Vorbeugung:Rückenschmerzen: Sport hält den Rückfall fern

80 Prozent aller Menschen leiden mindestens einmal im Jahr unter akuten Rückenproblemen. Die wenigsten wissen, dass regelmäßige Bewegung das Risiko verringert.

Von Werner Bartens

Rückenschmerzen sind nicht nur lästig und schmerzhaft, sondern auch extrem häufig. 80 Prozent aller Menschen leiden mindestens einmal im Jahr unter der akuten Pein im Kreuz - zwischen 24 und 80 Prozent der Betroffenen erleben im selben Jahr einen Rückfall. Ärzte und Physiotherapeuten aus Australien und Brasilien haben deshalb analysiert, wie den Beschwerden am besten vorgebeugt werden kann. Im Fachmagazin Jama Internal Medicine (online) zeigen sie, dass Bewegung - am besten in Kombination mit Aufklärung - das Risiko für akute Rückenschmerzen deutlich senkt. Einlagen und Rückengürtel helfen hingegen kaum.

Das Team um Daniel Steffens von der Universität Sidney hat in einer Metaanalyse Daten von mehr als 30 000 Patienten ausgewertet. Demnach verringern Übungen zur Kräftigung der Muskeln, Dehnen und Ausdauersport das Risiko für Rückenschmerzen um 35 Prozent und für Krankschreibungen sogar um 78 Prozent. Klären Ärzte und Physiotherapeuten darüber auf, dass die Beschwerden zumeist von allein wieder verschwinden, und dass Sport in gemäßigter Form auch während der Einschränkung hilfreich ist, fällt die Bilanz sogar noch besser aus.

"Trotz dieser erfreulichen Erkenntnisse zeigt unsere Untersuchung aber auch, dass der Nutzen nach einem Jahr abnimmt", so Steffens. "Viele Teilnehmer hören wohl nach Ende der Studie auf, gezielt etwas für ihren Rücken zu tun. Dabei spricht alles dafür, dass regelmäßige Bewegung nötig ist, um Beschwerden vorzubeugen."

In einem begleitenden Kommentar schreiben die Mediziner Timothy Carey und Janet Freburger von der University of North Carolina: "Wäre eine Pille oder Spritze in der Lage, akute Rückenschmerzen in diesem Ausmaß zu verhindern, würden wir uns vor Werbung in Zeitschriften und im Fernsehen kaum retten können." Dennoch würden Physiotherapie oder ein strukturiertes Übungsprogramm von Ärzten zu selten verschrieben. "Effektive, aber schlecht bezahlte Behandlungen ohne aufwendige Technik werden zu wenig genutzt, das gilt auch für andere Krankheiten."

Allerdings sind noch andere Hausaufgaben von Ärzten und Therapeuten zu erledigen. Carey und Freburger fordern bessere Standards dafür, welche Form der Bewegung am besten hilft: Stärkung der Rumpfmuskulatur, Beweglichkeit oder allgemeine Kräftigung der Muskeln entlang der Wirbelsäule? Ähnliches gilt für die Frage, welche Art der Aufklärung am wirksamsten ist und wie Betroffene motiviert werden können, ein Bewegungsprogramm beizubehalten, nachdem die Beschwerden abgeklungen sind.

Weil die Vorbeugung wenig kostet und vergleichsweise simpel ist, müssten Zuzahlungen für Patienten gering bleiben, Ärzte zur Verordnung animiert und die Behandlung selbst besser entlohnt werden - schließlich, so Carey und Freburger, "ist der potenzielle Nutzen für Patienten, Arbeitgeber und das Gesundheitssystem enorm".

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