Süddeutsche Zeitung

COVID-19:WHO warnt vor Ibuprofen bei Coronavirusverdacht

  • Wichtige Aktualisierung vom 19.03.2020: Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat ihre Warnung vor der Einnahme des Schmerzmittels Ibuprofen bei Verdacht auf eine Infektion mit dem Coronavirus zurückgenommen. Die WHO-Experten hatten Studien und Ärzte konsultiert und seien zu dem Schluss gekommen, dass es über die bekannten Nebenwirkungen bei bestimmten Bevölkerungsgruppen hinaus keine Hinweise auf negative Ibuprofen-Konsequenzen bei Covid-19-Patienten gebe. "Auf der Basis der heute vorhandenen Informationen rät die WHO nicht von der Einnahme von Ibuprofen ab", teilte die WHO mit. Das hatte sie am Dienstag noch getan und statt Ibuprofen Paracetamol empfohlen. (dpa)
  • Lesen Sie hier mehr zu möglichen Wechselwirkungen zwischen dem neuartigen Coronavirus und Medikamenten.
  • Die untenstehende Meldung ist somit veraltet.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) rät Menschen bei Verdacht auf eine Infektion mit dem neuen Coronavirus davon ab, ohne ärztlichen Rat das Medikament Ibuprofen einzunehmen. Es gebe zwar keine neuen Studien, aus denen hervorgehe, dass Ibuprofen mit erhöhter Sterblichkeit verbunden sei, sagte WHO-Sprecher Christian Lindmeier am Dienstag in Genf. Aber die Experten prüften die Lage zur Zeit. "Wir raten, im Verdachtsfall Paracetamol und nicht Ibuprofen einzunehmen", so Lindmeier. Dies beziehe sich ausschließlich auf die Einnahme ohne ärztlichen Rat, betonte er.

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Der französische Gesundheitsminister Olivier Véran hatte am Wochenende mit einem Tweet, in dem er vor Entzündungshemmern wie Ibuprofen warnte, Aufsehen erregt. Entzündungshemmer wie Ibuprofen könnten eine Infektion mit dem Coronavirus verschlimmern. Im Fall von Fieber solle man Paracetamol nehmen, riet Véran. Der nationale Gesundheitsdirektor Jérôme Salomon hatte sich ähnlich geäußert und von der Einnahme sogenannter nichtsteroidaler Antirheumatika (NSAR) abgeraten. Zu dieser Wirkstoffgruppe zählen neben Ibuprofen auch Acetylsalicylsäure (ASS; Aspirin) und Diclofenac. Es gibt einen kurzen Beitrag im Fachjournal Lancet, in dem eine mögliche unerwünschte Wirkung von Ibuprofen indirekt erwähnt wird. Auf ihn scheint die aktuelle Warnung zurückzugehen.

Der Virologe Jonas Schmidt-Chanasit vom Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNITM) schloss am Wochenende nicht aus, dass insbesondere ASS, aber auch Ibuprofen, bei der Lungenerkrankung Covid-19 nicht hilfreich sein könnten. "Ibuprofen hemmt die Blutgerinnung, das wäre ein möglicher Hinweis", erläutert der Virologe. Damit steige das Risiko für innere Blutungen. "Bei Paracetamol ist das nicht der Fall." Das Risiko für innere Blutungen bei dieser Medikamentengruppe ist schon lange bekannt und gilt nicht nur bei einer Infektion mit Sars-Cov-2.

Gleichzeitig kursieren in sozialen Netzwerken Gerüchte, dass Ibuprofen auch die Anfälligkeit für eine Ansteckunge mit dem Coronavirus erhöhe. Die Behauptung wird mit einer angeblichen Studie der Universität Wien untermauert. Die Universität stellte auf Twitter klar, dass es sich bei der Behauptung um Fakenews handele, die nichts mit der Bildungsreinrichtung zu tun hätten. Auch das Österreichische Gesundheitsministerium erklärte die Meldung zur Falschbehauptung.

Das Berliner Bundesgesundheitsministerium warnte derweil ebenfalls vor Falschnachrichten und Panikmache in der Corona-Krise. "Es wird behauptet und rasch verbreitet, das Bundesministerium für Gesundheit/die Bundesregierung würde bald massive weitere Einschränkungen des öffentlichen Lebens ankündigen. Das stimmt NICHT", schrieb schrieb das Ministerium am Samstag ebenfalls auf Twitter.

Zu den Falschnachrichten gehört auch der Kettenbrief, in dem Menschen aufgefordert werden, permanent Wasser zu trinken, um sich vor einer Infektion zu schützen. Das ist ebenso falsch wie der darin empfohlene Selbsttest.

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sz.de/dpa/beu/hach
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