Süddeutsche Zeitung

Coronavirus in Deutschland:Mehr als 30 000 Pandemie-Tote in der Bundesrepublik

Die Gesundheitsämter melden 348 weitere Todesfälle binnen 24 Stunden. Das Robert-Koch-Institut verzeichnet 10 976 Neuinfektionen. Bundesweit sind die Impfungen angelaufen.

Die Zahl der mit oder an dem Coronavirus gestorbenen Menschen hat in Deutschland die Marke von 30 000 überschritten. Die Gesundheitsämter meldeten binnen 24 Stunden 348 weitere Todesfälle - damit stieg die Zahl auf 30 126, wie das Robert-Koch-Institut (RKI) am Montagmorgen bekannt gab. Darüber hinaus wurden 10 976 Corona-Neuinfektionen gemeldet.

Die Zahl der Neuinfizierten und der Opfer sind aber nur bedingt mit den Werten der Vorwoche vergleichbar, da das RKI während der Feiertage und zum Jahreswechsel hin mit einer geringeren Zahl an Tests und auch weniger Meldungen von den Gesundheitsämtern rechnete.

Vor genau einer Woche waren 16 643 Neuinfektionen binnen eines Tages gemeldet worden. Bei den Todesfällen war der Höchststand von 952 am 16. Dezember registriert worden.

Die Zahl der binnen sieben Tagen an die Gesundheitsämter gemeldeten Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner (Sieben-Tage-Inzidenz) lag am Montagmorgen bei 157,8. Ihr bisheriger Höchststand war am vergangenen Dienstag mit 197,6 erreicht worden. Die Unterschiede zwischen den Bundesländern sind jedoch enorm: Die höchsten Inzidenzen hatten am Montag Sachsen mit 371,3 und Thüringen mit 288,2, den niedrigsten Wert hatte Mecklenburg-Vorpommern mit 77,0.

Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 1 651 834 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2 in Deutschland (Stand: 28.12., 00.00 Uhr). Die Zahl der Genesenen gab das RKI mit etwa 1 255 700 an.

Der bundesweite Sieben-Tage-R-Wert lag laut RKI-Bericht vom Sonntag bei 0,83 (Samstag: 0,89). Dieser R-Wert bedeutet, dass 100 Infizierte rechnerisch 83 weitere Menschen anstecken. Der Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen vor acht bis 16 Tagen ab. Liegt er für längere Zeit unter 1, flaut das Infektionsgeschehen ab.

Das RKI betont in seinem Bericht aber, dass während der Feiertage und zum Jahreswechsel hin Corona-Fälle nur verzögert angezeigt, erfasst und übermittelt werden, "so dass der R-Wert zudem ggf. unterschätzt wird".

  • Weniger Infektionen erfasst - Aber mehr Intensiv-Patienten

Corona-Impfungen bundesweit gestartet

Bundesweit haben die Impfungen gegen Covid-19 begonnen. In Berlin bekam eine 101 Jahre alte Seniorin im Beisein von Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) in einem Pflegeheim in Berlin-Steglitz eine Spritze mit dem Impfstoff der Firmen Biontech und Pfizer. Kalayci dankte der Seniorin für die Bereitschaft, sich impfen zu lassen. Es sei das Signal, dass es für das Impfen nie zu spät sei, sagte die Senatorin vor Ort. Die Senatorin zeigte sich erleichtert über den "guten Start" der Impfungen gegen das Coronavirus in der Hauptstadt. Die SPD-Politikerin appellierte an die Hausärzte, ihre Patienten in den Pflegeheimen gut auf das Impfen vorzubereiten und sie zu begleiten. Das mobile Impfteam, das zum ersten Mal im Einsatz war, habe "super funktioniert", so Kalayci.

Für den Start hat Berlin nach Angaben der Gesundheitsverwaltung zunächst 9750 Impfdosen erhalten. Ein Mannschaftswagen der Polizei war vor dem Pflegeheim platziert worden. Das mobile Impfteam war gegen 7:45 Uhr vorgefahren. Den Transporter fuhr ein Bundeswehrsoldat. Die Mitarbeiter der Pflegeheime sollen parallel geimpft werden. Dafür geht am Sonntagnachmittag das mit 80 Impfkabinen größte der sechs Berliner Impfzentren in Betrieb. Es wurde in der Arena-Halle in Treptow aufgebaut, in der sonst Konzerte und andere Veranstaltungen stattfinden.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat sich zum bundesweiten Impfstart optimistisch gezeigt, die Corona-Pandemie in den Griff zu bekommen. "Der Impfstart heute macht Hoffnung und gibt Zuversicht", schrieb der CDU-Politiker am Sonntag auf Twitter.

