Krank durch Zigaretten:Zerstörte Lungen, kaputte Zähne

TOBACCO HEALTH WARNINGS CANBERRA

Dass Zigaretten die Zähne zerstören, ist ein Aspekt, vor dem auf Zigarettenpackungen gewarnt wird. Hier: der Entwurf für eine Schachtel aus Australien.

(Foto: dpa)

COPD, Krebs, Impotenz: Es hat weitreichende Folgen, dass Raucher ihre Lungen täglich mit giftigem Qualm durchfluten. Die größten Gesundheitsrisiken von Zigaretten.

Von Nina Buschek

Rauchen schädigt nicht nur die Atemwege. Über die feinen Blutgefäße der Lunge gelangen giftige Chemikalien aus dem Tabakrauch ins Blut und verteilen sich im gesamten Körper. Mit jeder Zigarette steigt das Risiko für Lungen-, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs. Auch um Mundgesundheit, Leistungsfähigkeit und Potenz ist es bei Rauchern schlechter bestellt. Ein Überblick über die Risiken des Rauchens:

Erkrankungen der Lunge

Raucherlungen funktionieren schlechter als Nichtraucherlungen, das haben viele Studien eindeutig belegt. Je mehr und je länger ein Mensch raucht, desto weniger Luft kann er pro Atemzug in Bewegung setzen. Bei körperlicher Belastung fehlt die Reserve für tiefere Atemzüge, um Muskeln und Herz mit ausreichend Sauerstoff zu versorgen. Die Luft wird knapp.

Auch die natürliche Abwehrfunktion der Atemwege leidet unter dem Tabakrauch. Schadstoffe, Schmutz und Staub werden weniger effektiv beseitigt. Raucher sind deshalb anfälliger für Atemwegsinfekte.

Die typische Raucherkrankheit heißt COPD. Die Abkürzung steht für "Chronic Obstructive Pulmonary Disease", auf Deutsch chronisch obstruktive Lungenerkrankung. Durch den Tabakrauch sind die Atemwege chronisch entzündet und verengt. Das macht sich durch Raucherhusten und vermehrten Auswurf bemerkbar. Mediziner sprechen auch von einer chronisch obstruktiven Bronchitis. Später leiden die Betroffenen zunehmend unter Atemnot, insbesondere das Ausatmen fällt schwer. Schreitet die Erkrankung weiter fort, kann sich ein sogenanntes Lungenemphysem ausbilden. Dabei ist das Atmungsorgan krankhaft überbläht. Die feinen Lungenbläschen sind irreparabel zerstört und der lebensnotwendige Gasaustauch funktioniert nur noch unzureichend.

Die COPD ist fast immer Folge einer langen Raucherkarriere. 90 Prozent der Betroffenen sind Raucher oder ehemalige Raucher. Je mehr und je länger jemand qualmt, desto wahrscheinlicher steigt die Lunge irgendwann aus. COPD fordert mehr Todesopfer unter Rauchern als Lungenkrebs.

Frauen reagieren offenbar empfindlicher auf Tabakrauch. Sie erkranken häufiger an COPD als Männer, die genauso viel rauchen. Aber wenn sie aufhören, bessert sich ihre Lungenfunktion auch schneller und nachhaltiger als bei männlichen Rauchaussteigern.

COPD ist nicht heilbar. Medikamente können die Beschwerden nur teilweise lindern. Mit dem Rauchen aufzuhören, kann die Erkrankung aufhalten.

Rauchen und Passivrauchen fördern Asthma. Tabakrauch erhöht sowohl die Wahrscheinlichkeit, an Asthma zu erkranken, als auch einen akuten Anfall zu erleiden. Kinder, deren Eltern rauchen, sind diesem Risiko schutzlos ausgeliefert. Belegt ist auch, dass Babys häufiger unter Allergien leiden, wenn die Mutter in der Schwangerschaft geraucht hat. Und aus einer Allergie kann sich wiederum Asthma entwickeln.

Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Raucherbein, Herzinfarkt und Schlaganfall haben eine gemeinsame Ursache: Arteriosklerose, im Volksmund Arterienverkalkung genannt. Die Chemikalien im Tabakrauch reizen die Wände der Blutgefäße, der Körper wehrt sich mit Entzündungsreaktionen. Dabei entstehen Ablagerungen, die Gefäße werden enger und Herz, Hirn oder Beine schlechter durchblutet. Zusätzlich erhöht Rauchen den Blutdruck, was ebenfalls ein Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist.

Die Verengung der Blutgefäße in den Beinen kann im Extremfall eine Amputation nötig machen. Wird das Herz nicht richtig durchblutet, kann es zum Herzinfarkt kommen. Forscher schätzen, dass mindestens jeder dritte Herzinfarkt auf das Rauchen zurückzuführen ist. Weltweit durchgeführte Studien zeigten, dass das Rauchen eines der größten vermeidbaren Herzinfarktrisiken darstellt, unabhängig von Region, Bevölkerungsgruppe, Geschlecht oder Alter.

