Ernährung:Kann Schokolade schlank machen?

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Süßer kann eine Botschaft aus der Ernährungsforschung kaum sein: Regelmäßige Schokoladen-Esser sind einer US-Studie zufolge dünner als Abstinenzler. Doch gilt dies für alle Menschen und alle Mengen?

Werner Bartens

Katharine Hepburn wusste genau, wie sie sich ihre grazile Figur dauerhaft erhalten hat. "Was Sie vor sich sehen, ist das Ergebnis eines Lebens mit Schokolade", sagte die Schauspielerin und viermalige Oscar-Preisträgerin gerne, wenn sie nach einem Rezept für ihre ebenso schlanke wie elegante Erscheinung gefragt wurde. Mit dem regelmäßigen Schokoladenkonsum blieb die Hollywood-Diva nicht nur zeitlebens dünn, Hepburn wurde auch stolze 96 Jahre alt. Wer schlank bleiben und lange leben will, müsse nur regelmäßig Schokolade essen, könnte man aus diesem Einzelfall schließen.

Schwer vorstellbar, dass sich diese Barren nicht in Hüftgold verwandeln, sondern sogar schlank halten. Allerdings sollte man seine Ernährung nun nicht auf Schokolade als Grundnahrungsmittel umstellen. (Foto: REUTERS)

Tatsächlich legt auch eine Untersuchung aus der aktuellen Ausgabe des Fachblatts Archives of Internal Medicine diese Schlussfolgerung nahe. Die Präventionsmedizinerin Beatrice Golomb hat gemeinsam mit Kollegen von der University of California in La Jolla mehr als tausend Erwachsene untersucht und nach ihren Schokoladen-Gewohnheiten gefragt. Dabei zeigte sich, dass jene Probanden, die häufiger Schokolade aßen, im Durchschnitt schlanker waren. Wer sogar mehrmals in der Woche zur süßen Tafel griff, so das überraschende Ergebnis, war und blieb dünner.

Die Forscher vermuten, dass sich Inhaltsstoffe der Kakaobohne positiv auf den Stoffwechsel auswirken und das Gewicht günstig beeinflussen. In der Tat gibt es etliche Laborstudien sowie Untersuchungen an Tieren, die förderliche Effekte der Schokoprodukte auf Figur und Gesundheit nahelegen. Mit Schokolade heilen demnach Wunden besser, und der Blutdruck sinkt. Die gleichmäßige Zuckerfreisetzung wirke sogar der Diabetesgefahr entgegen.

Doch diese süßen Erkenntnisse sind mit Vorsicht zu genießen, denn sie weisen auf das Problem fast aller Ernährungsstudien hin - egal ob Forscher behaupten, dass Brokkoli vor Krebs schützt oder Pizza die Gefahr für Infarkt und Schlaganfall senken kann. So gut wie nie können Wissenschaftler ausschließen, dass nicht andere Lebensumstände oder Ernährungsgewohnheiten die Ergebnisse verfälscht haben.

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"Schokolade an sich ist weder heilsam noch gefährlich", sagt Martin Reincke, Chefarzt der Inneren Medizin an der Ludwig-Maximilians-Universität München. "Zum Ernährungsproblem wird sie erst bei ansonsten ungesundem Verhalten wie starkem Übergewicht und Bewegungsmangel. Einen Freibrief bekommt hingegen, wer gesund und zufrieden ist." In der Tat gibt es jene glücklichen und gertenschlanken Zeitgenossen, die mehrmals in der Woche eine Tafel vertilgen, dennoch kein Kilo zunehmen und auch keine Gesundheitsprobleme haben.

"Unsere Daten ergänzen die Befunde, wonach sich die Zusammensetzung und nicht nur die Menge der Kalorien auf das Gewicht auswirkt", sagt Golomb, die ihre Daten per YouTube verbreitet - und dabei vor den Auslagen einer Confiserie zu sehen ist. "Das sind gute Nachrichten für jene, die regelmäßig Schokolade konsumieren - und auch für jene, die sich das angewöhnen wollen."

Bevor Abnehmwillige die Schokoladen-Manufakturen stürmen, sollten sie sich jedoch erst über ihr eigenes Ernährungsverhalten klar werden. "Es geht weniger um die Dosis, sondern um die Persönlichkeit", sagt Stoffwechselexperte Reincke. "Wer auch sonst das richtige Maß findet, kann sich immer wieder die Wohltat Schokolade gönnen." Beatrice Golomb schlägt hingegen die große Schoko-Vergleichsstudie vor, um die segensreiche Wirkung der süßen Riegel endlich zu beweisen.

© SZ vom 27.03.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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