Auch in anderen Bundesländern hat das Impfen begonnen. In Siegen (Nordrhein-Westfalen) wurde am Sonntagvormittag die 95-jährige Erika Löwer in einem Seniorenheim geimpft. In einem Logistikzentrum der Johanniter in Lübeck (Schleswig-Holstein) sind am Sonntagvormittag im Beisein von Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) drei mobile Impfteams mit Impfstoff ausgestattet worden. Kurz darauf sollte in Seniorenheimen der Stadt mit dem Impfen von Bewohnern und Pflegepersonal begonnen werden. Ebenfalls am Sonntag sollte auch in Kliniken des Landes die Impfung besonders gefährdeter Mitarbeiter starten. Günther rief zu einer großen Beteiligung auf: Wer sich impfen lasse, "schützt seine Gesundheit und die Gesundheit anderer und hilft Leben zu retten".

"Das ist ein Piks und fertig," sagte die 83 Jahre alte Helga Klingseisen, die am Sonntag in Germering als eine der Ersten in Bayern geimpft worden ist, zur Erfahrung bei der Verabreichung des Impfstoffs. Fast ein wenig enttäuscht zeigte sich die Empfängerin des Impfstoffs in Rheinland-Pfalz. "Das war es schon! Ich hab gedacht, da kommt noch was," sagte Lieselotte Ziegler, die am Sonntag in einem Heim in Koblenz in Rheinland-Pfalz eine Spritze mit dem Corona-Impfstoff erhielt.

Sachsen-Anhalt hatte bereits am Samstag mit dem Impfen begonnen. In einem Seniorenzentrum in Halberstadt bekam bundesweit als Erste die 101-jährige Edith Kwoizalla den Impfstoff verabreicht. Auch andere Bewohner und Personal des Pflegeheims im Landkreis Harz wurden bereits am Samstag geimpft. Der Landkreis Harz hatte nicht bis Sonntag warten wollen. Am heutigen Sonntag verabreichen drei mobile Impfteams auch in Magdeburg seit kurz vor neun Uhr den Bewohnerinnen und Bewohnern eines kommunalen Pflegeheims den Impfstoff. Etwa 120 Senioren und 60 Mitarbeiter wollten sich immunisieren lassen, wie Matthias Boxhorn, organisatorischer Leiter vom zuständigen Johanniter-Regionalverband sagte.

Zuerst sollen Menschen über 80 geimpft werden, sowie Pflegekräfte und besonders gefährdetes Krankenhauspersonal. Zunächst werden mobile Impfteams die Spritzen mit dem Vakzin verabreichen. Die mehr als 400 Impfzentren bundesweit werden größtenteils in den kommenden Tagen in Betrieb genommen.

Seehofer spricht sich gegen Sonderrechte für Geimpfte aus

Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) lehnt Sonderrechte für diejenigen, die sich gegen das Coronavirus impfen lassen, ab. "Eine Unterscheidung zwischen Geimpften und Nichtgeimpften kommt einer Impfpflicht gleich. Ich bin aber gegen einen Impfzwang", sagte der CSU-Politiker der Bild am Sonntag. "Wir alle stecken in dieser Krise. Und wir sollten uns gemeinsam und solidarisch herauskämpfen."

Seehofer sprach sich auch gegen Sonderrechte Geimpfter durch private Unternehmen wie Fluglinien oder Konzertveranstalter aus. "Ich kann davor nur warnen", sagte er dem Blatt. Dies spalte die Gesellschaft. "Des einen Privileg ist die Benachteiligung des anderen."

Die deutschen Gesundheitsämter haben binnen 24 Stunden insgesamt 13 755 Corona-Neuinfektionen gemeldet. Außerdem wurden 356 weitere Todesfälle verzeichnet, wie das Robert-Koch-Institut (RKI) am Sonntagmorgen bekanntgab. Vor genau einer Woche waren 22 771 Neuinfektionen binnen eines Tages gemeldet worden. Diese Zahlen sind aber nur bedingt mit den Werten der Vorwoche vergleichbar, da das RKI während der Feiertage mit einer geringeren Zahl an Tests und auch weniger Meldungen von den Gesundheitsämtern rechnete. Der bisherige Höchstwert war am Freitag vor einer Woche erreicht worden mit 33 777 Infektionen, darin waren jedoch 3500 Nachmeldungen enthalten. Bei den Todesfällen war der Höchststand von 952 am vergangenen Mittwoch (16. Dezember) erreicht worden.

