Säuglinge:Mütter mit Covid-19 können bedenkenlos stillen

Lesezeit: 2 Min.

Eine Mutter stillt ihren vier Monate alten Sohn. Auch über diesen Weg bekommen Säuglinge Bakterien übertragen, die wichtig sind für ihre Gesundheit. (Foto: Monika Skolimowska/dpa)

Das Coronavirus wird laut einer Studie nicht über die Muttermilch übertragen. Vom Stillen geht daher selbst während einer Infektion wohl kein Risiko für das Kind aus.

Mit steigenden Omikron-Infektionszahlen wächst auch die Sorge vieler stillender Mütter: Könnten sie im Falle einer Ansteckung das Coronavirus mit der Muttermilch an ihr Baby weitergeben? Eine US-Studie scheint hier erneut Entwarnung zu geben: Es gebe keine Hinweise darauf, dass kürzlich infizierte Mütter durch das Stillen ansteckende Viren aufs Kind übertragen, berichten die Mediziner im Fachblatt Pediatric Research.

Konkret untersuchte ein Team um den Kindermediziner Paul Krogstad von der University of California in Los Angeles Muttermilchproben von 110 stillenden Frauen, welche diese zwischen März und September 2020 an die Universität gespendet hatten. Von diesen Frauen wiesen 65 einen positiven PCR-Test auf, neun zeigten trotz negativen Tests Symptome und 36 waren symptomatisch, wurden aber nicht getestet.

Bei der Analyse der Proben fanden die Mediziner zwar in der Muttermilch von sieben Frauen, die entweder positiv getestet wurden oder angegeben hatten, symptomatisch zu sein, genetisches Material von Sars-CoV-2. Allerdings konnten sie kein infektiöses Sars-CoV-2-Genmaterial, sogenannte subgenomische RNA (SgRNA), feststellen. Diese SgRNA ist ein Indikator dafür, ob sich das Virus aktiv vermehrt.

Mit dem Coronavirus infizierte Mütter sollten einige Vorsichtsmaßnahmen beachten

Ebenso gab es bei den Säuglingen dieser sieben Mütter keine klinischen Anzeichen einer Corona-Infektion. Eine zweite Muttermilchprobe der Frauen, die zwischen einem und 97 Tagen später entnommen wurde, enthielt zudem auch keine Sars-CoV-2-RNA mehr. Aus ihren Beobachtungen folgern die Mediziner, dass Frauen, die mit Covid-19 infiziert sind und ihr Kind stillen, kein Risiko haben, das Virus über die Muttermilch zu übertragen - eine Sorge, die mit Blick auf andere Erreger durchaus nachvollziehbar ist. So ist etwa von HI-, Ebola- oder Humanen T-lymphotropen Viren bekannt, dass diese übers Stillen aufs Baby übertragen werden können.

SZ PlusNotgeburt auf der Intensivstation
:Wenn Schwangere an Corona erkranken

Eine Mutter erkrankt schwer an Covid-19 und muss beatmet werden. In der 29. Schwangerschaftswoche wird das Kind frühzeitig geholt, es wiegt 1,1 Kilo. Danach folgen Wochen voller Bangen.

Von Ekaterina Kel

Allerdings weisen die Autoren selbst darauf hin, dass die Stichprobengröße in ihrer Studie gering sei und möglicherweise nicht alle potenziellen Faktoren erfasst worden seien, die das Vorhandensein von Sars-CoV-2-RNA in der Muttermilch vorhersagen würden.

Ihr Ergebnis passt aber zu früheren Veröffentlichungen: So hatten italienische Mediziner 2021 im Fachblatt JAMA Network Open von 21 Neugeborenen berichtet, deren Mütter sich in der späten Schwangerschaft mit Covid-19 angesteckt hatten. Keines der Babys zeigte in den ersten beiden Monaten nach der Geburt Symptome. Zudem waren bei gestillten Kindern deutlich höhere Mengen spezifischer Antikörper gegen Sars-CoV-2 nachweisbar als bei solchen, die Säuglingsnahrung bekommen hatten.

Auf Basis der bisherigen Erkenntnisse raten sowohl die Weltgesundheitsorganisation (WHO) als auch die deutsche Nationale Stillkommission (NSK) Müttern, während einer Corona-Infektion weiter zu stillen, dabei jedoch einige Vorsichtsmaßnahmen zu beachten. Mütter, die mit Corona infiziert oder möglicherweise infiziert seien, sollten beim Stillen durch gründliches Händewaschen vor und nach dem Kontakt mit dem Kind und durch Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes das Risiko einer Virusübertragung minimieren. Zudem wird das Reinigen und/oder Desinfizieren von kontaminierten Oberflächen empfohlen.

© SZ/dpa/cvei - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusCovid-Impfung
:Woher die Angst vor Unfruchtbarkeit kommt

Die Sorge, dass man durch eine Impfung seine Fruchtbarkeit verlieren könnte, hatten Menschen von Beginn an. Die Wissenslücken haben Forscherinnen und Ärzte mittlerweile geschlossen - doch die Skepsis bleibt. Was man dazu wissen muss.

Von Nora Ederer

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: