Daten des Robert-Koch-Instituts:Höchststand bei HIV-Infektionen in Deutschland

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Wenige Tage vor dem Welt-Aids-Tag hat das Robert-Koch-Institut neue Zahlen zu HIV-Infektionen veröffentlicht: Demnach tragen 78.000 Menschen hierzulande den Aids-Erreger in sich - viele wissen vermutlich gar nichts davon.

Von Katrin Blawat

In Deutschland leben mehr HIV-Infizierte als je zuvor. Schätzungsweise 78 000 Menschen trügen die Viren in sich, teilte das Robert-Koch-Institut (RKI) am Montag in Berlin mit. Seit Mitte der Neunzigerjahre steigt in der Bundesrepublik die Anzahl der Infizierten. Betroffen sind vor allem Männer, die Sex mit Männern haben. Sie machen etwa zwei Drittel der Fälle aus.

Etwa 14.000 der Infizierten wissen vermutlich nichts von den Erregern in ihrem Körper. Bei diesen Angaben handelt es sich um Schätzungen, die Experten aufgrund von Studiendaten, Erfahrungswerten und Rechenmodellen ermittelt haben.

Die Anzahl der diesjährigen Neuinfektionen bezifferte das Institut auf etwa 3400. Das sind 100 mehr als im vergangenen Jahr. "Diese Zahlen unterstreichen, dass die Anstrengungen zur Vermeidung von Infektionen weiterhin hohe Priorität und ausreichende Finanzierung erfordern", sagte RKI-Präsident Reinhard Burger. Die Deutsche Aids-Stiftung warnte, die Not der Betroffenen werde steigen.

Unverändert im Vergleich zu 2011 bleibt laut dem RKI wohl die Anzahl der Menschen, die an den Folgen einer Infektion mit dem menschlichen Immundefektvirus HIV sterben. Das Institut rechnet für 2012 mit 550 derartigen Todesfällen.

Auch die Anzahl der Syphilis-Fälle steigt

Die aktuellen Zahlen veröffentlichte das Robert-Koch-Institut wenige Tage vor dem Welt-Aids-Tag am 1. Dezember. Zugleich wiesen die Experten auf die Unsicherheiten ihrer Erhebungen hin. So hat sich inzwischen gezeigt, dass der im vergangenen Jahr gemeldete Rückgang der Neuinfektionen für 2010 und 2011 deutlich schwächer ausgefallen war, als zunächst gedacht und sogar in einen leichten Anstieg überging. Schon in der Vergangenheit lebten demnach mehr Menschen mit HIV, als bislang vermutet wurde. Der nun gemeldete Höchststand hat zum Teil statistische Gründe und liegt auch daran, dass die verfügbaren Therapien die Lebensdauer vieler Infizierter verlängern.

Als weitere Ursache für steigende Infektionszahlen vermuten Experten die Zunahme anderer sexuell übertragbarer Krankheiten. Diese können den Körper anfälliger für weitere Viren machen. So ist die Anzahl der Syphilis-Fälle deutlich gestiegen, teilte das RKI mit. Im vergangenen Jahr wurden 3700 Syphilis-Erkrankungen registriert. "Wer Syphilis hat, infiziert sich auch leichter mit HI-Viren und gibt sie leichter weiter", sagt der Epidemiologe Osamah Hamouda vom Robert-Koch-Institut.

Für denkbar hält es Hamouda, dass eine sorglosere Einstellung gegenüber HIV Neuinfektionen begünstigt. "Möglicherweise wird zwischen Partnern weniger darüber kommuniziert." Überzeugende Hinweise, laut denen der Gebrauch von Kondomen abnimmt, gebe es allerdings nicht. Dies bestätigt eine aktuelle Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). "Das Schutzverhalten ist sehr hoch und verbessert sich weiter", sagt BZgA-Sprecherin Julia Jakob. Laut einer Untersuchung der Bundeszentrale verwenden 80 Prozent der 16- bis 44-jährigen Singles Kondome.

© SZ vom 27.11.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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