Erste Impfungen in Sachsen-Anhalt

In Sachsen-Anhalt sind am Samstag bereits die ersten Impfdosen verteilt worden. Die 101 Jahre alte Edith Kwoizalla war in einem Seniorenzentrum in Halberstadt die erste Empfängerin einer Impfung. Beobachtern zufolge nahm sie den Piks gelassen und mit einem Lächeln hinter dem Mund-Nasen-Schutz entgegen. Der offizielle Impfstart in allen Bundesländern ist für morgen geplant.

Der Landkreis habe zuvor angefragt, ob die Einrichtung vorbereitet sei, sagte Betreiber und Pflegefachkraft Tobias Krüger. "Jeder Tag, den wir warten, ist ein Tag zu viel", sagte er. Insgesamt ließen sich den Angaben zufolge 40 Bewohnerinnen und Bewohner sowie 10 Mitarbeitende impfen.

Einer Rechtsverordnung des Bundesgesundheitsministeriums zufolge werden als erstes Hochaltrige geimpft, weil sie besonders häufig schwer erkranken, sowie medizinisches Personal und Pflegekräfte, die ein hohes Risiko für eine Ansteckung haben. Am Samstag wurden einige Zehntausend Impfdosen ausgeliefert. Die Seniorenheime werden dafür von mobilen Teams besucht.

Spahn über Impfungen: "Wer mitmacht, rettet Leben"

Um so viele Menschen wie möglich gegen das Coronavirus zu immunisieren, hat Gesundheitsminister Jens Spahn mit Blick auf die größte Impfkampagne in der deutschen Geschichte zu einem "nationalen Kraftakt" aufgerufen. "Wir wollen so viele Menschen impfen, dass das Virus keine Chance mehr hat, in Deutschland und in Europa", sagte der CDU-Politiker am Samstag in Berlin. Jede Impfung mehr bedeute weniger Infektionen und weniger Todesfälle. "Wer mitmacht, rettet Leben", betonte Spahn. "Dieser Impfstoff ist der entscheidende Schlüssel, diese Pandemie zu besiegen. Er ist der Schlüssel dafür, dass wir unser Leben zurückbekommen können."

Spahn sprach von einem "großartigen Tag für Deutschland". Der Gesundheitsminister bereitete aber auch darauf vor, dass angesichts der Größe der Kampagne vielleicht nicht alles sofort ganz glatt laufen wird. "Es wird an der einen oder anderen Stelle auch mal ruckeln, das ist ganz normal."

Der Gesundheitsminister will bis Ende des Jahres 1,3 Millionen Impfdosen ausliefern lassen. Im Januar rechne er nach eigenen Angaben mit fast 700 000 Dosen pro Woche. Bis Ende März sei von mehr als 10 Millionen Dosen des Herstellers Biontech auszugehen, hinzu kämen weitere 1,5 Millionen Dosen, wenn Anfang Januar der Moderna-Impfstoff in der Europäischen Union zugelassen werde.

Spahn verteidigte außerdem das gemeinsame europäische Vorgehen bei der Zulassung des Impfstoffs. "Wir wollten keinen nationalen Alleingang mit einer Notzulassung. Wir wollten und werden in Europa auch und gerade in dieser Krise zusammenstehen." Das europäische Verfahren war kritisiert worden, weil die Zulassung des Impfstoffs in der EU so deutlich später als zum Beispiel in Großbritannien erfolgte.

Corona-Impfstoff wird auf Bundesländern verteilt

In Deutschland und anderen Ländern der Europäischen Union ist am Samstag der erste Impfstoff gegen Covid-19 ausgeliefert worden. Der Bund lässt mehrere Zehntausend Dosen der Firma Biontech an insgesamt 27 Standorte liefern. Von dort sollten sie an Impfzentren und mobile Teams verteilt werden, die dann am Sonntag die ersten Impfungen verabreichen sollen - zuerst an Menschen über 80 Jahre sowie Pflegekräfte und besonders gefährdetes Krankenhauspersonal. Ins bevölkerungsreichste Land Nordrhein-Westfalen wurden zunächst 9750 Dosen geliefert und in ein geheimes Zentrallager gebracht.

