Weniger Essen und mehr Bewegung - darum kommt nicht umhin, wer abnehmen will. Doch es gibt eine ganze Reihe weniger bekannter Faktoren, die beeinflussen, wie erfolgreich die Bemühungen um eine schlankere Taille sind. Hier eine Auswahl:
Später Schlaf schafft Fettpolster
Ein unausgeschlafener Körper wappnet sich für harte Zeiten: Er schaltet in den Energiesparmodus und sendet Hungersignale aus. Mehrere Studien haben gezeigt, dass müde Menschen mehr essen, eher zunehmen und auch bei Diäten nicht sehr erfolgreich sind. Allerdings bedeuten diese Erkenntnisse nicht, dass man seine Pfunde einfach wegschlafen kann, wie es einige Ratgeber suggerieren. Im Gegenteil: Wer mehr als neun Stunden täglich im Bett verbringt, läuft Gefahr, sich nicht ausreichend zu bewegen und deshalb zuzunehmen.
Doch nicht nur die Dauer, sondern auch die Zeiten des Schlafs beeinflussen das Gewicht. Menschen mit einem späten Tagesrhythmus bewegen sich weniger und essen mehr - auch wenn sie insgesamt nicht mehr Stunden im Bett verbringen als Frühaufsteher. Eine australische Studie ergab, dass jugendliche Nachteulen 27 Minuten täglich länger auf ihrem Hintern saßen als eine Vergleichsgruppe. In einer Untersuchung der Nortwestern University in Chicago aßen Menschen mit spätem Tagesrhythmus fast 250 Kilokalorien pro Tag mehr als Frühaufsteher - vor allem am Abend. Dabei war ihr Fast-Food-Konsum etwa doppelt so hoch.
Woran das lag, ist nicht ganz sicher: Vielleicht hatten die Menschen spätabends schlicht weniger Möglichkeiten an frische Kost zu gelangen und sich zu bewegen. Möglicherweise ist aber auch ein gestörter Biorhytmus verantwortlich. Wer lange wachbleibt und dann einen guten Teil des Tages verschläft, kann die innere Uhr so stören, dass sie die Steuerung von Appetit, Sättigung und Stoffwechsel verändert, vermuten die Forscher. Versuche an Ratten haben gezeigt, dass Tiere mit gestörtem Tag-Nacht-Rhythmus zunahmen, obwohl sie insgesamt nicht mehr Futter bekamen als Artgenossen, die nachts ruhig schliefen.
Dicke Freunde machen dick
Forscher wissen schon länger, dass Verhaltensweisen und Gefühle regelrecht ansteckend sein können. Dicke Freunde machen dick, dünne machen dünn, zeigten unter anderem Harvard-Forscher. Wenn jemand zunimmt, ändere sich offenbar unter den engsten Bezugspersonen die Einschätzung, was als angemessener Körperumfang gilt, erläuterten die Wissenschaftler. Diese Wahrnehmung breite sich dann in der Gruppe aus. Der Mechanismus wirke ebenso beim Abnehmen.
Dass Bezugspersonen Standards setzten, zeigten vor kurzem auch Wissenschaftler der Stanford University. Sie wiesen nach, dass Angehörige von Menschen, die sich den Magen chirurgisch verkleinern ließen, deutlich an Gewicht verloren, obwohl sie sich selbst nicht der Operation unterzogen.
Das soziale Ansehen wirkt sich auf die Körperform aus
Wer sich auf der sozialen Leiter sehr weit unten fühlt, wird eher übergewichtig. Harvard-Forscher hatten über 4000 junge Mädchen um eine Einschätzung gebeten, wie angesehen sie in ihrer Schule sind. Die Jugendlichen, die sich selbst ein geringes Ansehen bescheinigten, nahmen mit viel höherer Wahrscheinlichkeit in den folgenden zwei Jahren zu.
Mädchen mit hohem Selbstbewusstsein, die sich weit oben auf der Beliebtheitsskala sahen, blieben viel eher schlank. Emotionale Faktoren wie geringes Selbstbewusstsein oder depressive Stimmungen seien ein nicht zu unterschätzender Faktor bei der Entstehung von Übergewicht, warnen Forscher.
Theoretisch sollte sich alles von allein regulieren: Ist der Magen gefüllt, sendet er das Signal "satt" aus und die Speisen verlieren ihren Reiz. Dass dies längst nicht immer funktioniert, zeigten Psychologen unter anderem mit ausgeklügelten Suppenschalen, die sich von unten immer wieder auffüllten, während die Versuchspersonen nichtsahnend löffelten. Die Probanden nahmen aus den wundersamen Schalen 76 Prozent mehr von der Suppe zu sich als eine Vergleichsgruppe - und waren sich dessen kaum bewusst. Die Wahrnehmung des Sattseins hängt also ganz wesentlich von optischen Signalen, wie dem geleerten Teller ab, schlussfolgerten die Forscher.
