Gesundheit:Billig-Schmuck mit Blei belastet

Gesundheitsschädliche Stoffe in Schmuck

Verbraucherschützer haben in Modeschmuck gesundheitsschädliches Blei und Cadmium gefunden.

(Foto: dpa)
  • Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) hat in manchen Billig-Schmuckstücken hohe Rückstände von Blei und Cadmium gefunden.
  • Sollte der Schmuck verschluckt werden, könnte dies zu lebensgefährlichen Vergiftungen führen.
  • Bei weiteren Tests fanden die Prüfer auch in Küchenkräutern wie Dill oder Rosmarin bedenkliche Rückstände, etwa von Aluminium.

Von Felix Hütten

Schmuck ist sehr beliebt als Weihnachtsgeschenk, die Kaufhäuser bewerben zum Advent unzählige Ohrringe, Ketten, Uhren. Beim Einkauf sollten Konsumenten allerdings vorsichtig sein: Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) warnt vor hohem Blei- und Cadmiumgehalt in manchem Billig-Schmuck, in dessen Legierung - anders als bei Edelmetall-Schmuck aus Gold oder Silber - oftmals minderwertige Materialien verarbeitet werden. Die Analyse wurde am Mittwoch in Berlin vorgestellt. Die Prüfer haben in 32 von 262 Stichproben Bleiwerte oberhalb des Grenzwertes von 500 Milligramm pro Kilogramm gefunden. Bei einer untersuchten Halskette waren die Verschlusshaken sogar vollständig aus Blei gefertigt.

Der Gehalt des Schwermetalls Cadmium lag bei 26 Proben oberhalb des Grenzwerts von 100 Milligramm pro Kilogramm. Blei und Cadmium gelten in hohen Mengen als gesundheitsgefährdend. Sie können das Nervensystem, Nieren und Knochen schädigen und zu Unfruchtbarkeit führen. BVL-Präsident Helmut Tschiersky forderte die Hersteller auf, ge­sund­heits­ge­fähr­dende Materialien in ihren Produkten zu vermeiden. Bislang veröffentlichte das BVL keine Details zu betroffenen Marken.

Besonders gefährlich sind bleihaltige Schmuckstücke wie Ringe oder Ohrstecker, wenn diese verschluckt werden, beispielsweise von Kindern. Dies könnte im schlimmste Falle sogar zu einer tödlichen Vergiftung führen, sagte Juliane Becker, Vorsitzende der Länderarbeitsgemeinschaft Verbraucherschutz. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat bereits 2012 vor bleihaltigem Schmuck gewarnt. Besonders Säuglinge und Kleinkinder sollten keine Kettchen oder Ohrringe aus Blei tragen, da die Gefahr besteht, dass sie daran lutschen oder sie in den Mund nehmen. Das BVL kündigte an, gemeinsam mit den Bundesländern Modeschmuck weiterhin verstärkt zu kontrollieren. Produkte, die Grenzwerte überschreiten, sollen beanstandet werden und aus dem Handel verschwinden.

Rückstände auch in Kräutern

In der aktuellen Analyse des BVL haben Prüfer zudem Kräuter wie Rosmarin, Dill, Oregano und Schnittlauch auf Rückstände von Pflanzenschutz- und Schädlingsbekämpfungsmitteln untersucht. Die Höchstgehalte wurden in neun Prozent der Rosmarin-Proben, in knapp acht Prozent der Dill-Proben und etwa sechs Prozent der Oregano-Proben überschritten. Besonders Kräuter aus Nicht-EU-Staaten waren betroffen. Zudem fanden die Prüfer in über 90 Prozent der Kräuter Rückstände von Aluminium, bei mehr als der Hälfte oberhalb des typischen Werts von etwa fünf Milligramm pro Kilogramm.

Nach Einschätzung der Prüfer des BVL könnten Aluminium-Anreicherungen in den Böden der Anbaugebiete oder der Einsatz von aluminiumhaltigen Pflanzenschutzmitteln in Frage kommen. Allerdings warnt BVL-Präsident Tschiersky vor zu großer Aufregung: Da Kräuter allgemein nur in geringen Mengen verzehrt werden, würden die ermittelten Pflanzenschutzmittelrückstände und die Aluminiumgehalte kein unmittelbares Risiko für die Verbraucher darstellen.

Aluminium wird vom Körper nur in geringen Mengen aufgenommen und über die Niere ausgeschieden. Allerdings kann sich das Leichtmetall im Verlauf eines Lebens im Körper ansammeln, insbesondere in der Lunge und in den Knochen. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat als tolerierbare wöchentliche Aufnahmemenge über die Nahrung einen Milligramm Aluminium je Kilogramm Körpergewicht bestimmt. Nach Schätzungen der Behörde liegt die Aluminium-Aufnahmemenge der meisten Bürger in Europa bei etwa 0,2 bis 1,5 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht pro Woche.

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