Corona-Pandemie:Fast 90 Prozent der Menschen in Deutschland haben Antikörper gegen Sars-CoV-2

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In Blutproben der Probanden suchte das Team nach Antikörpern. (Foto: Marijan Murat/dpa)

Nur ein Bruchteil der Bevölkerung hat sich laut Daten des RKI bis Jahresanfang mit dem Coronavirus infiziert - die meisten Menschen verdanken ihren Immunschutz der Impfung.

Von Hanno Charisius

92 Prozent der Erwachsenen in Deutschland haben sich bis zum Jahreswechsel 2021/2022 gegen Sars-CoV-2 impfen lassen oder haben sich in den Monaten zuvor mindestens einmal mit dem Erreger infiziert. Diese Zahl ist eines der Ergebnisse der Studie "Corona-Monitoring bundesweit - Welle 2", des Robert-Koch-Instituts (RKI) zusammen mit dem Sozio-oekonomischen Panel (SOEP) am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW). Unter den 14- bis 17-Jährigen betrug die geschätzte "Seroprävalenz" 86 Prozent. Es wurden keine wesentlichen Unterschiede zwischen Frauen und Männern festgestellt.

Zwischen November 2021 und Februar 2022 nahmen 11 162 Freiwillige aus 6760 Haushalten an der Studie teil, mehr als 20 000 waren angefragt worden. Die Probandinnen und Probanden entnahmen sich selbst an der Fingerkuppe eine kleine Blutprobe, die eingeschickt wurde. Zudem beantworteten sie einen Fragebogen zu Impfungen sowie möglichen Infektionen, die per PCR-Test bestätigt wurden. Die Blutproben wurden schließlich im Labor auf Antikörper gegen Coronaviren untersucht. Eine Unterscheidung von Antikörpern, die der Körper nach einer Impfung gebildet hatte, und solchen, die durch eine Infektion ausgeschüttet werden, schaffte der verwendete Test nicht. "Die angestrebte Unterscheidung zwischen Geimpften und Infizierten allein aufgrund der Konstellation verschiedener Antikörper erwies sich aufgrund von Messunsicherheiten als nicht zuverlässig", schreiben RKI und DIW dazu in einer Mitteilung.

Die niedrige Infektionsquote sei ein Erfolg der Maßnahmen, schreiben die Forschenden

Aus den erhobenen Daten über frühere Infektionen aus den Fragebögen folgert die Forschergruppe, dass bis zum Jahreswechsel etwa zehn Prozent der Erwachsenen, elf Prozent der 14- bis 17-Jährigen und sieben Prozent der über 60-Jährigen eine Infektion mit Sars-CoV-2 durchgemacht hatten. "Diese relativ niedrige Infektionsquote nach einer etwa zweijährigen Pandemiedauer ist als Erfolg der Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie zu werten", schreibt die Gruppe. Die extremen Infektionswellen, die durch die Omikron-Variante seit Jahresbeginn ausgelöst wurden, konnte die Erhebung allerdings noch nicht erfassen. Die Forschenden gehen deshalb davon aus, dass sich die Seroprävalenz in der Bevölkerung seither weiter erhöht hat, zumal auch die Impfquote gestiegen sei.

Das Team ist sich bewusst, dass die erhobenen Daten wahrscheinlich in mancher Hinsicht verzerrt sind. So hält es die Gruppe für wahrscheinlich, "dass an dieser Studie eher Menschen teilgenommen haben, die geimpft sind und auch weitere Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie eher eingehalten haben, als Menschen, die nicht teilgenommen haben". Dafür spricht etwa, dass unter den Befragten der Anteil der mindestens einmal Geimpften bei 94 Prozent lag. Laut Impfquotenmonitoring lag dieser Anteil zum Jahreswechsel in der betreffenden Altersgruppe ab 14 Jahren aber nur bei etwa 86 Prozent. "Es muss daher davon ausgegangen werden, dass in dieser Studie der Anteil Geimpfter in der Bevölkerung überschätzt und der Anteil der Infizierten unterschätzt wird", schreibt die Gruppe. Das Ausmaß der Verzerrung lasse sich nicht genau bestimmen.

Aussagen darüber, wie gut die Menschen mit Antikörpern gegen Sars-CoV-2 im Blut vor einer Infektion mit dem Virus oder einem schweren Krankheitsverlauf geschützt sind, ließen sich nicht treffen, schreibt das Team. Weitere Analysen der erhobenen Daten sollen folgen. So hoffe man, auf Marker im Blut zu stoßen, die doch Auskunft über den Immunschutz eines Menschen geben können. Eine weitere Seroprävalenzstudie sei vorerst nicht geplant. Angesichts von einem Anteil von 90 Prozent mit Antikörpern im Blut - was sollte dabei momentan auch Überraschendes herauskommen?

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version hieß es, der Anteil der einmal Geimpften in der Gesamtbevölkerung habe zum Jahreswechsel 2021/22 bei 86 Prozent gelegen. Es handelte sich jedoch um den Anteil der einmal Geimpften unter den über 14-Jährigen - also jener Bevölkerungsgruppe, die an der Studie teilnahm. Wir haben dies korrigiert und bitten den Fehler zu entschuldigen.

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