Dengue-Fieber:Großangriff mit Mücken

Hoffen auf die Mücken: Ein Mann entlässt die präparierten Mücken in einer Favela in Rio de Janeiro. (Foto: dpa)

In Brasilien ruhen derzeit große Hoffnung auf Mücken. Die mit Bakterien infizierten Insekten sollen das Dengue-Fieber eindämmen.

Von Kathrin Zinkant

Äußerlich ist ihnen nichts anzusehen. Und auch ihr Bluthunger scheint gesund - das haben Forscher an ihren eigenen Armen getestet. Doch die Tausenden Exemplare der Stechmücke Aedes aegypti, die jetzt in die brasilianische Tropenluft entlassen werden, sind keine normalen Moskitos. Sie sind mit dem Bakterium Wolbachia infiziert, das die Fortpflanzung der Mücken manipuliert und die Vermehrung von Viren unterdrückt.

Die Aufgabe der verseuchten Moskitos ist daher nun der Großangriff auf ihresgleichen. Und auf den Erreger des Denguefiebers. Mehr als 600 000 Menschen haben sich in Brasilien dieses Jahr schon mit der Tropenkrankheit infiziert, das sind viermal so viele wie noch 2005. Meist bleibt das Fieber mild und folgenlos, es kann aber auch schwer verlaufen und sogar zum Tod führen. Ausgelöst wird Dengue durch ein Virus, das aber ausschließlich Mücken als Überträger nutzt - um die Plage in den Griff zu bekommen, müssen also die Insekten bekämpft werden. Das Bakterium Wolbachia manipuliert die ausgesetzten Stechmücken nun so, dass sie auch mit normalen Aedes aegypti nur Wolbachia-tragende Nachkommen hervorbringen. Und der Antivireneffekt des Bakteriums verhindert, dass Dengue weiter auf Menschen übertragen werden kann. Feldversuche in Australien lassen hoffen, dass diese Strategie aufgeht. Kürzlich zeigten Wissenschaftler nämlich, dass die Wolbachia-Infektion der Mückenschwärme stabil bleibe. Im Vergleich zu genetisch manipulierten Moskitos, die ebenfalls ausgesetzt werden sollen, haben Wolbachia-Mücken den Vorteil, dass sie einen natürlichen Parasiten beherbergen: Bis zu 70 Prozent aller Insekten sollen mit Wolbachia infiziert sein. Nur Aedes aegypti gehörte bislang nicht dazu.

© SZ vom 26.09.2014 / zint - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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