Das US-Pharmaunternehmen Moderna hat erste positive Daten zu einem Impfstoff vorgestellt, der speziell vor der Omikron-Variante von Sars-CoV-2 schützen soll. Es handelt sich um eine Kombination aus dem herkömmlichen Moderna-Vakzin Spikevax und einem gegen Omikron entwickelten Kandidaten. Dieser Mix soll als Booster-Dosis verabreicht werden.
Den vorläufigen und nur als Pressemitteilung vorliegenden Daten zufolge löst das neue Produkt eine stärkere Immunantwort gegen Omikron aus als der ursprüngliche Moderna-Impfstoff. Die Menge der neutralisierenden Antikörper war im Schnitt 1,75 Mal so hoch wie bei dem herkömmlichen Vakzin. Die Verträglichkeit beider Impfstoffe sei vergleichbar gewesen, teilte das Unternehmen mit.
Getestet wurde der neue Impfstoff an mehr als 400 Erwachsenen und einer Kontrollgruppe von etwas weniger als 400 Teilnehmern. Alle hatten zuvor bereits drei Spritzen des alten Moderna-Vakzins erhalten.
Das Unternehmen will bereits in den kommenden Wochen Anträge bei den Zulassungsbehörden stellen und hofft, die Booster ab Spätsommer anbieten zu können. Sicher ist, dass angepasste Impfstoffe sehnlich erwartet werden.
Es ist bislang unklar, wie lange die Wirksamkeit anhält
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sagte am Donnerstag im Deutschlandfunk, er erwarte im Herbst angepasste Corona-Impfstoffe und sei zuversichtlich, dass es sehr gute derartige Vakzine geben werde. Die Daten von Moderna nannte Lauterbach "vielversprechend". Die Bundesregierung hatte bereits zuvor angekündigt, Dosen des neuen Moderna-Impfstoffes ordern zu wollen. Bei Pfizer und Biontech, die in Kürze ebenfalls Daten eines Omikron-Impfstoffs vorlegen wollen, hat sich Deutschland schon Bestände gesichert.
In den USA dürfte der Impfstoff ebenfalls willkommen sein. Die New York Times zitiert Anthony Fauci, Chefberater des Weißen Hauses, mit den Worten, dass die Zulassungsbehörde FDA wahrscheinlich so viele Eisen im Feuer haben will, wie sie nur kann. Die Behörde würde dabei wohl auf der Basis von Labordaten und Tierversuchen entscheiden müssen.
Tatsächlich hat der angepasste Moderna-Impfstoff keine klassische klinische Studienphase durchlaufen, um die Anzahl der Infektionen in beiden Gruppen zu vergleichen. Es ist zudem noch offen, wie lange seine Wirksamkeit anhalten könnte. Die Antikörper-Spiegel wurden einen Monat nach Verabreichung der vierten Impfspritze gemessen. Erst im Spätsommer will Moderna Daten vorlegen, die zeigen, wie hoch die Antikörper nach Ablauf von drei Monaten sind.
Schließlich ist auch nicht bekannt, wie gut das Vakzin gegen Omikron-Untervarianten hilft. Es wurde gegen die ursprüngliche Omikron-Variante entwickelt, die Ende vergangenen Jahres erstmals entdeckt wurde. Mittlerweile hat sich diese Variante aber in mehrere Subtypen aufgespalten. Derzeit nimmt insbesondere die Untervariante BA.5 zu. In Südafrika und Portugal hat sie zu rasch steigenden Infektionszahlen geführt. Experten erwarten eine ähnliche Entwicklung auch in anderen Ländern. In Deutschland wurde BA.5 zuletzt in zehn Prozent aller analysierten Proben in Deutschland und der EU nachgewiesen.
BA.5 scheint besonders effektiv darin zu sein, der Antikörperantwort zu entgehen, die eine frühere Infektion mit einer anderen Omikron-Variante oder die Impfung hervorgerufen hatte. In welchem Maße diese Immunflucht auch nach Verabreichung des neuen Impfstoffs auftritt, bleibt abzuwarten.