Mehr als 81 000 Infektionen in nunmehr 41 Ländern und Territorien hat es offiziellen Zahlen zufolge seit Beginn des Coronavirus-Ausbruchs gegeben, etwa 2700 Menschen sind bislang gestorben. Allerdings hat sich auch fast ein Drittel der Erkrankten vollständig von der Infektion erholt, die durch das Sars-CoV-2-Virus ausgelöst wird und die offizielle Bezeichnung Covid-19 trägt. Für die Europäische Union stellt sich nun, Ende Februar, die Frage, was auf die Staatengemeinschaft zukommt, nachdem Italien einen der weltweit größeren Ausbrüche verzeichnet. In Österreich, Kroatien und erstmals wieder auch in Deutschland wurden neue Infektionen gemeldet. Zwar kann niemand sagen, wie sich die Situation in den kommenden Tagen entwickeln wird. Noch immer gibt es über das neue Coronavirus zu wenig gesicherte Erkenntnisse.
Fest steht jedoch: Das Virus ist für die große Mehrheit derer, die sich anstecken, nicht lebensbedrohlich. 80 Prozent der bekannten Erkrankungen sind mild verlaufen, etwa ein Fünftel benötigt intensivere medizinische Betreuung. Nach wie vor gehen die meisten Experten davon aus, dass Sars-CoV-2 etwa zwei von 100 Infizierten das Leben kosten könnte. Rein rechnerisch ergibt sich aus den offiziellen Zahlen zwar eine höhere Sterblichkeit von gut drei Prozent. Es ist aber noch immer unklar, wie hoch die Zahl der Infizierten insgesamt tatsächlich ist und wie viele milde Fälle überhaupt nicht in Erscheinung treten, während die Toten sämtlich erfasst werden. Je größer diese Zahl der unbekannten Ansteckungen, desto niedriger wäre in Wahrheit die Sterblichkeit durch den neuen Erreger.
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Mindestens fünf Personen sind in NRW mit dem Virus infiziert, ob sich auch Kindergartenkinder angesteckt haben, sollen Testergebnisse am Donnerstag zeigen. Auch in Baden-Württemberg gibt es neue Fälle. Gesundheitsminister Spahn spricht von "einer Corona-Epidemie in Deutschland".
Der WHO-Beauftragte für die gemeinsame Covid-19-Mission in China, Bruce Aylward, sagte am Dienstag auf einer Pressekonferenz in Genf, diese Zahl der unbekannten Patienten sei womöglich weniger hoch als gedacht. "Viele da draußen reden davon, dass sich dieses Virus überall ausbreitet und wir nur die Spitze des Eisbergs sehen." Inzwischen habe man aber Daten, die einen solchen Eisberg nicht bestätigten. Andere WHO-Experten widersprechen dieser Interpretation. So sagte der kanadische Infektionsexperte Gary Kobinger dem Wissenschaftsportal Stat, er gehe immer noch von vielen milden oder asymptomatischen Infektionen aus, die in der Statistik nicht auftauchten.
Ebenfalls klar ist aber, dass selbst eine niedrige Sterblichkeit bei einer hohen Zahl von Infektionen dazu führt, dass es viele Tote geben könnte. Das ist auch bei der saisonalen Grippe der Fall, die trotz einer Sterblichkeit von weniger als einem Prozent jährlich bis zu 20 000 Menschen allein in Deutschland das Leben kostet. Wie im Fall von Covid-19 sind vor allem Ältere mit Vorerkrankungen betroffen, deren Immunsystem durch die bestehenden Leiden geschwächt ist.
Wie viele Menschen sich letztlich infizieren werden, hängt auch davon ab, wie ansteckend das Virus ist. Bislang gilt als unklar, wie hoch die Zahl der Personen ist, die von einem Kranken im Durchschnitt tatsächlich infiziert werden. Anfangs ging man davon aus, dass die Zahl bei zwei bis drei Personen liegt, sie könnte neueren Analysen zufolge aber auch deutlich höher sein. Das Chinesische Seuchenkontroll- und -präventionszentrum (CCDC) hat vergangene Woche sehr umfassende Daten veröffentlicht, die auf eine sehr hohe Ansteckungsfähigkeit hinweisen.
Für Deutschland und die europäischen Nachbarländer könnte dies bedeuten, dass sich der Erreger in den kommenden Wochen stärker ausbreitet und zu Häufungen von Infektionen führt, wie sie bereits in Italien zu beobachten sind. Und obwohl nun schon darüber spekuliert wird, ob Eindämmung überhaupt noch ein Thema sei: Experten raten dringend dazu, sich zum Beispiel auf den Seiten des Robert Koch-Instituts oder der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zu informieren, Hygieneregeln wie gründliches Händewaschen zu beachten, größere Menschenansammlungen zu meiden und auf diese Weise mitzuhelfen, dem Virus die Verbreitung zu erschweren. Denn selbst wenn die meisten Erkrankten nicht mehr als eine schlimme Erkältung erleben: Wer sich selbst gar nicht erst ansteckt, kann das Virus auch nicht an Menschen weitergeben, die möglicherweise zu schwach sind, um gegen den Erreger anzukämpfen.