Potsdam (dpa/bb) - Menschen, die besonders durch Covid-19 gefährdet sind, können in Brandenburg ab September eine Corona-Auffrischungsimpfung erhalten, wenn die letzte Impfung sechs Monate zurückliegt. Das Land bereitet die Immunisierung für Pflegebedürftige, Menschen ab 80 Jahren und andere besonders Gefährdete derzeit in Absprache mit den Pflegeeinrichtungen und der Kassenärztlichen Vereinigung vor, wie das Gesundheitsministerium am Samstag in Potsdam auf Anfrage mitteilte.
Die Auffrischungsimpfung könnte dann „ab September durch niedergelassene Ärztinnen und Ärzte sowie durch mobile Impfteams angeboten werden“, hieß es. Zunächst hatte die „Märkische Allgemeine“ (Samstag) darüber berichtet.
Ministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) äußerte mit Blick auf die Auffrischungsimpfungen: „Länder wie beispielsweise Israel, die früh viele Menschen geimpft hatten, zeigen jetzt, dass die Wirkung des Impfstoffes von Biontech nachlassen kann“. Darauf müsse man sich jetzt vorbereiten. Es sei keine Zeit zu verlieren, deswegen stimme man sich ab, wie die Auffrischimpfung organisiert und am besten vorgenommen werden kann.
Gestartet werden soll in Pflegeeinrichtungen, solchen der Eingliederungshilfe und weiteren Einrichtungen mit vulnerablen Gruppen sowie Menschen ab 80 Jahren. Auch Menschen mit einem geschwächten Immunsystem sowie Pflegebedürftige, die zuhause leben, soll das Angebot gemacht werden. Grundlage ist der Beschluss der Gesundheitsministerkonferenz vom vergangenen Montag. Die Minister von Bund und Ländern hatten sich darauf geeinigt, dass bestimmte Gruppen ab September eine Auffrischungsimpfung gegen Covid-19 erhalten sollen.
Grund für den sogenannten Booster: Ersten Studien zufolge lässt der Impfschutz bei bestimmten Gruppen wie vor allem immungeschwächten Menschen, Höchstbetagten und Pflegebedürftigen nach. Eine offizielle Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) steht bislang allerdings noch aus. Ihr fehlen nach eigener Darstellung die dafür notwendigen Daten. Nach Angaben des Potsdamer Landesministeriums ist das Bundesgesundheitsministerium gebeten worden, schnellstmöglich die Aufklärungsbögen für Auffrischungsimpfungen anzupassen und die technischen Voraussetzungen für Meldungen dazu an das Robert Koch-Institut zu schaffen.
Die Sieben-Tage-Inzidenz im Land ist auch am Sonntag weiter gestiegen. Die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb einer Woche lag am Samstag bei 20,3 wie das Gesundheitsressort mitteilte. Am Vortag betrug er 19,4 und vor einer Woche 12,5. Cottbus verzeichnete eine Inzidenz von über 50. Die Gesundheitsämter meldeten landesweit 70 Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden. Am Wochenende können Zahlen verzögert gemeldet werden.
In den Kliniken ist die Lage nach Angabe der Landeskrankenhausgesellschaft noch entspannt. „Es gibt vielleicht zwei bis drei Fälle mehr“, sagte Geschäftsführer Michael Jacob der dpa. Von einem Trend könne man aber noch nicht sprechen. In den Intensivstationen der Krankenhäuser sind derzeit 22,7 Prozent der Betten frei, wie aus Zahlen der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin hervorgeht.
Jacob glaubt, dass sich die aktuelle Entwicklung erst in einigen Wochen in den Kliniken widerspiegeln wird. „Erst dann werden wir sehen, wie sich das Impfen ausgewirkt hat.“
Die Krankenhäuser beschäftige auch die Versorgung derjenigen, die an Langzeitfolgen einer Corona-Infektion (Long Covid) leiden. „Da sind auch einige Leute darunter, die gar nicht im Krankenhaus behandelt werden mussten“, so Jacob. Derzeit schaue man, wie die Versorgung finanziert werde - und wo. „Es sollte eine Mischung aus sehr spezialisierten Kliniken und Reha-Kliniken geben.“ Im Moment sammle man noch Erfahrungen.
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