch in Mecklenburg-Vorpommern werden sie Jansen zufolge seit mehreren Jahren beobachtet. "Vor allem auf Usedom haben wir immer wieder Vorkommen, aber auch in der Müritzregion", berichtet er. Die Raupen würden besonders oft auf Campingplätzen und Waldrändern gesichtet. Einerseits lieben sie offene, sonnige Abschnitte, andererseits werden sie mitten im Wald weniger wahrgenommen, wie Jansen sagt. Generell komme der Kiefern-Prozessionsspinner überall vor, wo auf sandigen Böden Kiefernwälder stehen. Die Tiere hätten jedoch von den Extremsommern 2018/19 sehr profitiert.

Das Gesundheitsamt hat Arztpraxen und weitere Behörden über das Vorkommen der Raupen in Prora informiert. Der Binzer Allgemeinmediziner Uwe Mittelbach hatte bisher "ganz, ganz selten" Patienten mit Hautreizungen durch solche Raupen. Er gebe ihnen dann eine entzündungshemmende Salbe. Die Raupen waren zuerst in Höhe der Jugendherberge Prora gesichtet worden. Jansen zufolge besteht am Strand die Aussicht, dass die Tiere weggeweht oder weggespült werden.

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