Antibiotika-resistente Keime:Nützliche Vielfalt

Abwechselnd eingesetzte Antibiotika können Mikroben effizienter töten als einzelne Wirkstoffe - zumindest im Labor.

Von Hanno Charisius

Antibiotika wirken im Laborversuch besser gegen Bakterien, wenn man statt nur eines Präparats zwei verschiedene Medikamente im Wechsel einsetzt. Biologen berichten im Fachblatt PLoS Biology, dass die aufeinanderfolgenden Dosierungen der beiden Wirkstoffe sogar besser funktioniert, als wenn man die Mikroben gleichzeitig beiden Antibiotika aussetzt.

Sie hatten Bakterien im Abstand von 12 Stunden jeweils abwechselnd mit geringen Dosen der Antibiotika Erythromycin und Doxycyclin behandelt. Einzeln eingesetzt bremsen diese Wirkstoffe das Wachstum der Mikroben zunächst lediglich etwas und nach kurzer Zeit entwickelten die Bakterien sogar Resistenzen gegen die Wirkstoffe. Das passierte jedoch nicht, wenn sie nacheinanderverabreicht wurden.

Die Forscher bezeichnen den Effekt als "kollaterale Sensitivierung": während die Mikroben versuchen, sich an das eine Antibiotikum anzupassen, werden sie empfindlich für das andere. Bereits frühere Untersuchungen hätten auf die Existenz eines solchen Effekts hingewiesen, sagt Hinrich Schulenburg, Professor für evolutionäre Ökologie an der Universität Kiel, der an Planung und Auswertung des Experiments beteiligt war.

Der Versuch habe nun gezeigt, dass es zumindest bei den verwendeten Mikroben unter Laborbedingungen funktionieren kann. Als therapeutisches Konzept für den Einsatz im Klinikalltag wäre es aber noch zu früh, sagt Schulenburg.

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