Süddeutsche Zeitung

Ernährung:WHO fordert: Limo und Cola müssen teurer werden

  • Weniger Zucker in Getränken hilft nach Ansicht von Experten gegen Übergewicht und Diabetes.
  • Die Weltgesundheitsorganisation WHO fordert alle Staaten auf, Steuern auf zuckerhaltige Getränke zu erheben.
  • Einige Länder kassieren eine solche Steuer bereits - mit Erfolg.

Der Kampf gegen Fettleibigkeit und damit verbundene Krankheiten sollte nach Überzeugung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) beim Geldbeutel ansetzen: Sie rät Regierungen, zuckerhaltige Getränke mit einer Sondersteuer von mindestens 20 Prozent zu belegen. Die Abgabe könne zu einem spürbaren Rückgang des Zuckerkonsums führen, erklärte die WHO anlässlich des Welt-Adipositas-Tages an diesem Dienstag.

Im Ergebnis würden weniger Menschen an Übergewicht, Fettleibigkeit, Diabetes oder Karies leiden, heißt es in einer WHO-Studie. "Wenn Regierungen Produkte wie zuckerhaltige Getränke stärker besteuern, können sie Leiden reduzieren und Leben retten", sagte Douglas Bettcher, Direktor der WHO-Abteilung für die Vorbeugung von nichtansteckenden Krankheiten. Zudem könnten mithilfe einer Zuckersteuer Krankheitskosten eingespart werden, die dem Gesundheitswesen an anderer Stelle zur Verfügung stünden.

"Bundesernährungsminister Schmidt sollte endlich auf die WHO hören"

Eine Steuer auf Zucker oder gesüßte Getränke ist keine Utopie. So will zum Beispiel Großbritannien im Jahr 2018 eine Zuckersteuer einführen, um stark gesüßte Getränke für Käufer unattraktiver zu machen. Sie soll ab fünf Gramm Zucker pro 100 Milliliter greifen. Viele Limonden enthalten deutlich mehr Zucker, in Cola zum Beispiel sind neun Gramm Zucker pro 100 Mililiter enthalten. Mexiko erhebt seit 2014 eine Zuckersteuer von etwa fünf Cent pro Liter auf gesüßte Getränke. Laut einer Studie sank der Verbrauch dieser Getränke im ersten Jahr der Besteuerung um sechs Prozent.

Nach Angaben der Verbraucherschutzorganisation Foodwatch liegt in Deutschland der durchschnittliche Pro-Kopf-Verbrauch an zuckergesüßten Getränken bei mehr als 80 Liter pro Jahr. Deshalb fordert Oliver Huizinga von Foodwatch in einer Reaktion: "Bundesernährungsminister Schmidt sollte endlich auf die WHO hören, anstatt der Lebensmittel-Lobby auf den Leim zu gehen. Sonderabgaben auf Zuckergetränke wirken und sind unabdingbar im Kampf gegen Fettleibigkeit und chronische Krankheiten."

2015 waren nach WHO-Daten weltweit 42 Millionen Kinder unter fünf Jahren übergewichtig oder fettleibig. Dies entspricht einer Steigerung um elf Prozent innerhalb von 15 Jahren. Die Zahl der Diabeteskranken ist von 108 Millionen im Jahr 1980 auf 422 Millionen im Jahr 2014 gestiegen.

Die WHO empfiehlt, maximal zehn Prozent des täglichen Energiebedarfs durch Zucker zu decken, das entspricht 50 Gramm am Tag. Noch besser: 25 Gramm, etwa sechs Teelöffel - also weniger als in einem großen Glas Orangensaft enthalten ist. Denn auch Fruchtsäfte enthalten viel Zucker und können zu Übergewicht beitragen.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.3200545
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ.de/dpa/fehu/olkl
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.