Süddeutsche Zeitung

Coronavirus:Mehr als 1000 Tote und 42 000 Infizierte in China

  • Am neuartigen Coronavirus sind in China inzwischen mehr als 1000 Menschen gestorben.
  • Die Zahl der Neuinfektionen ging am Dienstag im Vergleich zum Vortag zurück.
  • Am Dienstag und Mittwoch wollen sich Experten in Genf bei der Weltgesundheitsorganisation WHO über das Virus austauschen.

Das Coronavirus hat in China inzwischen mehr als 1000 Menschen das Leben gekostet. Binnen 24 Stunden seien 108 weitere Todesfälle gezählt worden, teilte das Gesundheitsministerium am Dienstag mit. Damit stieg die Zahl der Toten auf insgesamt 1016 - und übertraf damit jene des Sars-Ausbruchs der Jahre 2002 und 2003 bei weitem.

Während die Zahl der Toten so schnell stieg wie noch nie seit Ausbruch der Krankheit, ging die Zahl neuer Infektionen am Dienstag im Vergleich zum Vortag zurück. Landesweit wurden rund 2 500 weitere Erkrankungen gemeldet, die Gesamtzahl der nachgewiesenen Infektionen auf dem chinesischen Festland stieg auf 42 638.

Unterdessen sprach Chinas Präsident Xi Jinping am Montag von einer weiterhin "sehr ernsten" Situation, wie die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua berichtete. China werde aber im Kampf gegen die Epidemie "mit Sicherheit einen vollen Sieg erringen".

300 chinesische Unternehmen beantragen Kredite

Xi Jinping machte die Bemerkungen bei einem seiner ersten öffentlichen Auftritte seit Ausbruch der Krankheit. Staatsmedien zeigte den Präsidenten beim Besuch einer Wohnanlage und eines Krankenhauses in Peking, beim dem er einen weißen Kittel und Mundschutz trug. Der Parteichef forderte laut Xinhua, die Auswirkungen der Epidemie auf die Wirtschaft zu minimieren. Massenentlassungen sollten vermieden werden. Die Auswirkungen der Coronavirus-Epidemie auf die Wirtschaft seien "nur von kurzer Dauer".

Mehr als 300 chinesische Unternehmen haben der Agentur Reuters zufolge Kredite in Höhe von mindestens 8,2 Milliarden Dollar beantragt, um die wirtschaftlichen Auswirkungen des Virus abzumildern.

Nach der Zwangsverlängerung der Ferien um das chinesische Neujahrsfest beginnen viele Städte nur langsam damit, die Arbeit wieder aufzunehmen. In Peking und Shanghai blieben U-Bahnen und andere öffentliche Verkehrsmittel in der Hauptverkehrszeit zu Beginn der Woche ungewöhnlich leer, was darauf hindeutete, dass viele Unternehmen noch immer geschlossen blieben oder ihre Mitarbeiter baten, von zu Hause zu arbeiten.

Experten beraten auf Gipfel in Genf

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) richtet am Dienstag und Mittwoch einen Expertengipfel zum Coronavirus aus. Die WHO erhofft sich so einen schnellen und fundierten Austausch der bisherigen Erkenntnisse zu der mysteriösen Lungenkrankheit. WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus erklärte, dass bei der Konferenz die Wissenschaft im Fokus stehen soll. Eine Politisierung der Veranstaltung lehnte er ab. "Lassen Sie uns auf diesen allgemeinen Feind der Menschheit konzentrieren", sagte Tedros am Montag in Genf.

Die weltweit führenden Fachleute wollen sich in den zwei Tagen unter anderem mit Therapien, der möglichen Quelle des Virus und seiner Übertragbarkeit befassen. Auch mögliche Impfungen sollen thematisiert werden.

Die WHO betonte in ihren täglichen Pressekonferenzen zum Virus zuletzt, dass rund 80 Prozent der Fälle einen milden Verlauf nähmen. Dennoch sei es gerade jetzt wichtig, das Virus energisch zu bekämpfen. "Wir sollten als ein Menschengeschlecht hart daran arbeiten, dieses Feuer zu bekämpfen, bevor es außer Kontrolle gerät", sagte Tedros.

In San Diego in den USA haben derweil die Behörden einen Fall des neuartigen Coronavirus bestätigt. Der infizierte Mann soll mit dem ersten Evakuierungsflug aus Wuhan in die USA gekommen sein und sich bereits in einem Krankenhaus in San Diego in Behandlung befinden, berichten lokale Medien. Es ist bereits der siebte Coronavirus-Fall in Kalifornien. In den gesamten USA sind es 13.

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