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Epidemie von Magen-Darm-Infekt:Zahl der kranken Kinder steigt rapide

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Die massenhafte Magen-Darm-Infektion breitet sich schnell aus: Tausende Kinder und Jugendliche in mehreren ostdeutschen Bundesländern sind inzwischen erkrankt, allein Berlin meldet 2176 Fälle. Die Behörden fahnden mit Hochdruck nach den Ursachen der Epidemie.

Die Zahl der Schüler, die sich mit einer noch unbekannten Durchfallkrankheit angesteckt haben, schnellt nach oben: Allein in Berlin sind inzwischen 2176 Fälle bekannt. 58 Schulen und 22 Kitas sind betroffen. Das teilten die Senatsverwaltungen für Gesundheit und Verbraucherschutz mit. Allein im Bezirk Marzahn-Hellersdorf seien etwa 500 Kinder betroffen.

Seit Dienstag sind in vier ostdeutschen Bundesländern mehrere tausend Kinder und Jugendliche erkrankt. Sie leiden unter Durchfall und Erbrechen. Am Freitagvormittag hatte die Berliner Bildungsverwaltung noch von etwa 600 Fällen in der ganzen Stadt gesprochen. Die Behörden schließen nicht aus, dass die Zahl der Erkrankungen weiter ansteigt.

Unter Hochdruck wird nach der Ursache der Erkrankungswelle gesucht. Fest stand bis Freitagmittag nur, dass die Betroffenen, die an Durchfall und Erbrechen leiden, in vier verschiedenen Bundesländern Gerichte von ein und demselben Lieferanten gegessen hatten. Das Catering-Unternehmen Sodexo mit Sitz in Rüsselsheim sieht sicht jedoch nicht verantwortlich: Nach vergleichbaren Untersuchungen gebe es keine Hinweise darauf, dass die Fälle mit Sodexo-Produkten zusammenhängen, teilte der Zulieferer auf seiner Internetseite mit.

Aus Sicht der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene könnten Salmonellen oder Noroviren Auslöser der Erkrankungen sein. "Auf jeden Fall muss es Hygienefehler bei der Produktion gegeben haben", sagte Vorstandsmitglied Klaus-Dieter Zastrow.

Schätzungen zufolge wurden seit Dienstag mindestens 5500 Krankheitsfälle bekannt. Betroffen sind Kinder und Jugendliche und vereinzelt auch Lehrer in Sachsen, Thüringen, Berlin und Brandenburg. In den meisten Fällen verlief die Erkrankung ohne größere Schwierigkeiten. Nur wenige Patienten mussten stationär behandelt werden. Vorsichtshalber wurden Schulen geschlossen.

Nicht vergleichbar mit Ehec-Empidemie

Vergleichbar mit der schweren Ehec-Epidemie im vergangenen Jahr seien die derzeitigen Erkrankungen nicht, sagte Zastrow. Fast 4000 bis dahin kerngesunde Menschen waren damals betroffen; mehr als 50 Patienten starben.

Behörden von Bund und Ländern versuchen nun, die Ursachen der Krankheit zu identifizieren. Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit koordiniert die Ermittlungen zur Herkunft des Essens. Das RKI habe mit Befragungen begonnen, um den Infektionsherd eingrenzen zu können, erklärte eine Sprecherin. Das Institut tausche sich derzeit mit den Ländern aus, die sich primär um die Maßnahmen kümmerten. Involviert ist auch das Bundesinstitut für Risikobewertung.

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