Süddeutsche Zeitung

China:Neue Vogelgrippe-Variante greift um sich

Ein neuer Typ der Vogelgrippe hat zwei Menschen in China getötet. Kaum wurden die Fälle bekannt, melden die Behörden vier weitere Infektionen mit dem Erreger H7N9.

Von Katrin Blawat

In China sind zwei Männer an einer zuvor unauffälligen Variante des Vogelgrippe-Erregers gestorben. Die 27 und 87 Jahre alten Männer aus Schanghai hatten sich mit dem Influenza-Subtyp H7N9 infiziert. Vier weitere Patienten befänden sich "in sehr kritischem Zustand", teilte das chinesische Gesundheitsministerium mit.

H7N9-Viren gehören wie die H5N1-Erreger zu den sogenannten hoch pathogenen aviären Influenza-Viren. Sie werden also vor allem dem Geflügel gefährlich. Der H5N1-Typ jedoch hat in den vergangenen zehn Jahren auch mindestens 600 Menschen befallen, von denen gut 370 gestorben sind. In China fürchten die Menschen nun, H7N9 könnte ähnliche Folgen haben.

Aus wissenschaftlicher Sicht lässt sich das Risiko derzeit noch nicht abschätzen. Die chinesischen Behörden untersuchen den Erreger noch, um mehr über sein Ansteckungspotenzial zu erfahren.

Derzeit gebe es keine epidemiologische Hinweise darauf, dass die Fälle zusammenhängen, meldet die Weltgesundheitsorganisation. Auch unter den Kontaktpersonen der Infizierten seien bislang keine weiteren Fälle aufgetreten. Das spricht dafür, dass die Viren - wenn überhaupt - nicht leicht von Mensch zu Mensch überspringen.

H7N9-Viren unterscheiden sich in den Varianten zweier Proteine, dem Hämagglutinin (H) und der Neuraminidase (N), von H5N1. Unterschiede auf der Oberfläche der Viren bestimmen mit darüber, wie gut sie menschliche Zellen angreifen können. Der Subtyp H7N9 hat nach heutigem Kenntnisstand noch nie einen Menschen infiziert.

Andere H7-Varianten hingegen haben in den vergangenen Jahren zu heftigen Ausbrüchen unter Vögeln geführt, von wo der Erreger gelegentlich auch auf Menschen übersprang. So infizierten sich in den Niederlanden vor zehn Jahren knapp 90 Menschen mit dem Subtyp H7N7, ein Patient starb. Die bisherigen Ausbrüche mit H7-Vogelgrippe-Viren blieben jedoch regional begrenzt und waren recht schnell beendet.

Entscheidend dafür, wie gut sich ein Vogelgrippe-Virus im Menschen halten kann, sei auch, ob der Erreger mit der vergleichsweise niedrigen Körpertemperatur des Menschen (die Körper von Hühnern sind rund vier Grad wärmer) zurecht komme, sagt Christian Drosten von der Uni Bonn. H5N1 hat damit offenbar wenig Probleme. Ob H7N9 ähnlich flexibel reagiert, ist noch unklar.

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Quelle:
SZ vom 03.04.2013/beu
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