Laut Gesundheitsminister Jens Spahn sei Deutschland gut auf die größte Impfkampagne in der Geschichte des Landes vorbereitet. "Die Impfzentren sind startklar, die Impfteams stehen", sagte der CDU-Politiker in Berlin.

Tausende Anzeigen wegen Corona-Verstößen in Bayern

In der ersten Woche des Lockdowns mit strikten Corona-Regeln sind in Bayern 4420 Menschen wegen Verstößen angezeigt worden. Am häufigsten wurde gegen die Ausgangsbeschränkungen verstoßen: 2264 Anzeigen gab es nach Angaben des bayerischen Innenministeriums vom 16. bis zum 23. Dezember. Nach 21 Uhr dürfen die Menschen im Freistaat derzeit das Haus nicht mehr verlassen, außer in begründeten Einzelfällen wie in Notfällen oder zum Gassi-Gehen mit dem Hund.

Wegen Verstößen gegen die Maskenpflicht stellten die Behörden in der ersten Lockdown-Woche 966 Anzeigen aus. 717 Menschen bekamen Anzeigen wegen verbotener Menschenansammlungen. Gegen Quarantäneauflagen gab es kaum Verstöße - 44 Menschen bekamen deshalb Post von den Ordnungsbehörden.

Zwei Drittel der Deutschen wollen sich impfen lassen

Etwa zwei Drittel der Deutschen wollen sich laut einer Umfrage gegen Covid-19 impfen lassen. In der Erhebung des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur gaben 32 Prozent der Befragten an, sich so schnell wie möglich immunisieren lassen zu wollen. Weitere 33 Prozent sind zwar ebenfalls dazu entschlossen, wollen aber trotzdem erst einmal mögliche Folgen der Impfung bei anderen abwarten. 19 Prozent haben sich gegen eine Impfung entschieden, 16 Prozent sind noch unentschlossen.

Eine deutliche Mehrheit von 57 Prozent hat aber auch Angst vor Nebenwirkungen der Impfung. Nur ein Drittel hat solche Befürchtungen nicht. Zehn Prozent machten dazu keine Angaben. Am kommenden Sonntag sollen die Impfungen gegen das Coronavirus in Deutschland starten. Anfangs sollen Ältere über 80 sowie Bewohner und Personal in Pflegeheimen zum Zug kommen, daneben Gesundheitspersonal mit sehr hohem Infektionsrisiko, etwa in Intensivstationen und Notaufnahmen.

Nach der YouGov-Umfrage steigt die Impfbereitschaft kontinuierlich mit dem Alter. Von den 18- bis 24-Jährigen wollen sich 54 Prozent impfen lassen, von Menschen über 55 sind es dagegen 71 Prozent. Auch bei den Wählern der AfD liegt sie mit 51 Prozent deutlich niedriger als bei den Anhängern aller anderen im Bundestag vertretenen Parteien. Besonders hoch ist sie bei den Grünen-Wählern mit 82 Prozent. Bis Ende März sollen 11 bis 12 Millionen Impfdosen zur Verfügung stehen. Da das Präparat zweimal verabreicht werden muss, würde diese Menge in etwa für 5,5, bis 6 Millionen Menschen reichen. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn geht davon aus, bis zum Sommer allen Bürgern in Deutschland ein "Impfangebot" machen zu können - sofern weitere Präparate eine Zulassung erhalten.

"Querdenken"-Initiator will Pause einlegen

"Querdenken"-Initiator Michael Ballweg hat dazu aufgerufen, sich an das Verbot der "Querdenken"-Demo in Berlin zum Jahreswechsel zu halten. Er bat in einer am Heiligabend im Netz veröffentlichten Video-Botschaft darum, "das Verbot der Demonstrationen in Berlin zu akzeptieren und am 30.12., am 31.12. und am 1.1. nicht nach Berlin zu fahren".

Am Mittwoch war bekannt geworden, dass die für den 30. Dezember in Berlin geplante "Querdenken"-Demonstration verboten wurde. Ursprünglich war die Demonstration an Silvester geplant gewesen. Wegen des allgemeinen Versammlungsverbots hatten die Organisatoren die Demonstration um einen Tag vorverlegt.

Ballweg kündigte in der Video-Botschaft zudem an, zunächst keine großen "Querdenken"-Demonstrationen mehr anzumelden. Mit diesem Rückzug sollten nach seinem Bekunden Kräfte für den Frühling gesammelt werden. Dies empfehle er auch anderen "Querdenken"-Gruppen in Deutschland. Zugleich rufe er dazu auf, dass sich eine Organisation finde, die "in naher Zukunft" eine Großdemonstration anmelde. Er freue sich zudem über alle, die selbst aktiv seien und die kleinere Versammlungen abhielten.

