Süddeutsche Zeitung

USA:Kiffen in der Legalität

Nach der Legalisierung von Cannabis konsumieren Jugendliche in den USA nicht mehr Gras als früher - sondern womöglich sogar weniger.

Von Berit Uhlmann

Zehn US-Staaten haben bisher Marihuana als Freizeitdroge legalisiert, mehr als 30 Bundesstaaten haben Cannabis für medizinische Anwendungen erlaubt. Seither treibt Experten dort besonders eine Sorge um: Verführt die Neubewertung der Droge mehr Jugendliche zum Konsum? Schließlich kann Kiffen die Hirnfunktionen von Heranwachsenden besonders empfindlich stören.

US-Wissenschaftler geben nun im Fachblatt Jama Pediatrics vorsichtige Entwarnung. Sie haben Antworten ausgewertet, die Jugendliche im Laufe von mehr als 20 Jahren auf die Frage nach ihrem Drogenkonsum gaben. Daten von mehr als 1,4 Millionen High-School-Schülern flossen in die Analyse ein. Die Antworten der Neunt- bis Zwölfklässler sprechen dafür, dass der Politikwechsel in den betroffenen US-Staaten den Griff zum Joint nicht wesentlich beeinflusste. Die Kids gaben nach der Zulassung von medizinischem Cannabis die gleichen Antworten wie zuvor.

Die Legalisierung von Gras als Freizeitdroge scheint den Konsum gar leicht gesenkt zu haben. Das galt gleichermaßen für Gelegenheits-Kiffen als auch für den häufigen Konsum - definiert als mindestens zehn Cannabis-Erfahrungen innerhalb von 30 Tagen.

Bereits eine vorangegangene Studie aus dem Bundesstaat Washington war zu dem Schluss gekommen, dass der Cannabis-Konsum nach der kompletten Legalisierung sank. 7,3 Prozent der Achtklässler gaben nun an, im zurückliegenden Monat mindestens einmal zu einem Cannabis-Produkt gegriffen zu haben. Vor der Legalisierung waren es 9,8 Prozent. Der Konsum der Zehntklässler sank im gleichen Zeitraum von 19,8 auf 17,8 Prozent.

Ein Grund könnte den Autoren zufolge sein, dass die Legalisierung den Schwarzhandel - und damit die Bezugsquellen der Minderjährigen - reduzierte. Das letzte Wort ist in der Frage aber noch nicht gesprochen. Zum einen sind Umfragen notorisch unsicher, zum anderen widersprechen sich bisherige Erkenntnisse teilweise: Eine weitere Studie aus dem Staat Washington stellte den Trend zu weniger Cannabis nicht fest.

Die Studie wurde von den staatlichen National Institutes of Health unterstützt. Einer der Autoren erhielt Unterstützung durch die industrienahe Charles Koch Foundation.

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Quelle:
SZ vom 09.07.2019
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