Wer wüsste das nicht mehr, wie das damals war, als Kind. Es wurde kalt im Herbst, man war den ganzen Tag draußen im Laub unterwegs. Mit das Größte, was dann zu Hause warten konnte, war ein Becher heißer Kakao. Süß, schokoladig, am besten mit Schlagsahne. Es war die schönste Form von Milch, die man sich als Kind vorstellen konnte.
Das ist auch heute noch so, und dennoch gerät der gute alte Kakao in Verruf. Wie die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch in einem ausführlichen Bericht darlegt, lockt der wohltuende Trunk nicht nur wohlmeinende Akteure auf den Plan. Milchindustrie, Politiker und fragwürdige Forscher setzen demnach alles daran, mit Zucker gesüßte Kakaoprodukte in Schulen zu bringen, und zwar dank öffentlicher Gelder und EU-Subventionen im Rahmen des Schulmilchprogramms. Offenbar mit Erfolg: Neun von zehn Schulmilchkindern wählen die Option Kakao.
Dass sie das aus freien Stücken täten, ist laut dem Bericht kaum anzunehmen. Die milchverarbeitende Industrie ist Foodwatch zufolge stark in die Aufklärung von Schülern und Eltern eingebunden und vermittle dabei ein verzerrtes Bild, in dem Kakao teils nicht nur als Milchprodukt deklariert wird, sondern als durstlöschendes Getränk.
Unzugängliche oder methodisch absurde Studien suggerieren zudem, dass gesüßter Kakao die Intelligenz fördere und für die Zähne gar besser sei als Wasser. Vieles davon sind bekannte Behauptungen und zweifellos mehr als fragwürdig.
Der Kern der Foodwatch-Kritik bezieht sich jedoch auf den Umstand, dass die EU über das Schulprogramm für Ernährung ein Lebensmittel subventioniert, das mit jedem Päckchen Kakao eine "Extraportion" von sieben Stück Würfelzucker in eine Altersgruppe pumpt, die zunehmend unter Übergewicht leidet. Ist Kakao also des Teufels für Kinder? Ganz so schlimm, wie es Foodwatch darstellt, ist es nicht. Zumindest dann nicht, wenn man die Funktion von Kakao richtig versteht.