Süddeutsche Zeitung

Covid-19:Re-Infektionen mit dem Coronavirus nicht sehr wahrscheinlich

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In Südkorea waren fast 450 als genesen geltende Covid-19-Patienten später erneut positiv getestet worden. Jetzt gibt es Entwarnung.

Von Berit Uhlmann

Die Befunde aus Südkorea hatten Beunruhigung weit über die Grenzen des asiatischen Landes hinaus ausgelöst. Fast 450 als genesen geltende Covid-19-Patienten waren später erneut positiv getestet worden. Es stellte sich die Frage, ob Menschen schon nach einigen Wochen ein weiteres Mal erkranken und das Virus erneut verbreiten können. Nun hat die koreanischen Seuchenschutzbehörde KCDC ein Stück weit Entwarnung gegeben: Sie habe keinen Nachweis gefunden, dass diese Menschen zum Zeitpunkt ihres zweiten positiven Testergebnisses infektiös waren.

Die südkoreanischen Patienten hatten in den zurückliegenden Wochen eine Covid-Diagnose erhalten, waren dann negativ getestet und aus der Isolation entlassen worden. Später hatte man sie im Rahmen von Routineuntersuchungen - zum Teil auch weil sie über Symptome klagten - noch einmal getestet. Seltsamerweise schlugen die Tests dann wieder an. Durchschnittlich 45 Tage lagen zwischen ursprünglichem Krankheitsbeginn und dem zweiten positiven Resultat. Einem Patienten wurde noch 82 Tage nachdem er erste Symptome gespürt hatte, ein positives Testergebnis ausgestellt. Einen Teil dieser Vorkommnisse hat die KCDC daraufhin genauer untersucht.

Die Ergebnisse wirken zunächst beruhigend. In den verfügbaren Proben fanden die Forscher keine vermehrungsfähige Viren vom Typ Sars-CoV-2 mehr. Zusätzlich werteten die Wissenschaftler Informationen über fast 800 Personen aus, mit denen die Patienten Kontakt hatten, als sie zum zweiten Mal positiv getestet worden waren. Auch diese Ergebnisse liefern keinen sicheren Hinweis darauf, dass die Getesteten andere Menschen angesteckt hätten. Zwar hatten sich 27 der Kontaktpersonen ebenfalls mit Sars-CoV-2 infiziert, aber alle waren zugleich akut Infizierten nahe gekommen.

Vielleicht haben Erbgutfragmente die Tests anschlagen lassen. Infektiös sind diese nicht

Die sogenannten PCR-Tests, die auch in Südkorea zum Nachweis des Virus verwendet werden, detektieren Erbgut des Erregers. Auch Erbgutfragmente, von denen keine Infektionsgefahr mehr ausgeht, lassen die Tests ausschlagen. Womöglich wurden bei den späteren Probenentnahmen solche Überbleibsel erwischt, bei den vorangegangenen aber nicht.

Zugleich konnten die Wissenschaftler bei allen untersuchten Patienten Antikörper nachweisen. Bisherige Studien deuten darauf hin, dass Genesende in der Regel Antikörper gegen das Virus produzieren. Doch noch ist nicht geklärt, ob diese wirklich bei allen Betroffenen in ausreichender Menge vorliegen, um sicheren Schutz vor einer neuen Ansteckung zu gewähren.

Auch, wie lange die Immunität nach überstandener Infektion anhält, ist derzeit noch offen. Geht man von den verwandten Coronaviren aus, die die Atemwegserkrankungen Sars und Mers auslösen, könnte der Schutz lediglich ein bis zwei Jahre andauern. Auch die Weltgesundheitsorganisation WHO schließt zum jetzigen Zeitpunkt nicht aus, dass Menschen irgendwann ein weiteres Mal an Covid-19 erkranken könnten. An dieser Befürchtung dürften auch die aktuellen Ergebnisse aus Südkorea nichts geändert haben.

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Quelle:
SZ vom 25.05.2020
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