Arzneimittel - Mainz:Wieder weniger Apotheken: Verband schlägt Alarm

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Ein Apothekenzeichen ist am Eingang einer Apotheke angebracht. Foto: Oliver Berg/dpa/Symbolbild (Foto: dpa)

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Mainz (dpa/lrs) - Die Zahl der Apotheken in Rheinland-Pfalz ist 2022 erneut zurückgegangen - prozentual noch stärker als im Bundesdurchschnitt. 889 Apotheken seien im ganzen Land übrig, 27 weniger als im Vorjahr, berichteten Vertreter des Apothekerverbands am Donnerstag in Mainz. Vor zehn Jahren habe es noch 1084 Apotheken gegeben, sagte der erste Vorsitzende des Verbands, Andreas Hott. Dieser Rückgang sei prozentual in ganz Deutschland der höchste.

Diese Entwicklung werde sich in den nächsten Jahren noch beschleunigen, weil mehr als ein Drittel der Apotheker und Apothekerinnen in Rheinland-Pfalz älter als 60 Jahre seien. Fast neun Prozent seien bereits 70 Jahre alt, und Nachfolger nur schwer zu finden, sagte Hott.

Die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (Abda) zählt Ende vergangenen Jahres 18.068 Betriebsstätten. Der Rückgang um 393 sei der größte jährliche Verlust in der Geschichte der Bundesrepublik, hatte der Verband am Mittwoch in Berlin mitgeteilt.

"Apotheken sind eine versorgungsrelevante Einheit, damit Menschen nachts nicht 30, 50 oder 100 Kilometer zwischen der notärztlichen Versorgung und den Medikamenten fahren müssen", sagte der zweite Vorsitzende des Landesverbands, Jan Francke, Apotheker aus dem Hunsrück, in Mainz. Im Mittelrheintal seien die Apotheken bereits bis zu 30 Kilometer voneinander entfernt und an der Mittelmosel sehe es ähnlich aus.

Von den 78 Pharmazie-Studenten in Rheinland-Pfalz wollten nach einer Umfrage nur noch drei in einer öffentlichen Apotheke arbeiten, früher sei es mindestens die Hälfte gewesen, sagte Hott. Statt 78 Studienplätzen im Land würden mindestens 100 bis 120 gebraucht. Attraktive Arbeitgeber für die Studierenden wie beispielsweise Boehringer Ingelheim, die Universität oder das Unternehmen Biontech verschärften das Nachwuchsproblem noch.

Der Beruf sei aber vor allem aufgrund einer Reihe von gesundheitspolitischen Vorgaben des Bundes unattraktiver geworden, kritisierten Hott und Francke. Seit zehn Jahren eingefrorene Honorare, 23 Cent weniger Vergütung pro verkaufter Packung bei höherem Aufwand für die Beschaffung und der permanente Umgang mit Lieferengpässen bei Medikamenten nannten sie als Beispiele. "Man kommt sich als Trottel des Systems vor", sagte Hott, Apotheker in Landau. Der Apothekerverband Rheinland-Pfalz sei darüber aber in einem guten Gespräch mit Gesundheitsminister Clemens Hoch (SPD) und setze auf Bundesratsinitiativen. In dem Verband sind nach eigener Darstellung fast 95 Prozent der Apotheken in Rheinland-Pfalz freiwillig Mitglied.

© dpa-infocom, dpa:230202-99-450186/2

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