Schadstoffe auf Weltreise:Tödliche Flugzeugabgase

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Der Flugverkehr kostet nicht nur aufgrund von Abstürzen Menschenleben. US-Forschern zufolge sterben weltweit jedes Jahr etwa 8000 Menschen vorzeitig an der Luftverschmutzung durch Flugzeuge.

Christopher Schrader

Der Flugverkehr ist womöglich viel gefährlicher für die Menschen am Boden als angenommen. Etwa 8000 Menschen sterben nach einer neuen Studie jedes Jahr früher als nötig, weil sich die Abgase von Flugzeugen um die halbe Welt verbreiten.

Der Flugverkehr ist US-Forschern zufolge auch für Menschen, die nicht fliegen, gefährlich. Etwa 8000 Opfer fordern Flugzeugabgase weltweit jedes Jahr. In Deutschland sind es - rechnerisch - 545 Personen. (Foto: Reuters)

Im Mittel verlieren die Opfer 7,5 Lebensjahre durch Feinstaub und Stickoxide, haben die Forscher der Universität Cambridge in England und des Massachusetts Institute of Technology ermittelt. Auf Deutschland entfallen rechnerisch 545 der zusätzlichen Opfer.

Die 8000 Toten sind nur ein kleiner, aber bisher übersehener Anteil der mehr als zwei Millionen Menschen, die laut Weltgesundheitsorganisation WHO jedes Jahr wegen der Luftverschmutzung vorzeitig etwa an Atemwegserkrankungen sterben.

Die Autoren der Studie haben nicht nur wie üblich die Emissionen berücksichtigt, die bei Start und Landung in Flughöhen unter einen Kilometer anfallen, sondern auch die Abgase auf Reiseflughöhen von etwa zehn Kilometern ( Environmental Science and Technology, Bd.44, S. 7736, 2010).

Ihre Computersimulationen zeigen, wie starke Westwinde die Abgase um Tausende Kilometer nach Osten schieben, bevor diese nur wenig verändert zur Erde fallen und sich am Boden verteilen. So bekommen die Europäer die Emissionen aus Nordamerika ab, während Inder und Chinesen unter den Folgen des europäischen Flugverkehrs leiden.

Besonders betroffen: Indien und China

Die Mengen an Abgasen lösen nach Erfahrungswerten der WHO 10.000 vorzeitige Todesfälle aus, davon sind 2000 auf Start- und Landephasen zurückzuführen. Von den 8000 bisher unberücksichtigten Opfern stammen etwa 3500 aus China und Indien. Hier verursachen Flugabgase etwa sieben Mal so viele Todesfälle als durch den Kerosinverbrauch über dem Land zu erklären wäre.

Auf die USA hingegen entfällt nur ein Siebtel der Opfer, die ihre Flugbewegungen eigentlich auslösen müssten. Sie haben rechnerisch fast 100 Tote weniger als Deutschland.

Die Abgase haben aber auch eine schützende Wirkung, zeigte die Mitarbeiterin eines der Autoren der aktuellen Studie schon 2009. Stickoxide in der Luft dämpften die Sonneneinstrahlung und verhinderten so in den USA rechnerisch 20 Todesfälle durch Hautkrebs pro Jahr. Dem stehen laut ihrer Untersuchung 210 Opfer der Flugzeugabgase gegenüber, die allein durch die Emissionen bei Starts und Landungen verursacht werden.

© SZ vom 30.09.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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