Epidemie in Westafrika:Nigeria ist seit einem Monat Ebola-frei

A school official takes a pupil's temperature using an infrared digital laser thermometer in front of the school premises, at the resumption of private schools, in Lagos

Fiebermessen am Schuleingang: Mit permanenten Kontrollen hat Nigeria Ebola zurückgedrängt.

(Foto: Akintunde Akinleye/Reuters)

Auch wenn Ebola jetzt die USA erreicht hat - prinzipiell lässt sich die Krankheit eindämmen. Nigeria und der Senegal könnten es bereits geschafft haben. Auch Glück trug dazu bei.

Von Berit Uhlmann

Als blinder Passagier reiste das gefürchtete Virus mit dem Flugzeug von Liberia nach Texas. Erstmals hat Ebola unbemerkt Westafrika verlassen und entwickelt sich zum Prüfstein für die Behörden, die stets beteuerten, dass die entwickelten Staaten nicht in Gefahr seien. "Ich habe keinen Zweifel, dass wir diesen Ebola-Fall kontrollieren und dafür sorgen werden, dass sich die Krankheit in diesem Land nicht weiter ausbreiten wird", sagte Tom Frieden, Chef der US-Seuchenschutzbehörde CDC.

Grund zum vorsichtigen Optimismus gibt es. Zwar haben die USA noch keinen Ebola-Fall erlebt, doch bereits fünf Mal schlugen die Verwandten des Virus zu: Marburg- und Lassafieber wurden eingeschleppt - und jedes Mal im Keim erstickt. Und dass Ausbrüche selbst unter ungünstigen Bedingungen gestoppt werden können, scheint sich aktuell in Nigeria zu zeigen.

Seit 30 Tagen wurden in dem Land keine neuen Ebola-Fälle mehr registriert. Die Weltgesundheitsorganisation WHO hält sich noch zurück, doch die einflussreiche CDC äußerte die Hoffnung, dass der Ebola-Ausbruch in Nigeria gestoppt sein könnte. "Das ist das Gegengift für alle, die sagen, dass die Lage hoffnungslos sei: Ebola kann kontrolliert werden", erklärte Frieden.

Dabei schien sich der schlimmste Albtraum von Seuchenschützern zu bewahrheiten, als der erste Ebola-Fall am 20. Juli ausgerechnet in die nigerianische Metropole Lagos eingeschleppt wurde. Es ist die größte Stadt Afrikas; 21 Millionen Menschen drängen sich hier zusammen - und nicht wenige auch wieder hinaus in die gesamte Welt. Die Stadt ist ein wichtiges Verkehrsdrehkreuz, hier starten Flüge auch nach Europa.

Und hier landete Nigerias erster Ebola-Patient. Schon im Flieger litt der aus Liberia kommende Mann an Fieber und Erbrechen. Am Flughafen halfen ihm Umstehende in ein Taxi zum Krankenhaus, wo zunächst noch Gelassenheit herrschte, denn der Mann beteuerte, keinen Kontakt zu Ebola-Erkrankten gehabt zu haben. Eine Unwahrheit, wie sich einige Tage später herausstellte. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Infizierte bereits Kontakt zu mehr als 70 Menschen gehabt. 19, möglicherweise auch 20 Personen erkrankten in den darauffolgenden Wochen. Acht von ihnen starben.

Rückschlag und Glück

Dennoch bekam Nigerias Regierung den Ausbruch in Lagos in den Griff. Das Gesundheitssystem ist besser ausgestattet als das in Guinea, Liberia und Sierra Leone, wo die Epidemie außer Kontrolle scheint. Es gibt gut ausgebildete Ärzte und funktionierende Diagnosemöglichkeiten; eine moderne Isolierstation konnte verhältnismäßig rasch errichtet werden. Kliniken verfügen über Klimaanlagen, so dass die dicke Schutzkleidung nicht so unerträglich ist wie unter der Sonne der am heftigsten betroffenen Länder. Die Behörden untersuchten fast 900 Kontaktpersonen der Erkrankten, mehr als 18 000 Menschen wurden routinemäßig überprüft. Die Grenzen wurden streng kontrolliert, Schulen blieben geschlossen. Das alles zahlte sich aus: Seit 18. August gab es in der Metropole keine neuen Fälle mehr.

Und doch musste das Land zunächst einen herben Rückschlag hinnehmen. Ein Infizierter floh aus der Quarantäne in Lagos in die Hafenstadt Port Hartcourt. Ein Arzt behandelte ihn in einem Hotel. Anders als in Lagos funktionierte die Infektionskontrolle hier weniger gut, bilanziert die CDC. Die Stadt hatte wohl einfach Glück: Obwohl der Mediziner zahlreiche Kontakte zu anderen Menschen hatte - unter anderem nahm er an einer Feier zur Geburt eines Babys teil -, infizierte er nur drei weitere Menschen. Seit 31. August wurden in der Stadt keine neuen Ebola-Infektionen registriert.

Das ist ein gutes Zeichen, denn wer an Ebola erkrankt, zeigt spätestens nach 21 Tagen Symptome. Da aber Infizierte der Überwachung entgehen können, erklärt die WHO ein Land erst dann für Ebola-frei, wenn diese Inkubationszeit zweimal verstrichen ist.

Somit gibt es auch noch keine offizielle Entwarnung für den Senegal, obwohl die Infektionskontrolle hier optimal verlief. Am 29. August schleppte ein Reisender die Krankheit ein. Er blieb bis heute der einzige Patient. Eine weitere gute Nachricht kommt aus dem Land: Der Kranke hat sich wieder vollständig erholt.

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