25 533 Corona-Neuinfektionen binnen 24 Stunden verzeichnet

Die deutschen Gesundheitsämter haben dem Robert Koch-Institut (RKI) 25 533 Corona-Neuinfektionen binnen 24 Stunden gemeldet. Außerdem wurden 412 Todesfälle verzeichnet, wie das RKI am Freitagmorgen bekanntgab. Die Zahlen sind jedoch nur bedingt mit den Werten der Vorwoche vergleichbar. Das RKI rechnete während der Feiertage mit einer geringeren Zahl an Tests und mit weniger Meldungen von den Gesundheitsämtern.

Am vergangenen Freitag war mit 33 777 Infektionen ein Höchststand verzeichnet worden, darin waren jedoch 3500 Nachmeldungen enthalten. Außerdem wurden damals 813 Todesfälle gemeldet. Der Höchststand von 952 Todesfällen war am vergangenen Mittwoch (16.12.) erreicht worden.

Die Zahl der binnen sieben Tagen an die Gesundheitsämter gemeldeten Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner (Sieben-Tage-Inzidenz) lag am Freitag bei 188,8. Am Dienstag war mit 197,6 ein Höchststand erreicht worden. Den mit Abstand höchsten Wert erreicht Sachsen: Dort liegt die Sieben-Tage-Inzidenz bei 441,3, also mehr als doppelt so hoch wie im Bundesdurchschnitt. Es folgt Thüringen mit einem Wert von 320,6. Der niedrigste Wert wird in Mecklenburg-Vorpommern mit 87,1 verzeichnet.

Englische Virus-Varianten erstmals in Deutschland nachgewiesen

Die in Großbritannien aufgetretene Variante des Coronavirus ist erstmals auch in Deutschland nachgewiesen worden. Bei einer Frau, die am 20. Dezember aus Großbritannien nach Baden-Württemberg einreiste, wurde am Donnerstag nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Stuttgart die mutierte Variante B.1.1.7 festgestellt.

Die Frau sei über den Flughafen Frankfurt eingereist, um Angehörige in Baden-Württemberg zu besuchen. Schon bei der Einreise sei ein Schnelltest positiv ausgefallen. Die Frau sei dann vom Flughafen mit dem Auto von der Familie abgeholt worden und befinde sich seitdem in häuslicher Isolation. Drei enge Kontaktpersonen seien ebenfalls in Quarantäne.

Züge vor Weihnachten nur zu gut einem Drittel besetzt

In der Pandemie ist der übliche weihnachtliche Ansturm auf Züge in Deutschland bisher ausgeblieben. Das Unternehmen rechne für den gesamten Weihnachtsreiseverkehr mit einer durchschnittlichen Auslastung der Züge von 35 bis 40 Prozent, sagte ein Sprecher am Donnerstagabend. Über alle Verkehrsträger hinweg liege das rund 60 Prozent unter dem Niveau des Vorjahres. Um Abstandsregeln besser einzuhalten, setze die Bahn dennoch rund 100 Sonderzüge ein.

Ärzte-Appell: Kontaktbeschränkungen zu Weihnachten einhalten

Vor dem Start der Corona-Impfungen appellieren Ärzte zur Vernunft an Weihnachten. Auch beim Einsatz von Corona-Schnelltests müssten die Corona-Regeln über die Festtage eingehalten werden, sagte der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, der Rheinischen Post. Diese Tests hätten durchaus ihre Berechtigung, "aber ich warne vor einer Scheinsicherheit dieser Testergebnisse: Ein negatives Testergebnis, beispielsweise vor Familienfeiern, darf nicht zu einem sorglosen Umgang verleiten."

Angesichts hoher Corona-Infektionszahlen und der angespannten Lage in den Krankenhäusern sollte sich auch jeder kritisch fragen, ob er wirklich die gesetzlichen Höchstgrenzen für Zusammenkünfte ausreizen müsse, sagte Reinhardt. "Eine dritte, noch stärkere Infektionswelle, würde unser Gesundheitssystem überlasten. Jeder einzelne kann dazu beitragen, dass zu verhindern." Vom 24. bis 26. Dezember sind in Abhängigkeit vom Infektionsgeschehen Treffen mit einem Haushalt und vier weiteren Personen über 14 Jahren möglich. Diese müssen allerdings aus dem "engsten Familienkreis" kommen.