Dabei gilt: Ausladendes Geschirr verführt dazu, mehr aufzufüllen. In größere Schalen luden sich Versuchspersonen 31 Prozent mehr Eiscreme - ohne sich dessen bewusst zu werden. Die Konsequenz ist einfach: Auf kleinere Teller umsteigen.
Für Gläser gilt: Kleine breite Gefäße animieren dazu, mehr einzuschenken als hohe Kelche. Als Barkeeper breite und schmale Gläser mit der gleichen Menge füllen sollten, gossen sie 26 Prozent mehr in die weiten Tinkgefäße. Laien füllten die breiteren Gefäße sogar mit 88 Prozent mehr, ohne dies zu merken.
Mittagessen vor dem PC ist keine gute Idee
Wissenschaftler haben wiederholt beobachtet, dass Menschen, die bei den Mahlzeiten von PC oder Fernseher gefesselt sind, besonders viel essen.
Eine Studie der University of Bristol hat ergeben, dass der Ablenkungseffekt sogar längere Zeit anhält. Die Versuchspersonen sollten ein Mittagessen einnehmen, während sie am Computer Karten spielten. Eine halbe Stunde später durften sie Kekse von einem Buffet wählen. Dabei aßen die Computerspieler doppelt so viel Gebäck, wie eine Vergleichsgruppe, die das gleiche Mittagessen ohne Zerstreuung verzehrt hatte. Die PC-Spieler konnten sich auch nicht mehr so genau erinnern, was auf ihrem Lunch-Teller gewesen war, fanden aber, dass sie nicht sehr satt geworden waren. Die Kontrollgruppe fühlte sich dagegen gut gesättigt.
Mit der Größe der Tischgesellschaft steigt der Konsum
Mit der Anzahl der Menschen am Tisch steigt auch die Menge, die der Einzelne zu sich nimmt. Wer mit einem vertrauten Menschen am Tisch sitzt, verzehrt Studien zufolge etwa 33 Prozent mehr, als wenn er allein isst. Sind sieben oder mehr Gäste da, steigt die verzehrte Menge um über 90 Prozent. Verantwortlich ist insbesondere der Zeitfaktor: In großer Runde sitzt man länger beisammen und konsumiert damit auch mehr. Da wird schnell noch ein Nachschlag genommen, zum Dessert gegriffen oder der eine oder Drink geschlürft.
Ähnlichen Einfluss hat auch die Atmosphäre: Sanftes Licht und langsame Musik verlängern das gemeinsame Mahl.
Unwiderstehlich wirkt Studien zufolge auch die Vielfalt in der Essensauswahl. Als Wissenschaftler Schokolinsen in zehn Farben anboten, aßen die Probanden 43 Prozent mehr, als aus einer Schüssel, die nur Linsen in sieben Farben enthielten.
Damit bleibt Abnehmwilligen nur diese Konsequenz: Sie sollten üppige Buffets und Essen in großen Runden meiden oder strenge Disziplin walten lassen.
Ist Essen einfach erreichbar, langen Menschen kräftiger zu. In einer Cafeteria griffen mehr Studenten zum Eis, wenn der Deckel der Gefriertruhe geöffnet war. Von geschälten Mandeln aßen Versuchspersonen mehr als von ungeschälten. Büroangestellte, die Schokopralinen auf ihrem Schreibtisch stehen hatten, naschten die fünffache Menge als jene Sekretärinnen, die zwei Meter entfernt von der Schokolade saßen.
Ebenso verführen Vorräte dazu, mehr davon zu essen. Aus großen Packungen bedienten sich Versuchspersonen großzügiger, während kleinere Packungen den Essensdrang eher bremsten. Forscher empfehlen daher, den Zugang zu verführerischen Speisen zu erschweren, also: weniger Vorräte anzulegen, Naschereien nur in kleinen Packungen zu kaufen und an schwerer erreichbaren Orten aufzubewahren.
Gedanken machen satt
Abnehmwillige verbieten sich gerne jeden Gedanken an Schlemmereien. Doch möglicherweise ist dies kontraproduktiv. Denn einige Studien haben gezeigt, dass intensives Denken an Essen offenbar den Appetit vertreibt, zumindest wenn es sich um einen der folgenden Gedanken handelt: die Erinnerung an eine nur kurz zurückliegende Mahlzeit, die Vorstellung des Lieblingsessens oder die Vorstellung von hochkalorischen Gerichten.
Diese Phantasien rufen offenbar ein Stück weit Sättigungs- und Belohnungsgefühle hervor, wie verschiedene Studien gezeigt haben, bei denen Probanden nach dem Denken ans Essen weniger Speisen zu sich nahmen.