Drogenkonsum von Jugendlichen:Weniger Raucher, viele Komasäufer

Immer weniger Teenager können Zigaretten etwas abgewinnen. Dagegen ist der Alkoholkonsum junger Menschen bedenklich hoch. 40 Prozent der jungen Erwachsenen trinken sich einmal monatlich in den Vollrausch, 13 Prozent sogar mehrmals pro Monat.

Vielleicht greifen Rauch- und Tabakwerbeverbote. Vielleicht ist die Aufklärung erfolgreich. Auf jeden Fall ist Rauchen unter Jugendlichen längst nicht mehr so "in" wie noch vor zehn Jahren. Damals gehörte für 27 Prozent der 12- bis 17-Jährigen die Zigarette in der Hand zum coolen Alltag. Heute laufen nur noch zwölf Prozent der Teenager mit dem Glimmstengel herum. Damit hat sich die Rate der sehr jungen Raucher halbiert.

Vorstoß aus FDP für höhere Alkoholsteuer

Während Teenager Zigaretten zunehmend entsagen, haben junge Erwachsene nach wie vor Suchtprobleme.

(Foto: dpa)

71 Prozent der Minderjährigen haben überhaupt noch nie geraucht. Vor zehn Jahren konnten das nur 40,5 Prozent von sich behaupten, wie aus einer aktuellen Umfrage der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) unter 5000 Menschen hervorgeht.

Auch unter den 18- bis 25-Jährigen ist die Raucherquote zurückgegangen, wenngleich weniger ausgeprägt. Mit 37 Prozent rauchten im vergangenen Jahr etwa sieben Prozent weniger als 2001. Nikotin ist damit der einzige Suchtstoff, von dem sowohl Teenager als auch junge Erwachsene zunehmend die Finger lassen. Vom Alkohol und Cannabis kann man das nicht behaupten.

Problem: Rauschtrinken

Alkohol ist unter den 18- bis 25-Jährigen nach wie vor stark verbreitet: 40 Prozent griffen und greifen jede Woche zum Glas. Besorgniserregend hoch ist die Rate des Rauschtrinkens: 42 Prozent der jungen Erwachsenen gaben an, in den zurückliegenden 30 Tagen mindestens einmal heftig gezecht, das heißt, fünf oder mehr alkoholische Getränke auf einmal geschluckt zu haben. Für immerhin 13 Prozent ist dies kein gelegentlicher Ausrutscher; sie verpassten sich mindestens viermal im Monat einen heftigen Rausch.

Beim Komasaufen taten sich Männer besonders hervor: Mehr als die Hälfte besäuft sich mindestens einmal im Monat bis zum Umfallen - es gab ein Plus von fünf Punkten auf 55 Prozent. "Wir müssen sehr darauf achten, dass es nicht zu einer Trendwende kommt", sagte die Bundesdrogenbeauftragte Mechthild Dyckmans. Die FDP-Politikerin warnte: "Es darf hier keine Verharmlosung geben."

Etwas besser war die Lage bei den Minderjährigen: 15 Prozent von ihnen konnten dem Rauschtrinken etwas abgewinnen. 2004, als dieser Wert erstmals abgefragt wurde, lag er noch bei 23 Prozent. Zum gemäßigteren Alkoholkonsum bekannten sich mit 14 Prozent ebenfalls etwas weniger Jugendliche als 2001.

Kiffen bleibt in Mode

Gleichbleibend beliebt ist unter den jungen Erwachsenen auch das Kiffen. Knapp 40 Prozent hatten schon mindestens einmal im Leben Cannabis konsumiert. Bei den Jüngeren verloren weiche Drogen einen guten Teil ihrer Faszination. War 2004 mit 15 Prozent jugendlicher Kiffer ein Spitzensatz erreicht wurden, sank er im vergangenen Jahr auf sieben Prozent.

So positiv die Entwicklung bei den sehr jungen Menschen zu sehen ist; es drängt sich die Frage auf, ob etwas falsch läuft in der Drogenpolitik des Bundes, die verstärkt auf Minderjährige, kaum aber auf junge Erwachsene abzielt. BZgA-Direktorin Elisabeth Pott verteidigt die Strategie und verweist auf Studien, wonach die Jugendlichen, die heute nicht rauchen oder trinken, das auch in Zukunft nicht tun werden.

Außerdem fehlt für die Präventionsarbeit mit jungen Erwachsener schlicht das Geld. Für ihre Arbeit stehen der BZgA pro Jahr acht Millionen Euro aus dem Bundeshaushalt und seit 2009 zusätzlich zehn Millionen von den privaten Krankenkassen zur Verfügung. Wollte die Behörde auch Erwachsene einbeziehen, bräuchte sie zusätzliche Mittel. Die aber sind nicht in Sicht.

Der Geschäftsführer der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen, Raphael Gaßmann, forderte unterdessen schärfere Gesetze gegen Alkoholwerbung, eine höhere Besteuerung sowie stärkere Sanktionen, wenn an Jugendliche Alkohol verkauft wird. "An der Zigarettenpolitik der vergangenen Jahre sehen wir, wie man wirkliche Effekte erzielt", sagte er mit Blick auf die gesunkenen Raucherzahlen.

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