Aufwendige Handarbeit:Cranberrys gibt es auch aus Deutschland

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Wilhelm Dierking hält seine frisch geernteten Cranberries in den Händen. Der Cranberry-Anbau ist sehr aufwendig. An den Wochenenden und Feiertagen bleibt neben der Arbeit häufig für nichts anderes Zeit. (Foto: Philipp Schulze/dpa)

Cranberries werden in Nordamerika seit mehr als 200 Jahren angebaut. In Deutschland gehört die Familie Dierking in der Lüneburger Heide zu den wenigen, die die Beeren aufwendig anbauen.

Direkt aus dem dpa-Newskanal: Dieser Text wurde automatisch von der Deutschen Presse-Agentur (dpa) übernommen und von der SZ-Redaktion nicht bearbeitet.

Gilten (dpa) - Reihe für Reihe pflügt Wilhelm Dierking mit einem rasenmäherähnlichen Gefährt mit Dieselmotor durch die dicht bewachsene, dunkle Heidefläche. Von September bis Anfang November erntet er mit seinen Helfern sieben Tage die Woche die herbfruchtigen Cranberries auf den 15 Hektar großen Anbaufeldern.

„Das ist keine Modefrucht, in den USA gibt es eine mehr als 200 Jahre alte Anbautradition“, erzählt der 61-Jährige auf seinem Hof in Gilten im Heidekreis.

Sein Vater brachte einige Sorten Heidelbeeren und auch die saure Cranberry vor 50 Jahren aus Amerika mit. Der Absatz der harten Früchte stieß im Hamburger Großmarkt allerdings nur auf Skepsis. „Brunhilde, das wird nix mit den Cranberries“, hat mein Vater zu seiner Frau gesagt“, erzählt der Sohn lächelnd.

Sandiger, leicht feuchter Heideboden bestens geeignet

Dierking und seine Frau Sonja haben sich einige Farmen in Nordamerika angeschaut und festgestellt, dass sich der sandige, leicht feuchte Heideboden bestens für die rubinrote Frucht eignet. 1999 fingen sie mit einem halben Hektar vorsichtig an. Inzwischen läuft der Vertrieb dank der Inhaltsstoffe wie Vitamin C und Omega-3-Fettsäuren gut.

Gesundheitsbewusste Käufer bestellen so viel, dass die Moosbeere, wie sie auf Deutsch heißt, als unverdünnter Saft derzeit knapp wird. Die Kunden warten auf die neue Ernte. „Ich war früher im Winter ständig erkältet, aber dank unseres natürlichen Antibiotikums, das vorbeugend wirkt, ist das weg“, behauptet Sonja Dierking. Wissenschaftlich erforscht ist die Wirkung allerdings noch nicht.

Komplizierter Anbau und billige Konkurrenz aus dem Ausland

„Der Anbau von Cranberries ist etwas ganz Extravagantes“, sagt Fred Eickhorst, Vorsitzender der Vereinigung der Spargel- und Beerenanbauer Niedersachsen. Über Heidelbeeren - Niedersachsen baut 80 Prozent des bundesweiten Ertrags an - kann er eine Menge erzählen.

Die Ernte sei ganz gut ausgefallen, die Bauern könnten mit der billigen Konkurrenz aus dem Ausland aber nicht mithalten. Die Cranberry stammt aus der Gattung der Heidelbeeren und wird beispielsweise in Litauen und Polen auf abgetorften Böden angebaut.

Hierzulande kennt Frank Saalfeld, Geschäftsführer des Netzwerkes der Spargel- und Beerenverbände, keinen Betrieb, der das außer den Dierkings kommerziell betreibt. „Ich bin der Überzeugung, dass Cranberries in unserer Region anzubauen nicht das Wahre ist“, sagt er. Er habe mit vielen Betrieben gesprochen und kenne nur ein, zwei in Ostdeutschland, die den Aufwand nicht scheuten.

Im Gegensatz zu Blaubeeren handelt es sich bei der Kraanbeere, wie sie niederdeutsch heißt, weil die Staubfäden der Blüten an einen Kranichschnabel erinnern, um eine Flächen- statt Reihenkultur.

Ernte bei Wind und Wetter

Weil die Cranberries so gut laufen, haben die Dierkings ihre Heidelbeeren ganz aufgegeben. In Cowboystiefeln erntet der Landwirt bei Wind und Wetter, denn die Zeit drängt: Der erste Frost kann die Beeren zerstören. „Sie sind sehr empfindlich gegen Blütenfrost, man muss höllisch aufpassen“, erzählt er. In den USA werden die Felder mit Wasser geflutet, die Früchte dann abgeschöpft.

Um die viele Handarbeit der Trockenernte zu bewältigen, müsse man schon Idealist sein: „Unsere Kinder wollen den Hof nicht übernehmen.“ Zu oft hätten sie miterlebt, wie an Wochenenden und Feiertagen neben der Arbeit für nichts anderes Zeit blieb. In einigen Jahren wollen die Dierkings etwas Land verpachten und sich ihren Hobbys widmen.

Mal ins Pferdeland Montana reisen zum Beispiel, denn der Landwirt ist passionierter Wanderreiter und Amerika-Fan. „Ich liebe die Countrymusik, meine Frau macht Line-Dance“, eine Tanzform, bei der in Reihen und Linien vor- und nebeneinander getanzt wird.

© dpa-infocom, dpa:221107-99-414712/5

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