Laschet: "Wir können die Angehörigen nur um Verzeihung bitten"

Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) hat Angehörige von Menschen, die während der coronabedingten Isolation in Heimen gestorben sind, um Verzeihung gebeten. "Im Frühling sind viele Menschen allein gestorben, weil die Heime abgeriegelt wurden", sagte Laschet dem Nachrichtenmagazin Spiegel. "Das ist ein Schaden, den wir nicht wiedergutmachen können. Da können wir Verantwortlichen in der Politik die Angehörigen nur um Verzeihung bitten."

Laschet bekräftigte, dass die Einrichtungen für Besucher offen gehalten werden sollten, besonders über die Weihnachtstage. Zum höheren Infektionsrisiko durch Besuchsmöglichkeiten sagte der Ministerpräsident, es müsse "so viel Schutz wie irgend möglich" geben. Es sei aber unmenschlich, "wenn die Heimbewohner über Wochen keine vertraute Person sehen können oder die Sterbenden allein gelassen werden". Dieser Preis sei zu hoch. "Menschen in Heimen sterben nicht nur am Virus. Manche sterben auch, weil sie den Lebensmut verloren haben, sie sterben aus purer Einsamkeit", fügte er hinzu.

Paul-Ehrlich-Institut gibt erste Impfstoff-Chargen frei

Der Weg für die Auslieferung der ersten Dosen des Corona-Impfstoffs von Biontech und Pfizer in Deutschland ist offiziell frei. Das zuständige Paul-Ehrlich-Institut hat bereits am Dienstag die ersten Chargen des Vakzins freigegeben, wie das Institut am Mittwoch mitteilte.

Die Impfungen sollen in Deutschland an diesem Sonntag direkt nach Weihnachten beginnen. Die erste Lieferung mit 151 125 Dosen wird nach Angaben der Berliner Senatsverwaltung für Gesundheit, die zurzeit den Vorsitz der Länder-Gesundheitsministerkonferenz innehat, am Samstag erwartet. Jedes Bundesland bekommt zunächst 9750 Dosen, ausgenommen Bremen, dessen erste Lieferung 4875 Dosen umfasst. Laut Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) könnten bis Jahresende 1,3 Millionen Dosen an die Bundesländer ausgeliefert werden. Im Januar würden dann jede Woche mindestens weitere 670 000 Dosen hinzukommen.

Firmen können ab sofort Dezemberhilfe beantragen

Vom Lockdown betroffene Firmen können seit Mittwochmittag die sogenannte "Dezemberhilfe" beantragen. Man wolle bis Anfang des Jahres imstande sein, die Abschlagszahlungen dafür zu leisten, sagte Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU).

Die Abschlagszahlungen sind ein Vorschuss auf spätere Zahlungen. Wirtschaftsverbände hatten wiederholt Kritik an einer schleppenden Umsetzung der Hilfen geäußert. So befürchtet der Mittelstand, dass die staatliche Unterstützung für viele Firmen zu spät kommt. Die Novemberhilfen würden zu langsam ausgezahlt, hatte der Bundesverband mittelständische Wirtschaft kritisiert. Unternehmen bekommen Abschlagszahlungen in Höhe von 50 000 Euro, Soloselbstständige von bis zu 5000 Euro.

Die vom Shutdown betroffenen Unternehmer können einen Großteil ihrer Umsatzausfälle ersetzt bekommen. Insgesamt sind dafür rund 32 Milliarden Euro im Bundeshaushalt eingeplant. Davon sind im Rahmen der November-Hilfen bislang gut eine Milliarde Euro ausbezahlt worden. Die Anträge auf November-Hilfen können noch bis Ende Januar gestellt werden, die Frist für Anträge auf Dezember-Hilfen läuft noch bis Ende März.

Hotspot Zittau muss Leichen auslagern

Wegen der dramatisch hohen Todeszahlen im ostsächsischen Zittau müssen Leichen außerhalb des Krematoriums zwischengelagert werden. Die Toten sollen "im Bereich des Hochwasserstützpunkts" gelagert und "bei Freigabe zur Einäscherung" ins Krematorium gefahren werden, teilte die Stadt Zittau am Dienstagabend mit. Darauf habe sich die Geschäftsführung des Krematoriums mit Oberbürgermeister Thomas Zenker kurzfristig geeinigt. Am Hochwasserstützpunkt befindet sich eine große Halle, in der Materialien gelagert werden, die im Fall eines Hochwassers gebraucht würden.

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