Süddeutsche Zeitung

Infektionskrankheit:Zwei Rückkehrer aus Wuhan mit Coronavirus infiziert

  • Zwei der mit dem Bundeswehrflugzeug zurückgekehrten Passagiere aus China haben sich mit dem Coronavirus infiziert, wie Bundesgesundheitsminister Spahn bestätigt.
  • Die meisten der 124 Menschen, die am Samstag aus Wuhan ausgeflogen worden waren, sind mittlerweile in einer Quarantänestation in Rheinland-Pfalz.
  • In China sind inzwischen mehr als 300 Menschen am Coronavirus gestorben.
  • Auf den Philippinen gab es durch den Virus erstmals einen Todesfall außerhalb Chinas - der Mann stammte aus Wuhan, dem mutmaßlichen Zentrum des Ausbruchs.

Zwei der am Samstag mit einem Bundeswehrflugzeug aus China zurückgekehrten Deutschen haben sich mit dem Coronavirus infiziert. Das bestätigte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn bei einer Pressekonferenz. Beide seien "bei Abflug und Ankunft symptomfrei" gewesen und es gehe ihnen auch "zur Stunde gut". Die beiden Personen seien am Sonntagmorgen positiv getestet und in das Frankfurter Uniklinikum gebracht worden. Das Krankenhaus ist nach eigenen Angaben gut gerüstet für die Behandlung der infizierten Personen. "Es gibt eine erhebliche Expertise", sagte Klinikchef Jürgen Graf. Es habe in den vergangenen Jahren ähnliche Fälle gegeben. Die beiden Patienten seien stationär aufgenommen worden und würden dort isoliert behandelt. Sie seien "medizinisch wohlauf", könnten normal Nahrung zu sich nehmen und bekämen keine Infusionen oder andere Medikamente.

Wegen der neuen Lungenkrankheit hatte die Bundeswehr am Samstag mehr als 120 in Deutschland lebende Menschen aus der stark vom Coronavirus betroffenen Stadt Wuhan zurückgeholt. 115 der Ausgeflogenen waren nach medizinischen Untersuchungen am Samstagabend in eine Kaserne nach Germersheim in Rheinland-Pfalz gebracht worden. Dort müssen sie die nächsten zwei Wochen in Quarantäne verbringen. Elf weitere Passagiere waren direkt in die Frankfurter Uniklinik überwiesen worden. Bei einem von ihnen musste geklärt werden, ob er mit dem Coronavirus 2019-nCoV infiziert war - der Verdacht hat sich dem hessischen Sozialministerium zufolge aber nicht bestätigt. Bei den anderen lagen andere medizinische Gründe aufgrund der "sehr, sehr langen Reise" von 30 bis 40 Stunden vor, so Spahn.

Die zentrale Unterbringung nach der Ankunft in Deutschland habe sich als richtig erwiesen, sagte der Gesundheitsminister. Wer sich von den etwa 100 Rückkehrern noch als infiziert herausstelle, werde ebenfalls in die Klinik gebracht. Falls es in der Bundesrepublik noch weitere Infektionen gebe, sei man gut vorbereitet: Nötig seien eine Einzelisolierung und Intensivbehandlung - "und das können viele Krankenhäuser in Deutschland leisten, nicht nur Unikliniken", so Spahn.

Er betonte, dass unter den Zurückgeholten zwar nicht nur deutsche Staatsbürger seien, es sich aber bei allen anderen um "Ehepartner und Kinder" von Staatsbürgern handle. Zudem kritisierte Spahn "Halbwahrheiten und zum Teil Unwahrheiten" über das Virus, die vor allem auf sozialen Medien kursierten. Die Bundes- und Landesbehörden informierten immer dann, wenn neue "gesicherte Informationen" über die Krankheit und Infizierte vorlägen, versprach der Minister.

