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Einfluss der Jahreszeiten:Psyche im Wintertief

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Dunkelheit, Kälte, triste Natur: Der Winter kann depressiv machen. Doch begünstigt die kalte Jahreszeit auch andere psychische Krankheiten? Neuere Daten deuten darauf hin.

Die Winterdepression in der dunklen Jahreszeit ist eine anerkannte medizinische Diagnose, doch wie verhält es sich mit den anderen Störungen - werden sie auch vom Lauf der Jahreszeiten beeinflusst? Wo es bisher nur Vermutungen und Anekdoten gab, liefern jetzt Forscher um John Ayers von der San Diego State University erstmals einen klaren Befund: Ihnen zufolge treten alle wichtigen psychischen Störungen im Winter häufiger und im Sommer deutlich seltener auf (American Journal of Preventive Medicine, online).

Für ihre Studie nutzen die Mediziner die gesammelten Suchanfragen von Google. Sie analysierten mit statistischen Methoden, wann und wie häufig von 2006 bis 2010 in den USA und Australien nach den üblichen psychischen Störungen gesucht wurden.

Dabei zeigten sich in beiden Ländern klare Trends: So gab es im Sommer in den USA 37 Prozent weniger Anfragen nach Essstörungen und Schizophrenie; bei ADHS betrug die Abnahme 28 Prozent, bei Zwangsstörungen 18 Prozent, bei Bipolaren Störungen 16 Prozent, bei Angststörungen sieben Prozent. Über Suizid informierten sich in der warmen Jahreszeit 24 Prozent weniger Menschen. In Australien bewegten sich die Zahlen in ähnlichen Regionen.

Natürlich darf man diese Ergebnisse nicht einfach in Fallzahlen übersetzen; schließlich könnte es sein, dass die Betroffenen im Sommer nur besser mit ihrer Krankheit zurechtkommen oder weniger Zeit vor dem Computer verbringen. Dennoch ist es wahrscheinlich, dass hinter den ermittelten starken Schwankungen reale Phänomene stecken.

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SZ vom 10.04.2013/cwb/beu
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