Gesundheit - Berlin:Raus in die Sonne: Nicht alle Berliner halten sich an Regeln

Berlin
Menschen gehen im Mauerpark mit großem Abstand zueinander spazieren. Foto: Carsten Koall/dpa (Foto: dpa)

Direkt aus dem dpa-Newskanal

Berlin (dpa/bb) - Der Himmel über Berlin war blau, die Sonne schien, die Vögel zwitscherten, und viele zog es am Samstag ins Freie. Die Polizei hatte angekündigt stadtweit mit 350 Beamten zu kontrollieren, ob sich die Berlinerinnen und Berliner an die Verhaltensregeln zur Bekämpfung der Corona-Epidemie halten würden. Am Kottbusser Tor in Kreuzberg hat das nicht geklappt. Dort hat die Polizei am Nachmittag eine spontane Versammlung von mehr als 200 Menschen aufgelöst. Es gab mehrere Festnahmen, wie die Polizei auf Twitter mitteilte.

Die Versammlung sei nicht angemeldet gewesen und habe gegen die derzeit geltenden Beschränkungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie verstoßen. Stress gab es auch am Boxhagener Platz in Friedrichshain. Er wurde von der Polizei schließlich gesperrt, weil sich dort zuvor rund 150 Personen aufgehalten hatten. Weitere größere Zwischenfälle gab es nach Auskunft eines Polizeisprechers nicht.

Grundsätzlich gilt, dass man nur allein oder zu zweit unterwegs sein darf - auch bei Frühlingswetter. Ausnahmen gelten für Familien und Bewohner einer gemeinsamen Wohnung. Bei Aufenthalten außerhalb der eigenen Wohnung ist ein Mindestabstand von 1,5 Metern zu anderen einzuhalten. Nach Angaben von Berlins Polizeipräsidentin Barbara Slowik ist ein kurzer Aufenthalt im Park erlaubt, das Niederlassen auf Decken, das Sonnen und längere Sitzen an einer Stelle im Freien aber verboten.

Die meisten Berlinerinnen und Berliner schienen sich an die Regeln zu halten, aber nicht immer an alle: Im Stadtpark Steglitz im Berliner Südwesten sah es am Samstagnachmittag auf den ersten Blick so aus wie an einem ganz normalen Frühlingswochenende mit blauem Himmel und angenehmen Temperaturen: Jogger dreht ihre Runden, eine Frau saß entspannt im Schneidersitz auf dem Rasen, ein Paar war mit dem Kinderwagen unterwegs und viele Familien mit dem Fahrrad, ein Mann verharrte ausdauernd in verneigter Haltung bei einer Yoga-Übung.

Größere Gruppen waren auf den Rasenflächen nicht zu sehen, die meisten achteten darauf, Abstand zu halten. Allerdings saßen am Nachmittag viele auf den Bänken in der Sonne, die nicht nur kurz Pause machten - und sich damit streng genommen nicht regelgerecht verhielten.

In Volkspark Wilmersdorf waren viele Jogger zu sehen, aber auch Spaziergänger, meist zu zweit und auf Abstand bedacht. Manche legten zwischendurch eine Pause auf den Bänken ein, ebenfalls mit dem nötigen Abstand. Aber auch hier hielten sich nicht alle an die Regeln: Auf der Wiese picknickte ein Pärchen, außerhalb der Sichtweite des Polizeiwagens.

Auch im Treptower Park, im Görlitzer Park und im Schlesischen Busch waren viele Menschen in der Sonne unterwegs, die sich in der Regel erkennbar um Abstand bemühten. Darunter waren auch Familien auf Radtour oder mit Kleinkindern beim Spaziergang. Und manche, die auf Muskeln Wert legen, trainierten im Freien sogar mit ihren Hanteln. Die Polizei verhielt sich überwiegend zurückhaltend, wies allerdings auf die geltenden Abstandsregeln hin. Die Stimmung war entspannt, allerdings war nur selten mal ein Lächeln zu sehen und auch Blickkontakte waren seltener als sonst.

Nicht viel los war am Mauerpark, in dem es sonst häufig schnell eng werden kann. Diesmal waren keine größeren Gruppen zu sehen und keine Picknick-Fans. Viele Menschen waren dagegen auf dem Tempelhofer Feld, etliche davon zum Radfahren oder Inline-Skaten auf den ehemaligen Landebahnen des geschlossenen Flughafens am Platz der Luftbrücke. Die Polizei ermahnte diejenigen, die auf der Wiese zu wenig Abstand zueinander hielten.

Im Dreipfuhlpark in Zehlendorf war es vergleichsweise ruhig. Einige spielten Fußball oder Hockey. Größere Gruppen waren nicht zu sehen. Die Polizei fuhr zwar Streife, musste aber nicht eingreifen. In der Einkaufsstraße Teltower Damm war zwar einiger Betrieb, aber deutlich weniger als an Wochenenden vor der Coronakrise. Der Wochenmarkt war zwar nicht überfüllt, aber ein Abstand von 1,50 Meter kaum einzuhalten.

Am Freitagabend und in der Nacht auf Samstag waren rund 400 Beamte im Corona-Einsatz. Sie kontrollierten nach Polizeiangaben zwischen 18 und 6 Uhr in 647 Fällen die Einhaltung der geltenden Regeln. Dabei schrieben sie 43 Strafanzeigen und 129 Anzeigen wegen Ordnungswidrigkeiten. Wie die Bilanz des Samstags ausgefallen ist, stand zunächst nicht fest. Dagegen gibt es neue Daten dazu, wie stark die Polizei selbst durch den Coronavirus betroffen ist: 26 Polizisten sind infiziert, 65 in offiziell angeordneter Quarantäne, 358 in vorsorglicher Quarantäne (Stand Samstag).

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: