Schlafmangel:Junge Eltern: bis zu sechs Jahre gestörter Schlaf

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Das jüngste Familienmitglied hat enormen Einfluss auf den Schlaf der Eltern. (Foto: imago/Westend61)
  • Mit der Geburt eines Babys sinkt die Schlafdauer der Eltern rapide.
  • Männern fehlen im Schnitt nur wenige Minuten pro Nacht, Frauen müssen durchschnittlich mit einer Stunde weniger Schlaf auskommen.
  • Schlaf wie vor der Geburt stellt sich nur bei den wenigsten Eltern wieder ein.

Zu den vielen Dingen, die sich ändern, wenn ein Kind geboren wird, gehört auch, dass die Eltern nicht mehr alleine bestimmen, wie viel und wann sie schlafen. Das jüngste Familienmitglied hat darauf einen massiven Einfluss.

Wie sehr der Schlaf beeinträchtigt wird, haben Forscher der Universität Warwick in Großbritannien nun anhand von Daten aus Deutschland analysiert. Demnach dauert es nach der Geburt des ersten Kindes bis zu sechs Jahre, bis Mutter und Vater wieder halbwegs so schlafen können wie davor.

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Härter trifft es meist die Mütter, sagt der Entwicklungspsychologe Sakari Lemola vom Psychologischen Institut der Universität Warwick. "Frauen leiden nach der Geburt eines Kindes in der Regel häufiger an Schlafstörungen als Männer." Dies liege vor allem daran, dass Mütter noch immer häufiger als Väter die primären Bezugspersonen seien. In den ersten sechs Monaten seien die Auswirkungen auf stillende Mütter größer als auf Mütter, die ihre Kinder mit der Flasche füttern.

Nach Angaben der Forscher schlafen Mütter in Deutschland im Durchschnitt in den ersten drei Monaten eine Stunde weniger als vor der Geburt, danach wird es besser. Bei den Vätern sind es 13 Minuten weniger. Zwar bessert sich das mit zunehmendem Alter des Nachwuchses. Doch selbst wenn die Kinder bereits vier bis sechs Jahre alt sind, schlafen die Frauen der Studie zufolge noch 20 Minuten weniger pro Nacht als vor der Geburt.

Erstlingseltern hätten es schwieriger als erfahrene Eltern mit mehr Kindern, sagt Lemola. Alter und Einkommen haben hingegen keinen statistisch messbaren Einfluss auf dieses Problem: Unter Schlaflosigkeit leiden alle Eltern gleichermaßen. Ob alleinerziehend oder als Paar hat ebenfalls keinen oder nur geringen Einfluss. Hausbesitzer hatten einen kleinen Vorteil gegenüber Wohnungsschläfern.

Auch die Schlafzufriedenheit nimmt mit der Geburt des Kindes drastisch ab. Unter den befragten Frauen sank die Zufriedenheit mit dem eigenen Schlaf innerhalb der ersten drei Monate nach der Geburt im Durchschnitt um 1,8 Punkte auf einer Skala von null bis zehn. Unter den Männern ging die Zufriedenheit lediglich um etwa 0,4 Punkte zurück und kehrte - wie bei den Frauen auch - nach sechs Jahren nicht zum ursprünglichen Wert zurück.

Für die Untersuchung über Langzeiteffekte von Schwangerschaft und Geburt auf die Schlafzufriedenheit und -dauer wurden die Antworten von 2541 Müttern und 2118 Vätern des sogenannten sozio-oekonomischen Panels (SOEP) aus den Jahren 2008 bis 2015 ausgewertet. Dabei handelt es sich um eine repräsentative Wiederholungsbefragung im Auftrag des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin).

© sz.de/hach/Mit Material von dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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