Alle anderen in Deutschland bestätigten Infektionen stehen im Zusammenhang mit der Firma Webasto in Bayern. Mit einem 33-Jährigen Mitarbeiter aus München stieg die Zahl der bekannten Fälle auf acht. Ein weiterer mit dem Virus infizierter Deutscher wurde auf der Kanareninsel La Gomera registriert. Es ist der erste bekannte Fall in Spanien. Der Mann sei zuvor mit einem der in Deutschland infizierten Patienten in Kontakt gewesen, teilte die spanische Regierung mit. Spahn wünsche allen Infizierten "eine schnellstmögliche Genesung". Er rief erneut zur Besonnenheit auf - ergänzte aber: "Die Lage ist auch noch nicht im Griff - in China offensichtlich, und auch insgesamt nicht." Die Situation müsse mit "Ernsthaftigkeit", aber auch "Gelassenheit" angegangen werden.

Das neue Coronavirus greift auch in China weiter um sich. Binnen 24 Stunden sei die Zahl der Toten um 45 auf 304 gestiegen, teilte die nationale Gesundheitskommission mit. Die Zahl der bestätigten Erkrankungen kletterte demnach so schnell wie noch nie innerhalb eines Tages - um 2580 auf 14 380 Fälle. Etwa 150 Infektionen sind bislang außerhalb Chinas bekannt. Die Lage in der am stärksten betroffenen Provinz Hubei hat sich nicht verbessert. Sie sei weiter "ernst und schwierig", sagt Vize-Gouverneurin Xiao Juhua auf einer Pressekonferenz.

Erstmals starb nun auch außerhalb Chinas ein Mensch an den Folgen des Virus. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) meldet, ein am 21. Januar auf die Philippinen gereister Chinese aus Wuhan, dem Zentrum des Ausbruchs, sei am Samstag gestorben, seine Begleiterin erkrankt. Der 44-Jährige sei zunächst am 25. Januar mit Fieber, Husten und Halsschmerzen ins Krankenhaus gekommen, teilte das philippinische Gesundheitsministerium mit. Später habe der Patient eine Lungenentzündung bekommen. Zuletzt sei er in stabilem Zustand gewesen und habe Anzeichen einer Genesung gezeigt. Doch dann habe sich sein Zustand in seinen letzten 24 Stunden verschlechtert, was zu seinem Tod geführt habe.

Immer mehr Einschränkungen im internationalen Flugverkehr

Mehrere Staaten reagieren auf die Ausbreitung des Virus mit Einreisesperren. So kündigte nach Australien am Sonntag auch Neuseeland an, eine vorläufige Einreisesperre für Flugpassagiere aus China verhängen zu wollen. Das Verbot soll am am Montag in Kraft treten, alle 48 Stunden überprüft werden und bis zu zwei Wochen gelten. Es betreffe sowohl Passagiere, die ihre Flugreise in China beginnen, als auch jene, die dort zwecks Weiterreise nach Neuseeland umsteigen. Ausgenommen seien Menschen mit neuseeländischer Staatsangehörigkeit oder dauerhafter Aufenthaltsgenehmigung sowie deren Angehörige.

Indonesien will ab Mittwoch Flüge vom und zum chinesischen Festland vorübergehend einstellen. Besucher, die sich seit 14 Tagen in China aufhielten, werde die Einreise oder den Transit untersagt, kündigte Indonesiens Außenminister Retno Marsudi an. Die Regierung forderte ihre Bürger auf, inmitten der Coronavirus-Epidemie nicht nach China zu reisen.

Südkorea will Ausländern, die die vom Coronavirus besonders betroffene chinesische Provinz Hubei besucht haben, ebenfalls die Einreise verweigern. Das Einreiseverbot werde am Dienstag in Kraft treten, berichtete die Nachrichtenagentur Yonhap unter Berufung auf Premierminister Chung Sye-kyun. Auch die USA lassen ausländische Reisende aus China wegen des Ansteckungsrisikos nicht mehr ins Land, mit Ausnahme von Angehörigen von US-Staatsbürgern. Der von Präsident Donald Trump erlassene Bann gilt ab Sonntag (23.00 Uhr MEZ).

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4781051
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ.de/AP/dpa/gal/ihe/jsa
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.