Gähnen:Verräterische Geste

Dieser Tage sieht man sie besonders häufig: die aufgesperrten Münder, die zusammengekniffenen Augen. Gähnen ist ein mächtiges Körpersignal, das nur langsam enträtselt wird. Verblüffende Fakten über eine unterschätzte Regung.

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(Foto: REUTERS)

Am Ende des Winters sieht man sie besonders häufig: die aufgesperrten Münder, die zusammengekniffenen Augen. Gähnen ist ein mächtiges Körpersignal, das nur langsam enträtselt wird. Verblüffende Fakten über eine unterschätzte Regung. Bei Tieren sind die männlichen Vertreter die begnadetsten Gähner. Die Beobachtung führte zu der Annahme, dass das Gähnen eine Machtdemonstration sei, bei der männliche Alpha-Tiere ihre scharfen Zähne zur Schau stellten. Zumindest für Menschen scheint diese Ansicht nicht haltbar zu sein. Frauen gähnen genauso häufig wie Männer. Beide Geschlechter zeigen die Regung in ganz in unterschiedlichen Situationen, dabei aber stets unabsichtlich. Eine scharfe Waffe im Machtkampf ist das Gähnen damit schwerlich. Doch wann und warum gähnen Menschen dann?

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Morgens, nach dem Aufstehen, gähnen Menschen mehr als zur abendlichen Schlafenszeit. Schlafmangel allein scheint also nicht die Ursache zu sein. Keine experimentelle Bestätigung fand bislang die Behauptung, Sauerstoffmangel bringe Menschen zum Gähnen. Versuchspersonen sperrten den Mund unabhängig vom Sauerstoffgehalt in ihrer Umgebung auf. Foto: müde Politiker auf einem Asien-Europa-Meeting.

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In diesem Punkt bestätigt sich die Alltagsweisheit: Langeweile führt zum Gähnen. Versuchspersonen, die sich 40 Minuten lang ein Testbild ansahen, gähnten 70 Prozent mehr als eine Kontrollgrupe, denen Musikvideos gezeigt wurden. Allerdings beobachtet man Gähnen auch in gegenteiligen Situationen, bei Sportlern vor dem Wettkampf und bei Künstlern vor dem Auftritt.

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(Foto: DPA/DPAWEB)

Haben Sie vielleicht gerade gegähnt? Das wäre ganz natürlich. Gähnen ist so ansteckend, dass man nur davon lesen muss und schon nimmt es seinen Lauf. Versuchspersonen, die Aufnahmen von Gähnern betrachteten, gähnten selbst doppelt so häufig wie Probanden, die lächelnde Menschen sahen.

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Der Mensch erkennt ein Gähnen auf den ersten Blick. Selbst wenn das Bild auf den Kopf gedreht wird.

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Die leichte Erkennbarkeit spricht dafür, dass Gähnen der sozialen Verständigung dient. Es zeigt wahrscheinlich Schläfrigkeit und Langeweile an. Möglicherweise signalisiert es auch, dass ein Übergang in einen anderen Zustand bevorsteht: etwa Aufstehen, aktiv werden oder das Gegenteil. Wahrscheinlich hat es auch noch etliche weitere Funktionen. Sicher ist jedoch ...

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(Foto: REUTERS)

Gähnen tut gut. Auf einer Skala von 1 (unangenehm) bis zehn (sehr angenehm) gaben Versuchspersonen dem Gähnen 8,5 Punkte. Die Texte basieren auf dem Buch von Robert R. Provine: "Curious Behavior", Cambridge, London 2012. Mehr zum Einschlafen und Schlafmangel lesen Sie in unserem Ratgeber Schlaf.

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