Covid-19:Wie sicher ist der Test auf das Coronavirus?

  • Der Test auf das Coronavirus basiert auf der sogenannten Polymerasekettenreaktion (PCR).
  • Das Verfahren spürt selbst kleinste Virenmengen auf, doch bei der Probennahme oder dem Transport ins Labor können Fehler passieren.
  • In Einzelfällen schlägt der Test zudem nicht an.

Von Hanno Charisius

Der übliche Test auf das neue Coronavirus funktioniert wie eine Kopiermaschine für Erbmaterial. Per sogenannter Polymerasekettenreaktion (kurz: PCR) werden sogar geringste Mengen Erbmaterial der Viren so stark vervielfältigt, dass man es nachweisen kann. Deshalb kann der Test sogar Viren aufspüren, wenn ein Mensch gar keine Symptome verspürt.

Der Test kann jedoch nicht in die Zukunft blicken und verraten, ob jemand, der heute virusfrei getestet wird, nicht vielleicht vier Tage später doch Viruspartikel verbreitet. Er kann also nicht die Quarantäne-Zeit verkürzen - jene 14 Tage, die zurzeit empfohlen werden, nachdem man sich in einem Risikogebiet aufgehalten hat oder Kontakt mit einem nachweislich Infizierten hatte.

Die Inkubationszeit von Sars-CoV-2, also die Spanne zwischen Ansteckung und Beginn der Symptome, liegt zwischen zwei und vierzehn Tagen. Im Mittel bricht die Krankheit nach gut fünf Tagen aus, zu diesem Ergebnis kam etwa eine am Dienstag im Fachblatt Annals of Internal Medicine veröffentlichte Analyse von 191 Krankheitsverläufen. Die Forscher hatten darin Daten von Patienten ausgewertet, von denen halbwegs sicher geklärt werden konnte, wann sie sich mit dem Erreger infiziert hatten. 97,5 Prozent entwickelten innerhalb von elfeinhalb Tagen nach Infektion Symptome. Da bieten 14 Tage Quarantäne in den meisten Fällen einen guten Sicherheitspuffer. Die Zahlen bedeuten allerdings auch, dass bei 100 von 10 000 Infizierten, also etwa einem Prozent, die Krankheit auch nach Ablauf von zwei Wochen ausbrechen kann. Absolute Sicherheit bietet die 14-Tage-Regel also nicht.

Ein positives Ergebnis bedeutet nicht unbedingt, dass der Patient eine Gefahr darstellt

Hinzu kommt, dass ein Test auch versagen kann. Zwar funktioniert die Erbgut-Kopiermaschinerie sehr zuverlässig, doch es ist möglich, dass etwas bei der Probennahme - meist ein Abstrich im Rachen - schiefläuft. Oder die Probe wird auf dem Weg zum Labor unbrauchbar, ohne dass es bemerkt wird. Und es gibt vereinzelt Patienten, die nachweislich Kontakt mit Infizierten hatten, daraufhin typische Covid-19-Symptome entwickelten, bei denen der Test aber wiederholt nicht anschlägt. Ob hier der Test mehrfach versagt hat oder diese Menschen einfach über lange Zeiträume keine Viren abgeben, ist unklar.

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Die Fälle zeigen jedoch, dass Vorsicht geboten ist, egal wie der Test ausfällt. Denn umgekehrt bedeutet ein positiver Befund nicht unbedingt, dass jemand eine Gefahr für seine Mitmenschen darstellt. Die PCR kann nämlich nur das Erbgut von Viren aufspüren, nicht jedoch feststellen, ob diese überhaupt noch infektiös sind. Das konnten Ärzte und Forscher bei den ersten Corona-Patienten beobachten, die im Februar in einem Münchner Krankenhaus behandelt wurden. Diese Erkenntnis ist wichtig, wenn es um die Frage geht, wann ein Patient wieder aus dem Krankenhaus in die häusliche Pflege entlassen werden kann. Wie das Team kürzlich berichtete, ist es nach einer durchgestandenen Erkrankung nicht notwendig zu warten, bis gar keine Viren mehr da sind.

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