BSE:Chronik des Wahnsinns

Jahrelang versetzten die Rinderseuche BSE und ihre menschliche Veriante vCJK Europa in Angst und Sorge.

Berit Uhlmann

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Nach allem, was man heute weiß, standen Schafe am Ausgangspunkt für den Rinderwahnsinn.

1732: Ein erster Fall der Schafkankreit Scrapie wird bekannt. Der Name rührt vom englischen Wort für "kratzen" her und bezeichnet die Tatsache, dass sich erkrankte Schafe wegen starken Juckreizes die Wolle abscheuern.

Foto: Symbolbild / ddp

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Um 1900: Fleisch- und Knochenmehl wird als Futter für Wiederkäuer eingeführt. Aller Wahrscheinlichkeit nach gelangt so auch Fleisch von an Scrapie erkrankten Schafen in die Futtertröge von Rindern.

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1985: In Großbritannien taumelt und zuckt eine erste Kuh. Wenige Wochen später stirbt sie. Sie gilt heute als erstes mit BSE erkranktes Rind. Typisch für die Krankheit sind die schwammartig durchlöcherten Gehirne der Tiere, die sich auch bei Scrapie-Schafen finden. In den kommenden Monaten und Jahren erkranken immer mehr Rinder an der neuen Seuche.

Foto: Symbolbild / AP

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1990: Der britische Agrarminister John Selwyn Gummer erklärt, das beef seiner Heimat sei sicher und demonstriert diese Überzeugung, indem er seiner Tochter vor laufenden Kameras einen Hamburger in den Mund schiebt (beide im Bild).

Kurz zuvor hatten Großbritannien und die EU erste Maßnahmen zur Eindämmung der Rinderseuche ergriffen. Tiermehl wird auf der Insel verboten und verdächtige britische Rinder dürfen nicht mehr exportiert werden. Auch belastete Organe wie Fleisch und Rückenmark darf Großbritannien nicht mehr ausführen. In den kommenden Jahren werden diese Verbote mal ausgeweitet, mal eingeschränkt, mal eingehalten, mal gebrochen.

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1993: Großbritannien meldet seinen 100.000 BSE-Fall. Der Chef der britischen Gesundheitsbehörden erklärt Rindfleisch noch immer für sicher.

(Foto: Eine Tierärztin untersucht Kühe auf die Erkrankung / Reuters)

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1995: Der 18-jährige Brite Stephen Churchill zeigt Symptome einer grauenvollen Krankheit, die ihn innerhalb weniger Monate vollends verfallen lässt. Sie wird später als Creutzfeldt-Jakob-Krankheit in einer neuen Form (vCJK) bestätigt.

Im gleichen Jahr sterben zwei weitere Briten, im kommenden Jahr zehn junge Menschen aus dem Königreich an der Gehirnerweichung. Den Höhepunkt erreicht die Erkrankungswelle im Jahr 2000, als bei 28 Briten vCJK diagnostiziert wird.

Bei den verstorbenen Menschen finden sich die gleichen Löcher im Gehirn wie bei den an Rinderwahn erkrankten Tieren. Nach und nach setzt sich die Erkenntnis durch, dass die Krankheit aller Wahrscheinlichkeit nach durch den Verzehr von BSE-verseuchtem Rindfleisch ausgelöst wurde.

Foto: Das Bild zeigt Charlene, ein vCJK-Opfer aus den USA, dessen Eltern mit der Krankheit an die Öffentlichkeit gingen. / AP

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Ende 2000: Deutschland meldet seinen ersten BSE-Fall, dem rasch weitere folgen. Auch in etlichen anderen europäischen Staaten ist der Rinderwahnsinn aufgetreten. Erste vCJK-Fälle werden aus Frankreich gemeldet.

Die EU ersinnt einen Plan, wonach alle Rinder, die älter als 30 Monate sind, aufgekauft und geschlachtet werden müssen. Vorrangiges Ziel ist nicht die Eindämmung der Seuche, sondern die Stabilisierung des europäischen Fleischmarktes. Tierschützer aber auch Bauern protestieren gegen die Massenschlachtungen.

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BSE-Krise, Fischer und Funke

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Jahreswende 2000/2001: Die grüne Gesundheitsministerin Andrea Fischer erklärt deutsche Wurst für BSE-frei, um einen Tag später eine Rückrufaktion für deutsche Fleischprodukte einzuleiten. Anfang 2001 tritt sie zurück. Auch Landwirtschaftsminister Karl-Heinz Funke von der SPD räumt wegen Versäumnissen in der BSE-Krise seinen Posten.

Foto: Fischer und Funke / dpa

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2001: Das Jahr markiert den Höhepunkt der deutschen BSE-Krise. Bis Jahresende werden 125 BSE-erkrankte Rinder gezählt. 89.000 werden im gleichen Jahr gekeult. Danach wird das EU-Schlachtprogramm ausgesetzt. Getestetes Fleisch kann nun eingelagert oder als humanitäre Hilfe verschickt werden.

In den folgenden Jahren nimmt die Zahl der BSE-Fälle ab. Seit 2010 wurden in Deutschland keine Infektionen mehr festgestellt. Eine vCJK-Erkrankung wurde in Deutschland bis heute nicht registriert.

Foto: AP

(sueddeutsche.de/Berit Uhlmann/holz)

© sueddeutsche.de/beu
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