Der effektivste Weg, Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorzubeugen, ist, konsequent mit dem Rauchen aufzuhören. Schon 24 Stunden nach der letzten Zigarette verringert sich das Herzinfarktrisiko. Fünf Jahre nach dem Rauchstopp nimmt auch das Schlaganfallrisiko messbar ab.

Krebs und Mundgesundheit

Krebs

Im Rauch jeder einzelnen Zigarette stecken Chemikalien, die Krebs auslösen können. Und zwar nicht nur Lungenkrebs, sondern auch bösartige Tumoren der Mundhöhle, des Kehlkopfs und der Speiseröhre. Auch Krebs im Nasen- und Rachenraum, Leber- und Bauchspeicheldrüsenkrebs, Krebs der Niere und Harnblase sowie Brust- und Gebärmutterhalskrebs und bestimmte Formen der Leukämie können durch Rauchen ausgelöst werden.

Bei Lungenkrebs ist der Zusammenhang besonders deutlich: 90 Prozent der Männer und zirka 60 Prozent der Frauen, die in Deutschland an Lungenkrebs erkranken, sind oder waren Raucher, sagt die Statistik. Je länger und je mehr man raucht, je tiefer und öfter man inhaliert und je mehr Teer und Nikotin die Zigaretten enthalten, desto höher ist das Krebsrisiko.

Mundgesundheit

Raucher haben häufiger als Nichtraucher unschöne Verfärbungen an Zähnen, Lippen und Zahnfleisch sowie eine belegte Zunge. Weniger bekannt ist, dass auch die Mundgesundheit unter dem Tabakrauch leidet.

So büßen die Schleimhäute unter dem giftigen Qualm ihre Abwehrfunktion ein und Krankheitserreger haben leichteres Spiel. Das macht Raucher nicht nur anfälliger für Infekte, sie leiden auch häufiger an Parodontitis als Nichtraucher. Die Entzündung von Zahnfleisch und Zahnbett schwächt den Zahnhalteapparat und die Zähne können ausfallen. Studien zeigen, dass Raucher häufiger ihre Zähne verlieren als Nichtraucher.

Auch das Kariesrisiko steigt mit der Zahl der täglich gerauchten Zigaretten. Weil Wunden im Mundraum schlechter heilen, ist nach zahnärztlichen Eingriffen häufiger mit Komplikationen zu rechnen. Bei starken Rauchern können zum Beispiel Implantate verloren gehen.

Fruchtbarkeit und Fitness

Störungen der Fruchtbarkeit

Die Zigarette in der Hand mögen manche sexy finden. Fakt ist, dass Rauchen dem Liebesleben ganz und gar nicht zuträglich ist. Es erhöht das Risiko von Impotenz und Erektionsstörungen.

Raucher haben schlechtere Chancen, ein Kind zu zeugen, denn ihrem Sperma mangelt es oft an Qualität. Die Gifte aus dem Zigarettenrauch verteilen sich mit dem Blut im ganzen Körper. In den Hoden stören sie das Wachstum und die Entwicklung der Spermien. Die Samenzellen von Rauchern sind deshalb oft kleiner und oft weniger beweglich als die von Nichtrauchern. Zudem tragen sie häufiger Erbgutschäden. Befruchtet ein schadhaftes Spermium die Eizelle kann der Embryo absterben.

Raucher leiden doppelt so häufig unter Erektionsstörungen wie Nichtraucher. Je mehr Zigaretten ein Mann raucht, desto wahrscheinlicher werden Pannen im Bett - auch schon in mittleren Jahren. Der Tabakrauch beeinträchtigt die Fähigkeit der Blutgefäße, sich nach Bedarf zu weiten oder zu verengen. Für eine Erektion ist das jedoch unverzichtbar.

Mangelnde Fitness

Nach einer langen Raucherkarriere schwächen oft Lungenleiden oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen die Leistungsfähigkeit. Doch auch schon bei der ersten Zigarette gilt: Wer raucht, kommt schneller aus der Puste. Beim Sport wird das besonders deutlich. Mit dem Zigarettenrauch gelangt Kohlenmonoxid ins Blut. Das Gas bindet rote Blutkörperchen und verdrängt Sauerstoff von seinen Andockstellen. Mit jedem Zug an der Zigarette werden die Organe schlechter mit Sauerstoff versorgt. Bei körperlicher Belastung steigt der Bedarf in Muskeln und Herz aber kurzfristig an. Wer geraucht hat, kommt jetzt schneller an seine Grenzen.

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