Infektionskrankheit:Keuchhusten-Impfung schützt nur kurz

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Die Wirkung des Impfstoffs gegen Keuchhusten schwindet rascher als gedacht. Für Neugeborene könnte dies gefährlich werden.

Von Berit Uhlmann

Wollte man den Keuchhusten als Comic darstellen, käme wohl eine Figur mit weit aufgerissenen Augen und rundem Mund heraus. Über ihrem Kopf würde eine Sprechblase schweben, darin ein riesiges: "WHOOP". Das charakteristische Geräusch folgt oft auf die heftigen Hustenanfälle, es kommt auch im englischen Namen whooping cough vor - und es ist seit einigen Jahren wieder häufiger zu vernehmen. Einen möglichen Grund für den Anstieg der Infektionen mit Pertussis-Bakterien liefert jetzt eine Studie aus Kanada.

Seit etwa 20 Jahren wird in vielen Industrienationen ein neuer Impfstoff eingesetzt. Er ist besser verträglich, aber offenbar weniger wirkungsvoll: Das Risiko einer Infektion ist mit dem neueren Vakzin doppelt so hoch als mit dem alten, schreiben die Mediziner im Canadian Medical Association Journal. Sie zeigen zugleich, dass der auch in Deutschland verwendete modernere Impfstoff seinen anfänglich hohen Schutz recht schnell verliert. Vier Jahre nach der Immunisierung sind nur noch 62 Prozent der Geimpften sicher. Ab dem achten Jahr können lediglich 41 Prozent mit einem Schutz rechnen. Die Wissenschaftler hatten den Impfstatus von fast 500 Erkrankten ausgewertet. Ihr Ergebnis deckt sich mit Beobachtungen aus anderen Ländern.

Die Forscher wollen die Impfung an sich nicht infrage stellen: "Am effektivsten können Eltern den Keuchhusten verhindern, wenn sie ihre Kinder rechtzeitig impfen lassen", schreiben sie. In Deutschland wird auch Erwachsenen mindestens eine Auffrischungsimpfung empfohlen. Allerdings wird die Empfehlung nach Angaben des Robert Koch-Instituts nur unzureichend umgesetzt. Die Nachlässigkeit kann vor allem für Neugeborene gefährlich werden. Säuglinge können erst ab dem dritten Lebensmonat geimpft werden, besitzen bis dahin aber keinen Nestschutz. Zugleich verläuft die Erkrankung bei ihnen oft schwer, mitunter tödlich. Erwachsene überstehen die auch 100-Tage-Husten genannte Krankheit dagegen meist gut.

© SZ vom 27.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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