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Ibuprofen beim Bergwandern:Schmerzmittel gegen die Höhenkrankheit

Jenseits von 2500 Metern erwischt die Höhenkrankheit viele Menschen. US-Forscher haben nun getestet, wie gut das Schmerzmittel Ibuprofen dem Leiden vorbeugen kann.

Etwa sechs bis zwölf Stunden nach der Gipfelersteigung ist es mit dem Hochgefühl vorbei: Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit und Erbrechen rauben Wanderern jede Freude an dem Naturerlebnis. An der Höhenkrankheit leiden - je nach zurückgelegten Kilometern und der Fitness - zwischen 25 und 75 Prozent all derer, die sich auf eine Höhe über 2500 Meter begeben.

Ein wenig Hoffnung, dass sich dem Leiden mit einem einfachen Mittel vorbeugen lässt, verbreitet jetzt eine Studie von US-Notfallmedizinern der Stanford University School of Medicine in Palo Alto. Die Forscher testeten, wie wirksam die prophylaktische Gabe des Schmerzmittels Ibuprofen ist (Annals of Emergency Medicine 2012; doi: 10.1016/j.annemergmed.2012.01.019).

Die Wissenschaftler ließen insgesamt 86 Studienteilnehmer auf einer Höhe von etwa 1200 Meter übernachten und beförderten sie am folgenden Morgen auf etwa 3550 Meter. Von dort aus stiegen die Probanden zur Fuß auf 3800 Meter auf.

Die Hälfte der Wanderer bekam viermal je 600 Milligramm Ibuprofen: einmal am Morgen, noch vor dem Tourstart, es folgten zwei weitere Gaben im Abstand von je sechs Stunden und eine letzte am folgenden Morgen. Von den so Behandelten klagten zwar immer noch 43 Prozent über Symptome der Höhenkrankheit. Doch die Vergleichsgruppe hatte es noch härter getroffen. Von diesen Bergsteigern, die lediglich ein Placebo bekommen hatten, erkrankten 69 Prozent.

Da Ibuprofen im Allgemeinen gut verträglich ist, sehen die Forscher es als probate Alternative zur Vorbeugung an. Bislang wurden zur Prophylaxe vor allem die Medikamente Azetazolamid und Dexamethason empfohlen; sie haben allerdings oft stärkere Nebenwirkungen.

Langsam aufsteigen

Die Forscher appellieren zugleich an Bergtouristen, sich klar zu machen, dass Ibuprofen keine Garantie auf beschwerdefreie Touren bietet.

Die "sinnvollste Prophylaxe", so schrieben Sportmediziner der Universität Heidelberg im vergangenen Jahr im Deutschen Ärzteblatt, sei ein langsamer Aufstieg. Anfällige Menschen sollten jenseits von 2500 Meter Höhe maximal 500 Höhenmeter pro Tag zurücklegen. Bergsteiger, die besonders hoch hinauswollen, sollten zuvor in mittleren Höhen trainieren.

Treten Symptome der Höhenkrankheit auf, sollten sich die Betroffenen schonen. Die Beschwerden verschwinden in der Regel innerhalb von 24 bis 48 Stunden wieder. Auf keinen Fall sollten Erkrankte weiter aufsteigen. In diesem Fall kann sich ein tödliches Hirnödem entwickeln.

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