Erfurt (dpa/th) - Der für Pflegeheime geltende Mindestanteil von Fachkräften unter den Beschäftigten wird in Thüringen nach Angaben des Sozialministeriums in fast 40 Prozent der Einrichtungen nicht erreicht. In 129 der 328 Heime sind weniger als die Hälfte des dortigen Pflegepersonals ausgebildete Fachkräfte, wie das Ministerium auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. Darunter sind 49 Einrichtungen, die sogar nur zwischen 30 und 45 Prozent Fachpersonal beschäftigen. Dabei handelt es sich laut Ministerium um eine Momentaufnahme von Mitte Januar, ein statistischer Überblick über die Entwicklung der vergangenen Jahre liege nicht vor. Das Pflegepersonal in Altenheimen muss normalerweise zu 50 Prozent aus Fachkräften bestehen.
Aktuell hängt die Unterschreitung vor allem mit der Corona-Pandemie zusammen. Weil immer wieder Personal wegen Erkrankung oder Quarantäne ausfällt, wurde die Quote laut Ministerium zu Pandemiebeginn für Einrichtungen in personellen Notsituationen zeitweilig ausgesetzt. Bei Heimen, die Personal zur Unterstützung in andere Einrichtungen abgeben, wurde sie auf 40 Prozent herabgesetzt. Damit soll ein Kollaps der stationären Pflege verhindert werden.
Probleme mit der Fachkräftequote hatte es in Thüringen aber auch schon vor der Pandemie gegeben, vereinzelt deswegen wurden auch befristete Aufnahmestopps für betroffene Heime oder Stationen verhängt. Die privaten Pflegeanbieter in Thüringen fordern seit Jahren eine Lockerung der Quote und plädieren stattdessen für den verstärkten Einsatz von Hilfspersonal. Die Thüringer Arbeiterwohlfahrt (AWO) kann sich nach Angaben einer Sprecherin perspektivisch auch eine vom Pflegebedarf der Heimbewohner abhängige flexible Personalbesetzung statt einer starren Quote vorstellen. Derzeit werde die 50-Prozent-Quote in den Thüringer AWO-Heimen eingehalten, sagte die Sprecherin.
Von den gut 13.000 Pflegebeschäftigten in den Thüringer Altenheimen sind aktuell rund 6600 Hilfskräfte. Letztere dürfen wegen ihrer eingeschränkten Qualifikation allerdings bestimmte Pflegetätigkeiten nicht übernehmen. Nach Zahlen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) verdienten Hilfskräfte in der Altenpflege in Thüringen Ende 2020 mit 2042 Euro brutto im Monat fast 900 Euro weniger als Fachkräfte, die es auf 2923 Euro brachten.
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