Während einer Studie an einem Impfstoff gegen das Coronavirus ist erstmals ein Todesfall dokumentiert worden. In Brasilien starb ein Mann, der an einem Test des Pharmakonzerns Astra Zeneca teilgenommen hatte. Details teilten weder die brasilianischen Gesundheitsbehörden noch das britisch-schwedische Unternehmen mit.
Allerdings wurde bekannt, dass die Tests an dem potenziellen Vakzin nicht unterbrochen werden. Das könnte dafür sprechen, dass der Proband den Impfstoffkandidaten gar nicht bekommen hat. Verschiedenen Medienberichten zufolge war der Mann der Kontrollgruppe zugewiesen worden und hatte lediglich ein Placebo erhalten. Es soll sich um einen 28-Jährigen aus Rio handeln, der an Komplikationen im Zuge einer Sars-CoV-2-Infektion gestorben ist.
In der Studie von Astra Zeneca hatte es bereits Anfang September einen Zwischenfall gegeben. In Großbritannien war ein Mensch erkrankt - es soll sich um das seltene Nervenleiden Transverse Myelitis gehandelt haben. Auch hierzu wurden offiziell keine Einzelheiten bekannt gegeben. In den folgenden vier Wochen wurden die Tests in fünf Ländern, darunter auch Großbritannien, wieder aufgenommen. In den USA sind sie noch immer unterbrochen.
Der Leiter des US-Impfstoffprogramms "Operation Warp Speed", Moncef Slaoui, zeigte sich jedoch zuversichtlich, dass die Tests noch in dieser Woche auch in seinem Land erneut starten könnten. Gleiches gelte für die Corona-Impfstoff-Studie der Pharmafirma Janssen.
Janssen, Teil des US-Konzerns Johnson & Johnson, hatte seine Tests in der vergangenen Woche ausgesetzt. Den Schritt begründete das Unternehmen mit unklaren Beschwerden eines Studienteilnehmers. Das Unternehmen hat Testzentren in Südafrika, den USA sowie in mehreren südamerikanischen Ländern, darunter Brasilien, eingerichtet.
Die Impfstoffkandidaten beider Firmen basieren auf demselben Ansatz: Die genetische Information des Coronavirus wird mit Hilfe eines harmlosen Virus in den Körper des Menschen geschleust, um sein Immunsystem zu stimulieren. Beide Kandidaten gelten als aussichtsreich. Ihre Erprobung hat bereits die dritte und letzte Phase erreicht, in der es darum geht, die Wirksamkeit außerhalb des Labors zu testen und auch seltenere Nebenwirkungen zu erkennen. Die Unternehmen schließen 50 000 beziehungsweise 60 000 Teilnehmer in ihre Analysen ein, das entspricht der Größe von Kleinstädten.
Und so, wie in einer Stadt regelmäßig Menschen erkranken, können auch bei den Probanden jederzeit Probleme auftreten, die nicht ursächlich mit der Studie zusammenhängen. Oft werden solche einzelnen Zwischenfälle in klinischen Studien gar nicht bekannt. Das große Interesse an Impfstoffen gegen das Coronavirus und die unglaubliche Geschwindigkeit, mit der die Vakzine entwickelt werden, haben die Aufmerksamkeit für die Tests allerdings geschärft.