Ehe und Gesundheit:Verheiratete haben eine günstigere Krebsprognose

Männern hilft die eheliche Unterstützung besonders gut.

Von Werner Bartens

Wer verheiratet ist, hat mehr vom Leben. Vom notorischen Beziehungsgezänk ermattete Zeitgenossen mögen über diese Weisheit zwar verbittert lächeln, medizinisch ist sie jedoch kaum zu widerlegen. Längst ist in zahlreichen Studien bewiesen worden, dass dauerhafte Beziehungen gesünder sind als das Dasein als Single und dass ein Trauschein gleich diverse Risikofaktoren verringern hilft. Dass Ehepartner sogar eine bessere Prognose bei schweren Erkrankungen wie Krebs haben, zeigen Forscher aus Kalifornien in zwei großen Untersuchungen im Fachmagazin Cancer.

Das Ärzteteam um María Elena Martínez hat die Daten von fast 400 000 Männern und nahezu ebenso vielen Frauen aus dem kalifornischen Krebsregister analysiert. Unter so vielen Teilnehmern waren naturgemäß verschiedene Bevölkerungsgruppen und Ethnien zu finden. Am größten war der Unterschied in der Sterblichkeit an Krebs bei weißen Männern. Die Mortalität an einem bösartigen Tumor lag bei den Junggesellen um 24 Prozent höher als bei ihren verheirateten Geschlechtsgenossen.

Frauen hatten zwar auch eine günstigere Prognose, wenn sie verheiratet waren, doch fiel der Unterschied bei ihnen nicht so deutlich aus wie bei den Männern. Ledige, weiße Frauen hatten eine um 17 Prozent erhöhte Krebs-Sterblichkeit gegenüber Frauen im Ehestand. Unter Frauen mit asiatisch-pazifischem Hintergrund lag der Nachteil für die Junggesellinnen aber nur bei einer um sechs Prozent höheren Mortalität gegenüber ihren gebundenen Geschlechtsgenossinnen. Frauen sind offenbar - unabhängig von ihrem Familienstand - besser dazu in der Lage, sich Hilfe und psychologische Stärkung zu holen, wenn sie erkranken, was ihre Überlebenschancen verbessert.

Versicherungsstatus und Einkommen haben kaum Einfluss auf die Sterblichkeit

"Onkologen müssen sich bewusst sein, dass bei Unverheirateten mit einer erhöhten Sterblichkeit an Krebs zu rechnen ist", sagt Martínez. "Ärzte, die Singles behandeln, sollten sie fragen, ob sie ein soziales Netz haben und jemanden, der sich um sie während der Therapie kümmert - und zwar körperlich wie emotional. Auf die gesundheitlichen Nebenwirkungen des Single-Daseins wird bisher von der Medizin zu wenig geachtet. Das muss sich ändern."

Die Unterstützung durch einen intakten Familien- wie Freundeskreis ist wohl auch der Grund dafür, dass Krebspatienten aus lateinamerikanischen oder asiatischen Kulturen auch dann weniger Einbußen in ihrer Prognose haben, wenn sie nicht verheiratet sind. "Je mehr sich Einwanderer an die US-Kultur angleichen, desto stärker wirkt sich das auf ihr Überleben mit Krebs aus", sagt Martínez.

Vermutlich sind familiäre Bindungen und das unterstützende Netzwerk bei weißen US-Bürgern nicht so ausgeprägt und dies trägt dazu bei, dass die Krankheit schneller zum Tode führt. In einer weiteren Studie zeigt dieselbe Arbeitsgruppe, dass die Unterschiede in der Krebsprognose zwar abhängig von Familienstand, Geschlecht und Volksgruppe sind, vom Einkommen und Versicherungsstatus aber kaum beeinflusst werden.

Mediziner hatten in früheren Untersuchungen gezeigt, dass Verheiratete länger leben und gesünder sind. Die engen familiären Bindungen erleichtern es den Patienten auch, sich im Gesundheitswesen zurechtzufinden und während langwieriger Therapien den Mut nicht vollends zu verlieren. In der Gruppe der Krebspatienten hat sich gezeigt, dass bei jenen, die verheiratet sind, sowohl die Diagnose früher gestellt als auch die Therapie rascher begonnen wird. Diese Faktoren tragen neben der emotionalen Unterstützung in der Familie vermutlich ebenfalls dazu bei, dass verheiratete Patienten länger mit Tumor überleben.

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