Süddeutsche Zeitung

Covid-Impfung für Kinder:Ein Hoch auf die Stiko

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Die Ständige Impfkommission ist bei ihrer Empfehlung der Corona-Impfung nur für vorerkrankte Kinder der Wissenschaft treu geblieben. Vor dieser Entscheidung kann man nur den Hut ziehen.

Kommentar von Christina Berndt

Seit Wochen schon vernahm man die Empörung. Die Ständige Impfkommission werde mal wieder ihr eigenes Süppchen kochen, ärgerten sich Politikerinnen, Journalisten und um die Gesundheit der Kinder oder ihre eigene Gesundheit besorgte Bürger. Obwohl der Corona-Impfstoff von Biontech nun für 12- bis 15-Jährige zugelassen ist, werde die Stiko ihn nicht allen Kindern ans Herz legen. Harsche Vorwürfe wurden laut: Die Stiko verunsichere die Bevölkerung und verspiele die Chance auf Schulen als Corona-sichere Orte.

Nun hat die Stiko ihre Empfehlung vorgelegt - und sogar noch eins draufgesetzt. Sie empfiehlt auch 16- und 17-Jährigen die Impfung nur dann, wenn sie Vorerkrankungen haben oder Menschen mit hohem Risiko in ihrem Umfeld leben. Schulöffnungen dürften keinesfalls, betont die Stiko, an Impfungen für Kinder geknüpft werden.

Die Kommission hat dem Druck widerstanden, die Impfung für alle Kinder zu empfehlen

Man kann vor dieser Kommission nur den Hut ziehen. Sie hat dem immensen Druck aus Politik und Gesellschaft widerstanden, die Impfung breit zu empfehlen und Kinder und Jugendliche damit wieder einmal für fremde Interessen zu benutzen. Ihre Entscheidung mag manche Menschen verwirren, wie dies schon bei der Bewertung des Astra-Zeneca-Impfstoffs der Fall war, den die Stiko zunächst nur unter 65-Jährigen empfohlen hat, um später, nach Auftreten der Hirnvenenthrombosen bei Jüngeren und dem Vorliegen von mehr Daten für Senioren, die Empfehlung gerade auf diese Älteren zu beschränken. Aber Verwirrung lässt sich manchmal nicht vermeiden, wenn Wichtiges auf dem Spiel steht.

Die Stiko hat einen klaren Auftrag: Ihre Aufgabe ist es, zugelassene Impfstoffe nach dem Stand der Wissenschaft zu bewerten. Aufgabe der Kommission ist es nicht, die Politik zu stützen, Ängste oder Sekundärinteressen zu bedienen oder gar Impfgegnern Paroli zu bieten. Es kann gut sein, dass manche Entscheidung instrumentalisiert wird und auch negative Effekte hat, wie die Abwertung des Astra-Zeneca-Impfstoffs oder die Befriedigung mancher Impfgegner. Aber das gilt es, für den höheren Zweck in Kauf zu nehmen, dass Nutzen und Risiken wissenschaftlich fundiert abgewogen werden. Eben diesem Anspruch ist die Stiko in der Pandemie stets treu geblieben. Auf Dauer wird sie damit nicht nur das Vertrauen in ihre Arbeit, sondern auch in die Impfungen stärken.

Die Fakten liegen klar auf dem Tisch: Gesunde Kinder und Jugendliche brauchen keine Corona-Impfung, weil sie nur höchst selten schwer erkranken; zugleich sind die Risiken der Impfung bei ihnen kaum untersucht. Schule ist auch ohne Kinderimpfungen möglich. Somit kann man vernünftigerweise nur der Stiko beipflichten. Gut möglich, dass die Fakten schon bald andere sein werden. Dann wird die Stiko ihre Empfehlung anpassen. Und die Menschen werden das immer besser verstehen, je häufiger es passiert.

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