Covid-19:Risiko Fettleibigkeit

Übergewicht

Starkes Übergewicht führte laut einer britischen Studie zu Coronavirus-Patienten in Krankenhäusern zu einem höheren Sterblichkeitsrisiko.

(Foto: dpa)

Bei schweren Verläufen von Covid-19 ist die Sterblichkeit enorm. Laut einer britischen Studie können nicht nur chronische Herz- oder Lungenkrankheiten zum Problem werden - sondern auch das Gewicht.

Von Christina Kunkel

Rund zwei Monate sind seit den flächendeckenden Coronavirus-Ausbrüchen in Europa vergangen, Zehntausende mussten mit einer Sars-CoV-2-Infektion stationär behandelt werden. Jetzt liefert die weltweit größte veröffentlichte Beobachtungsstudie zu Corona-Patienten in Großbritannien erste Erkenntnisse, was das Überleben bei schweren Verläufen beeinflusst. Zwar benötigt nur ein geringer Teil der Covid-19-Erkrankten überhaupt eine Behandlung im Krankenhaus - Studien gehen davon aus, dass zwischen fünf und zehn Prozent aller betroffenen Erwachsenen so schwere Symptome entwickeln, dass eine Krankenhauseinweisung medizinisch gerechtfertigt wäre. Doch wenn es so weit kommt, spielen verschiedene Faktoren eine Rolle, wie schwer die Krankheit verläuft.

Aktuelles zum Coronavirus - zweimal täglich per Mail oder Push-Nachricht

Alle Meldungen zur aktuellen Lage in Deutschland und weltweit sowie die wichtigsten Nachrichten des Tages - zweimal täglich im SZ am Morgen und SZ am Abend. Unser Newsletter bringt Sie auf den neuesten Stand. Kostenlose Anmeldung: sz.de/morgenabend. In unserer Nachrichten-App (hier herunterladen) können Sie den Nachrichten-Newsletter oder Eilmeldungen auch als Push-Nachricht abonnieren.

In der medizinischen Fachzeitschrift BMJ beschreiben Wissenschaftler anhand von 20 133 Covid-19-Patienten aus England, Wales und Schottland Merkmale, die besonders häufig eine Behandlung auf der Intensivstation nötig machten oder sogar zum Tod führten. Die Studie wurde bereits am 17. Januar als Reaktion auf den Covid-19-Ausbruch in China aufgesetzt, um die erste, damals schon erwartete Infektionswelle in Großbritannien wissenschaftlich begleiten zu können. Der erste bestätigte Coronavirus-Patient wurde in Großbritannien am 31. Januar gemeldet.

Von den auf der Intensivstation beatmeten Patienten überlebte mehr als ein Drittel nicht

Zunächst widerlegen die Studienergebnisse die These, dass Menschen ohne Vorerkrankungen nur selten schwer von einer Sars-CoV-2-Infektion betroffen sind. Von den etwa 20 000 untersuchten Krankenhausfällen in Großbritannien hatte fast jeder vierte Patient keine bekannte Vorerkrankung. Die Patienten waren im Schnitt 73 Jahre alt, als häufigste Begleiterkrankungen beschreiben die Forscher chronische Herzleiden (30 Prozent), Diabetes (20 Prozent) und chronische Lungenerkrankungen ohne Asthma (17 Prozent). Die Sterblichkeit war enorm: Jeder Vierte überlebte den Aufenthalt nicht, 34 Prozent wurden zum Ende des untersuchten Zeitraums weiter stationär betreut, 41 Prozent konnten das Krankenhaus verlassen. Von den mechanisch beatmeten Patienten starb mehr als jeder Dritte (37 Prozent), obwohl diese im Schnitt deutlich jünger waren (61 Jahre). Allerdings fanden die Wissenschaftler keinen Zusammenhang zwischen dem Alter und der Zeit bis zum Tod. Rund 80 Prozent starben innerhalb der ersten zwei Wochen nach ihrer Einweisung.

Doch wovon hängt es ab, ob man die Krankheit überlebt? Dazu decken sich die Untersuchungen aus Großbritannien weitgehend mit Studien aus China und den USA. Je älter ein Patient ist, desto größer ist das Sterblichkeitsrisiko. Die Ergebnisse zeigen auch, dass Frauen bessere Chancen haben, einen schweren Verlauf von Covid-19 zu überstehen als Männer. Zudem erhöhen chronische Herz-, Lungen- oder Nierenkrankheiten das Sterberisiko. Dem fügen die Wissenschaftler aus Großbritannien allerdings einen weiteren Aspekt hinzu, der bislang in Studien kaum als Risikofaktor betrachtet wurde: Fettleibigkeit führt demnach ebenfalls dazu, dass die Überlebenschancen von schwer an Covid-19 erkrankten Menschen sinken.

Zur SZ-Startseite

SZ PlusExklusivPharmaforschung
:"Das war für die Pharmaindustrie finanziell nicht interessant"

Hat die EU-Kommission der Pharmaindustrie in Forschungsprogrammen zu viel Spielraum gelassen? Kritiker bemängeln, dass finanzielle Interessen die Agenda der Wissenschaft zu stark geprägt hat. Das rächt sich gerade.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: