Fitness:Gummi-Baum-Workout

Das Deuser-Band hat von seiner Zugkraft als hoch flexibler Fitness-Partner nichts eingebüßt

Von Tanja Rupprecht-Becker

Wer geht im Sommer freiwillig ins Fitness- Studio, um dort für die Form seines Lebens zu trainieren? Wenn draußen die Sonne scheint, alle Freunde im Park bolzen, baggern oder in der Hitze braten. Die Lösung des Dilemmas heißt Deuser-Band. Dieses Relikt aus der goldenen Zeit des deutschen Fußballs ist der ideale Fitness-Partner für Frischluft-Fans. Nur kennt es kaum noch jemand, obwohl sich an seinen Qualitäten in fast vierzig Jahren nichts verändert hat.

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(Foto: Illustrationen: Rita Berg)

Das Band besteht immer noch aus Kautschuk, ist extrem dehnbar und extrem robust. Dazu extrem komfortabel, es wiegt nur wenige Gramm und passt in jede Tasche. Allerdings haftet an der rotschwarzen Schlinge ein Stigma: Weil es seinerzeit ein Physiotherapeut entwickelte (siehe Kasten) und es heute primär in Reha- Praxen zum Einsatz kommt, verbindet man das Band eher mit Therapie als mit Training. Doch gerade darin liegt seine Stärke: Denn das Band widersteht jedem Zug und baut dadurch die Muskulatur auf. Das bewiesen zwei Studien. Die Deutsche Sporthochschule in Köln und die Sportwissenschaftler der Uni Saarlouis baten unabhängig voneinander je zwei Gruppen zum Kräftemessen: Gewichte contra Gummizug. Was niemand erwartete: Das Kautschukknäuel zog der Konkurrenz tatsächlich davon, in den Testwochen bewirkte es bei den Probanden einen größeren Kraftzuwachs als die bewegten Metall-Platten. Und steigt erst einmal die Maximalkraft, können Bewegungen schneller und die Muskeln ausdauernder werden. Dazu gesellt sich noch die Koordination. Verwandt dem Hantel-Training, werden die Übungen frei im Raum ausgeführt - das dreidimensionale Training macht die Muckis absolut alltagstauglich. Verführen Maschinen meist zum Lümmeln in den Polstern und fordern die Muskeln nur stark isoliert, versetzt das Band den kompletten Körper in Spannung. Wer nicht aktiv mitzieht, der stabilisiert und korrigiert die Haltung. Dieser Crossover-Effekt ist aber erst dann perfekt, wenn das Workout an der frischen Luft stattfindet. Ideale botanische Stütze: ein Baum, um das Band zu fixieren. Der Stamm sollte aber nicht zu dick sein, damit genug Gummi zum Ziehen übrig bleibt.

Gummi-Baum-Workout

Die acht illustrierten Übungen trainieren Sie unter dem schützenden Blätterdach als Zirkel - alle flott hintereinander weg, dann drei bis vier Minuten pausieren und den Zirkel wiederholen. Machen Sie pro Übung acht bis zehn Wiederholungen (Muskelaufbau) oder fünfzehn bis zwanzig (Kraftausdauer). Je enger Sie das Band greifen, desto größer der Widerstand. Je größer die Vorspannung des Bandes (Abstand vom Baum), desto höher der Kraftaufwand. Und nun geben Sie Gummi!

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Rudern (Latissimus/Bizeps) Mit gestreckten Beinen vor den Baum setzen, das Band mit gestreckten Armen schulterbreit greifen, dass es gespannt ist und zum Bauch ziehen. Der Rücken bleibt dabei gerade.

Bankdrücken (Brust/Trizeps) Mit dem Rücken zum Baum setzen, das Band liegt vor der Brust an und ist gespannt.Wieder schulterbreit greifen und nach vorn drücken.

Beinstrecker (Oberschenkel vorn) Mit dem Rücken zum Baum stellen, ein Bein nach hinten abwinkeln, gespanntes Band um das Fußgelenk legen und das Bein strecken - Seitenwechsel.

Überzüge (Brust/Trizeps) Im Schneidersitz mit dem Rücken zum Baum setzen, das gespannte Band mit gestreckten Armen über dem Kopf halten und vor die Brust führen.

Beinbeuger (Oberschenkel hinten) Auf den Bauch legen, das gespannte Band um das Fußgelenk legen und das Bein zum Po anwinkeln - Seitenwechsel.

Situps (Bauch) Auf den Rücken legen, Füße anwinkeln, das gespannte Band unter den Armen durchführen und den Oberkörper zu den Knien einrollen. Bei Anfängern bleibt die Lendenwirbelsäule am Boden, Fortgeschrittene können sich ganz aufrichten.

Unterer Rücken In die Schlinge setzen, das Band unter den Armen durchführen und spannen. Den Oberkörper gegen das Band nach hinten beugen.

Schulterheben (Schultern) Das gespannte Band mit vor dem Körper gestreckten Armen greifen und die Arme in die Senkrechte bringen.

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