Gesundheit - Berlin:Pflege im Heim Zuzahlungen steigen selbst mit Kostendämpfer

Gesundheit - Berlin: Ein Betreuer geht in einem Pflegeheim mit einer Bewohnerin über den Flur. Foto: Bernd Weißbrod/dpa/Symbolbild
Ein Betreuer geht in einem Pflegeheim mit einer Bewohnerin über den Flur. Foto: Bernd Weißbrod/dpa/Symbolbild (Foto: dpa)

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Erfurt/Berlin (dpa/th) - In Thüringen sind die Kosten für die Pflege im Heim für Pflegebedürftige erneut gestiegen, durch die neuen Zuschüsse werden sie aber nur teilweise abgefedert. Im ersten Jahr im Heim waren zum 1. Juli im Schnitt 1857 Euro pro Monat aus eigener Tasche fällig - 85 Euro mehr als zum 1. Januar, wie eine Auswertung des Verbands der Ersatzkassen (VDEK) ergab. Die zu Jahresbeginn eingeführten Zuschüsse steigen mit längerem Heimaufenthalt und dämpfen Kostenzuwächse dann jeweils stärker. Ohne Zuschüsse würde die Zuzahlung nun im Schnitt in Thüringen 1895 Euro betragen, 89 Euro mehr als zum 1. Januar.

Damit war Thüringen im bundesweiten Vergleich noch relativ günstig. Im ersten Jahr im Heim waren zum 1. Juli im bundesweiten Schnitt 2200 Euro pro Monat aus eigener Tasche fällig - 67 Euro mehr als zum 1. Januar. Ohne Zuschüsse wären es nun im Schnitt für alle 2248 Euro als Zuzahlung, 69 Euro mehr als zum 1. Januar.

In den genannten Summen ist zum einen der Eigenanteil für die reine Pflege und Betreuung enthalten. Denn die Pflegeversicherung trägt - anders als die Krankenversicherung - nur einen Teil der Kosten. Für Heimbewohner kommen daneben aber noch Kosten für Unterkunft, Verpflegung und auch für Investitionen in den Einrichtungen dazu. Der Eigenanteil allein für die reine Pflege stieg nun - noch ohne Zuschüsse - in Thüringen im Schnitt auf 756 Euro, nachdem es am 1. Januar 690 Euro gewesen waren.

Zu Jahresbeginn traten aber auch Neuregelungen einer Pflegereform in Kraft. Heimbewohnerinnen und Heimbewohner bekommen damit jetzt neben den Zahlungen der Pflegekasse einen Entlastungszuschlag, der mit der Pflegedauer steigt. Der Eigenanteil für die reine Pflege soll so im ersten Jahr im Heim um 5 Prozent sinken, im zweiten um 25 Prozent, im dritten um 45 Prozent, ab dem vierten Jahr um 70 Prozent.

Konkret zeigten sich damit laut der Auswertung abgestufte Effekte im Vergleich vom 1. Januar zum 1. Juli: Im zweiten Jahr im Heim stiegen selbst zu zahlende Anteile im Schnitt um 72 Euro auf nun 1706 Euro, im dritten Jahr um 59 Euro auf 1555 Euro und ab dem vierten Jahr im Heim noch um 43 Euro auf durchschnittlich 1366 Euro. Gründe für die Kostensteigerungen sind gestiegene Löhne und höhere Lebenshaltungs- und Energiekosten, wie der Verband erläuterte. Denn der Zuschuss beziehe sich nicht auf Unterkunft, Verpflegung und Investitionen.

Arnim Findeklee, Leiter der VDEK-Landesvertretung Thüringen, betonte in einer Mitteilung, dass die Eigenanteile aus Sicht der Ersatzkassen weiterhin zu hoch seien. Die Entlastung sei besonders für Pflegebedürftige im ersten Jahr nur begrenzt spürbar und die Steigerung der Pflegentgelte marginalisiere diese Entlastung. "Die steigenden Kosten stellen ein hohes Armutsrisiko dar."

Um pflegebedürftige Menschen nachhaltig zu entlasten, sei es notwendig, dass die Bundesländer die Investitionskosten der Pflegeeinrichtungen übernehmen, sagte Findeklee. Dies würde ihm zufolge eine Entlastung von 372 Euro für die pflegebedürftigen Menschen in Thüringen bedeuten. Es werde dringend eine nachhaltige politische Lösung für das Problem insgesamt gebraucht.

© dpa-infocom, dpa:220727-99-169198/3

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