Covid-19:Studie mit neuem Corona-Medikament erfolgreich

Covid-19: Das antivirale Medikament Molnupiravir soll schwere Krankheitsverläufe bei Risikopatienten verhindern können.

Das antivirale Medikament Molnupiravir soll schwere Krankheitsverläufe bei Risikopatienten verhindern können.

(Foto: HANDOUT/AFP)

Das Medikament Molnupiravir der US-Firma MSD senkt offenbar das Risiko für Krankenhausaufenthalt und Tod durch Covid-19 bei besonders gefährdeten Patienten um die Hälfte.

Von Christina Berndt

Der US-Pharmakonzern MSD will in Kürze die Zulassung für sein Corona-Medikament Molnupiravir in den USA und anderen Ländern beantragen. Anlass dafür sind jüngste Erfolge in der Behandlung von Covid-19-Patienten mit dem antiviralen Medikament. Die Zahl der Krankenhauseinweisungen und Todesfälle sei durch die Einnahme der Arznei um die Hälfte gesenkt worden, teilte MSD am Freitag mit. Die Angaben beruhen bisher lediglich auf der Mitteilung des Konzerns, eine Studie liegt nicht vor.

Sollte Molnupiravir die Zulassung erhalten, wäre es erst das zweite gezielt antivirale Medikament, das zur Behandlung von Covid-19 eingesetzt werden kann - und noch dazu eines der wenigen Mittel überhaupt im spärlichen Arsenal gegen Covid-19. Molnupiravir hemmt die Vermehrung von Sars-CoV-2 und anderer Viren. Dies trifft auch auf Remdesivir zu, das ebenfalls zur Behandlung von Covid-19 zugelassen ist, zuletzt aber in Studien enttäuscht hat. Auch Antikörper gegen das Coronavirus haben zuletzt die Hoffnungen nicht erfüllt. Deutlich wirksamer ist hingegen das Kortison-Präparat Dexamethason, das allerdings erst spät im Krankheitsverlauf gegeben wird und keine spezifisch antivirale Wirkung hat.

Molnupiravir soll hingegen schon früh in den Krankheitsverlauf eingreifen. Noch dazu handelt es sich bei dem Präparat, das ursprünglich gegen Grippe entwickelt wurde, um eine Kapsel zum Schlucken; die übrigen Covid-19-Therapien müssen dagegen gespritzt oder per Infusion verabreicht werden. Im Rahmen der Studie zu Molnupiravir haben 775 Erwachsene mit leichtem bis mittelschwerem Krankheitsverlauf fünf Tage nach Auftreten von Covid-19-Symptomen das Medikament oder nur ein Scheinmedikament erhalten. Alle Probanden hatten aufgrund von Vorerkrankungen wie Adipositas, Diabetes oder Herzleiden ein besonders hohes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf. Die Probanden nahmen zweimal täglich vier Kapseln für fünf Tage ein.

Wer Molnupiravir statt des Placebos bekam, dem erging es deutlich besser: Von diesen Patienten wurden MSD zufolge 7,3 Prozent ins Krankenhaus eingeliefert innerhalb von 30 Tagen; in der Placebo-Gruppe waren es 14,1 Prozent. In dieser Zeit waren acht Menschen in der Placebo-Gruppe gestorben, aber niemand in der Molnupiravir-Gruppe.

Laut den vorläufigen Daten halbiert das Medikament die Zahl der Krankenhausaufenthalte und Todesfälle

Als diese Ergebnisse bei einer Zwischenauswertung zutage traten, empfahl ein unabhängiges Expertengremium den Abbruch der Studie. Dass ein solches Gremium klinische Studien überwacht, ist üblich. Eigentlich hätte die Studie noch bis November fortgeführt werden sollen - doch die positive Wirkung von Molnupiravir war nach Auffassung des Gremiums zu deutlich, als dass man der Placebo-Gruppe die Therapie weiterhin vorenthalten könnte.

"Die Ergebnisse übertrafen die Erwartungen, die ich an das Medikament in dieser klinischen Studie geknüpft hatte", sagte Dean Li, Vizepräsident im Bereich Forschung bei MSD. "Wenn die Zahl der Krankenhausaufenthalte oder Todesfälle um 50 Prozent gesenkt werden kann, ist das eine erhebliche klinische Wirkung." Verstärkt werde der Nutzen des Medikaments noch dadurch, dass es "einfach eine Tablette ist, die man zu Hause nehmen kann". Auch unabhängige Experten gaben sich überzeugt: "Ich denke, dass sich dies in viele Tausend gerettete Leben weltweit übersetzen lässt", sagte Robert Shafer, Infektiologe und Experte für antivirale Therapien an der Stanford-Universität, der New York Times.

Die US-Regierung hat bereits angekündigt, 1,7 Millionen Dosen des Medikaments zu kaufen. Allerdings muss das Mittel rechtzeitig genommen werden: In früheren Untersuchungen hatte Molnupiravir schwerer erkrankten Covid-19-Patienten, die bereit im Krankenhaus behandelt werden mussten, nicht mehr helfen können. Das Problem mit antiviralen Agentien wie Molnupiravir sei, dass sie eingesetzt werden müssten, bevor Menschen so krank sind, dass sie mehr benötigten als nur Selbstfürsorge, sagte Peter English, früher Vorsitzender des Public Health Medicine Committee der British Medical Association, dem britischen Science Media Center. Das sei auch das Problem mit anderen antiviralen Agentien, etwa einem lange überbewerteten Mittel gegen Influenza. "In meinen Augen könnten diese Medikamente eine Rolle, spielen", so English, "wenn man Menschen identifiziert, die ein besonders hohes Risko für einen schweren Verlauf tragen."

Derweil befinden sich weitere Medikamente mit antiviraler Wirkung in der klinischen Prüfung. Studien laufen bereits mit zwei ähnlichen Mitteln von Pfizer sowie Atea und Roche.

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