Bluthochdruck:"Schon Kinder sollten vorbeugen"

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Wer wiederholt einen zu hohen Wert misst, sollte seinen Arzt konsultieren. (Foto: Getty Images)

Millionen Deutsche haben einen zu hohen Blutdruck, doch nur jeder Zweite weiß von dieser Gefahr. Wer wann und wie seinen Blutdruck messen sollte, erläutert Hypertonie-Experte Martin Middeke.

Von Berit Uhlmann

Martin Middeke ist Leiter des Hypertoniezentrums München.

SZ: Ist Bluthochdruck tatsächlich der "silent killer" oder gibt es Warnzeichen?

Martin Middeke: Meiner Erfahrung nach verläuft die Hypertonie nicht immer symptomlos. Wir haben in einer größeren Studie festgestellt, dass 45 Prozent der Hypertoniker morgendliche Kopfschmerzen und Schwindel spüren - abhängig vom Schweregrad der Hypertonie. Morgens ist der Blutdruck in der Regel am höchsten. Viele Patienten sind an die Beschwerden gewöhnt. Erst wenn ihr Blutdruck gesenkt wurde, fällt ihnen auf, dass Kopfschmerzen und Schwindel sich gebessert haben.

Sollten auch beschwerdefreie Menschen zur Sicherheit ihren Blutdruck kontrollieren?

Ja, und das schon als junge Erwachsene oder noch früher. Im Prinzip sollte die Vorbeugung im Kindesalter anfangen, zumindest bei Kindern mit Übergewicht und aus Familien mit Hypertonikern. Denn Bluthochdruck tritt familiär gehäuft auf.

Taugt ein Heimmessgerät für solch eine Kontrolle?

Die Geräte für die Selbstmessung sind gut. Zuverlässiger als die Handgelenksgeräte sind die Ausführungen, die den Druck am Oberarm messen. Man sollte sich aber beim Kauf in die korrekte Handhabung einweisen und die Geräte regelmäßig eichen lassen.

Nun lege ich erstmals die Manschette an, und der Blutdruck steigt in schwindelerregende Höhen . . .

Eine einmalige Messung ist nicht wirklich aussagekräftig. Betroffene sollten sich entspannen, tief ein- und ausatmen und die Messung nach zwei Minuten wiederholen. Denn Aufregung und innere Anspannung können den Blutdruck kurzzeitig nach oben treiben. Umgekehrt gilt, dass ein einmaliger Wert im Normbereich, also unter 90/140 mmHg, noch keine Entwarnung bedeutet. Mehr Klarheit bekommt, wer eine Woche lang seinen Blutdruck misst und notiert. Sollten die Werte mehrfach erhöht sein, ist ein Besuch beim Arzt sinnvoll. Eine Langzeitmessung ermöglicht dann genauere Erkenntnisse.

Wer wiederholt misst, stellt fest, dass sein Blutdruck immer wieder schwankt.

Blutdruckschwankungen um zehn bis zwanzig Einheiten (mmHg) im Tagesverlauf sind noch normal. Deshalb sollte täglich zur gleichen Uhrzeit gemessen werden. Variiert der Blutdruck dennoch stark, sollte eine Langzeitmessung erfolgen.

Bedeuten ständige Kontrollen nicht auch mehr Stress?

Es gibt tatsächlich einen Effekt, den ich als "Witwen-Hochdruck" bezeichne. Wenn ältere Frauen in einsamen Abendstunden ihren Blutdruck messen und dabei emotional belastet sind, kann der Wert recht hoch ausfallen und weitere Anspannung und Ängste auslösen. So kann sich bei Nachmessungen der Blutdruck regelrecht aufschaukeln. Männer messen viel weniger und sind deshalb nicht so betroffen.

Was kann man zur Vorbeugung der Hypertonie tun?

Wichtig ist, Normalgewicht zu halten oder Übergewicht abzubauen. Viel Bewegung und eine Ernährung, die sich an der Mittelmeerkost orientiert, helfen dabei. Weniger Salz und mehr Kalium zu konsumieren ist ebenfalls hilfreich. Das gilt besonders für Menschen, die eine familiäre Vorbelastung haben. Sie reagieren auf Salzkonsum stärker mit einem Blutdruckanstieg.

© SZ vom 14.02.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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