Ob vor Gluten, Lactose, Nüssen, Eiern, Glutamat oder kompletten Menüs gewarnt wird - die Essenspläne in vielen Kindergärten und Schulen ähneln mittlerweile oft Beipackzetteln und ernährungswissenschaftlichen Abhandlungen. Die Liste der Stoffe, die nicht im Essen enthalten sein sollen, ist oft länger als die der noch erlaubten Gerichte. Viele Nahrungsbestandteile sind zum Sündenbock auserkoren worden, der von der Hautirritation über gelegentliches Magengrummeln bis zum Schulversagen für alles verantwortlich sein soll, was das Kind belastet. Eltern haben bestimmte Lebensmittel in Verdacht und sind überzeugt, dass ihr Kind besser schläft, weniger anstrengend ist, keinen Husten mehr hat oder sich besser konzentrieren kann, wenn nur erst die Milchprodukte, die Karotten oder Äpfel auf dem Speiseplan gestrichen sind. Einzelne Lebensmittel zu meiden, ist jedoch die falsche Strategie. Das Risiko für Allergien und Asthma bei Kindern lässt sich so nicht vermindern - im Gegenteil. "Wir raten besorgten Eltern, mit potenziell allergenen Nahrungsmitteln schon im Alter von fünf, sechs Monaten zu beginnen", schreiben die kanadischen Kinderärzte Elissa Abrams und Allan Becker im Canadian Medical Association Journal (online). "Sobald mit potenziell allergenem Essen begonnen wird, ist es wichtig, dass Kinder diese Nahrung immer wieder zu sich nehmen. Der regelmäßige Kontakt trägt entscheidend zur Gewöhnung bei und hält die immunologische Toleranz gegenüber Lebensmitteln auf Dauer aufrecht."
Allergien:Versuch statt Verzicht
Lesezeit: 4 Min.
Nicht vermeiden, sondern versuchen: Ärzte zeigen Strategien, wie Unverträglichkeiten von Lebensmitteln bei Kindern vorgebeugt werden kann. Gewöhnung ist besser als Verzicht.
Von Werner Bartens
Lesen Sie mehr zum Thema