Behandlungsfehler von Ärzten:Nicht nur bestrafen

Dass der Operateur das falsche Knie aufschneidet, kommt immer wieder vor. Um solche Behandlungsfehler in Krankenhäusern und Praxen zu vermeiden, braucht es kein staatliches Wächterinstitut - sondern einen anderen Umgang mit Fehlern.

Ein Kommentar von Guido Bohsem

Ach, wenn es doch so einfach wäre: Schnell eine staatliche Stelle eingerichtet, die das Gesundheitssystem durchleuchtet, und schon steigt die Qualität in der Medizin und die Zahl der Behandlungsfehler sinkt.

Wer solche Erwartungen an das von der schwarz-roten Koalition geplante Qualitätsinstitut richtet, der irrt und wird enttäuscht werden. Ein solches Institut ist zwar grundsätzlich sinnvoll. Doch ehe es vernünftig arbeitet, werden wohl eher zehn als fünf Jahre vergehen.

Es muss also schon deutlich vorher etwas geschehen, um die Zahl der Behandlungsfehler in den deutschen Krankenhäusern und Arztpraxen einzudämmen. Dass der Operateur das falsche Knie aufschneidet oder den Eingriff am falschen Patienten vornimmt, kann durch einfache Kontrollen oder eingespielte Behandlungsabläufe vermieden werden. Dazu braucht es kein Hexenwerk und auch kein staatliches Wächterinstitut.

Notwendig ist aber ein Umdenken im Umgang mit Fehlern. Nicht nur in den Krankenhäusern, sondern in den Betrieben der gesamten Wirtschaft gibt man sich allzu oft mit der Suche nach dem Schuldigen und seiner Bestrafung zufrieden. Dabei ist das grundfalsch.

Gerade aus Fehlern kann und muss man lernen. Nur muss eben ein Klima herrschen, in dem man seine Fehler auch zugeben kann, ohne gleich mit den schlimmsten Konsequenzen rechnen zu müssen.

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