Gesundheit:Aluminium in Deos weniger schädlich als gedacht

Aluminium in Deos

Keine Angst vor dem Deo-Regal: Aluminiumhaltige Deodorants tragen kaum zur Belastung des Körpers bei.

(Foto: Jörg Carstensen/dpa)

Kehrtwende beim Bundesinstitut für Risikobewertung: Über die Haut wird kaum Aluminium aufgenommen - wer die Belastung reduzieren will, sollte auf andere Dinge achten.

Von Julian Rodemann

Aluminiumhaltige Deos sind weniger belastend für den Körper als bisher angenommen. Das teilte das Institut für Risikobewertung (BfR) am Dienstag in Berlin mit. "Durch die Haut wird signifikant weniger Aluminium aufgenommen als auf bislang vorliegender, limitierter Datenbasis berechnet", sagte BfR-Präsident Andreas Hensel. Gleichwohl mahnt das Institut weiterhin zur Vorsicht bei sauren und salzhaltigen Speisen und Getränken in Alufolie, Alu-Grillschalen oder unbeschichteten Alu-Menüschalen und -Geschirr. Bei unsachgemäßer Verwendung könne dadurch vergleichsweise viel Aluminium aufgenommen werden.

Viele Deo-Hersteller werben damit, dass ihre Produkte nicht nur den Schweißgeruch bekämpfen, sondern auch unansehnliche Schweißflecken unter den Achseln verhindern. Solche Deos heißen eigentlich Antitranspirantien und enthalten Aluminiumsalze. Diese "verklumpen" mit Proteinen aus dem Schweiß und verstopfen so die Schweißporen, sodass das Schwitzen unter den Achseln ausbleibt. Andere, klassische Deodorants bekämpfen nur den Geruch - Schweiß bildet sich trotzdem.

Noch im November hatte die Behörde vor den Deodorants gewarnt

Laut BfR war lange Zeit unsicher, wie viel des Aluminiums aus Antitranspirantien von der Haut aufgenommen wird. Eine Studie aus dem Jahr 2019 habe nun belastbare Daten für die aktuelle Risikobewertung geliefert. Pikanterweise hatte das BfR noch im November 2019 vor den Gefahren durch Aluminium in Deodorants gewarnt - ohne auf die Ergebnisse der neuen Studie zu warten, die damals kurz vor dem Abschluss stand, wie das Online-Magazin Medwatch berichtet. Der wissenschaftliche Ausschuss für Verbrauchersicherheit bei der EU-Kommission hatte die Studie in Auftrag gegeben - und deutlich früher als das BfR, nämlich bereits im März dieses Jahres, eine Stellungnahme veröffentlicht, die sich wie eine Entwarnung liest: Im Vergleich zu den Mengen an Aluminium, die über die Nahrung aufgenommen werden, nehme der menschliche Körper fast kein Aluminium über die Haut auf, heißt es darin.

Auch das BfR lenkt die Aufmerksamkeit in der aktuellen Mitteilung auf die Ernährung. "Wer sich grundsätzlich vor einer zu hohen Aluminiumaufnahme schützen will, sollte darauf achten, dass vor allem saure und salzhaltige Lebensmittel und Getränke nicht mit Aluminium in Kontakt kommen, etwa über Trinkflaschen, Backbleche, Grillschalen", heißt es vom Institut. Dazu gehörten aufgeschnittene Äpfel, Tomaten, Rhabarber, Salzheringe, mariniertes Fleisch oder Käse. Auch weißende Zahnpasten enthalten Aluminium.

Die Experten empfehlen, die Nutzung zu reduzieren oder ganz darauf zu verzichten. So seien zum Grillen wiederverwendbare Schalen etwa aus Edelstahl zu bevorzugen. Zu hohe Aluminiumgehalte im Körper können nach derzeitigem Kenntnisstand negative Auswirkungen auf das Nervensystem, die Nieren und die Knochen haben. Laut BfR ist die Gesamtbelastung durch Aluminium in einigen Bevölkerungsgruppen zu hoch. Daran ändere auch die neue Bewertung der Deodorants nichts.

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